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Youngtimer Trophy
28.04.2016

Platz zwei für Reich und von Niesewand

Auch als Zweitplatzierter eines Rennens kann man nach dem Fallen der Zielflagge allen Grund zur Freude haben. Das bewiesen am vergangenen Wochenende einmal mehr die Lohmarer Marc-Uwe von Niesewand und sein Vater, "Deutschlands schnellster Steuerberater" Uwe Reich. Die beiden Rheinländer teilten sich einen von KWL-Motorsport eingesetzten Audi 50, der trotz seines doch recht betagten Alters von mehr als 40 Jahren immer noch zu den schnellsten Tourenwagen in seiner Klasse gehört.

Auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg zeigte das Vater-Sohn-Gespann bereits in der ersten Rennhälfte der Konkurrenz die Rückleuchten seines Ingolstädter Flitzers und musste sich nach der Renndistanz nur einem Mitbewerber mit einem baugleichen Fahrzeug geschlagen geben. Bereits im Qualifying am Samstag Vormittag bewies Uwe Reich, dass an diesem Wochenende mit ihm zu rechnen sein würde. Weil sein Sohn aus beruflichen Gründen erst am Abend in Hockenheim eintraf, nahm das Mitglied des MSC Wahlscheid für die Zeitenjagd hinter dem Steuer des Audi 50 Platz. Im ersten Durchgang benötigte Reich auf noch feuchtem Asphalt noch 2:38,858 Minuten für den 4,574 km langen Grand Prix-Kurs, auf dem im Sommer auch die Formel 1 wieder zu Gast sein wird. Im zweiten Zeittraining legte der bereits 75-jährige Routinier dann aber noch einmal kräftig nach, denn diesmal blieb die Stoppuhr bereits nach 2:20,371 Minuten stehen, was Startplatz drei in der Klasse 33 der Fahrzeuge bis 1300 ccm der Jahrgänge 1976 bis 1981 sowie eine gute Mittelfeldposition im Gesamtklassement bedeutete.

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Als am Sonntag Morgen das Feld der insgesamt mehr als 50 Teilnehmer ins Rennen geschickt wurde, setzte sich Reich bereits in den ersten beiden Runden erfolgreich gegen die Mitbewerber durch und konnte gleich mehrere Positionen gut machen. Am Ende der dritten Runde bog der gebürtige Braunschweiger dann in die Boxengasse ab, um bei dem von Reglement vorgeschriebenen Pflichtstopp das Auto an Marc-Uwe von Niesewand zu übergeben. Der Lufthansa-Projektingenieur setzte die Aufholjagd sogleich fort und schob sich trotz fehlendem Training Runde um Runde mit spektakulären Überholmanövern immer weiter an die Spitze. Nur der in den letzten Minuten einsetzende Regen verhinderte am Ende eine Top-Ten-Platzierung, aber immerhin überquerte der KWL-Audi mit der Nummer 157 nach einer Stunde Renndauer als Gesamt-Elfter sowie Zweiter seiner Klasse den Zielstrich.

„Von Startplatz 35 auf P11 - das war ein Rennen, wie ich es mag”, strahlte von Niesewand hinterher. „Die technischen Veränderungen, welche Rolf Krogel und seine Mannschaft über den Winter ausgetüftelt haben, gingen genau in die richtige Richtung. Das Auto hatte ordentlich Leistung und ließ sich wunderbar fahren. Ich habe mich fast so gefühlt wie in dem Renault Clio, mit dem ich 2012 den Bohemia-Cup gewonnen habe! Es macht nach wie vor echt Spaß diese älteren Renngefährten über die Strecke zu jagen, denn neuartige Fahrhilfen wie ABS, Antischlupfregelung, Schaltwippen am Lenkrad etc. sucht man hier vergeblich. In den Audi 50 steigst du ein und musst richtig am
Lenkrad kurbeln.”

Auch Uwe Reich war mit dem Ergebnis rundum zufrieden: „Wir haben wieder einmal mit einer außergewöhnlichen Taktik den Grundstein zu unserem Erfolg gelegt. Durch den sehr frühen Boxenstopp konnte Marc-Uwe auf einer relativ freien Strecke fahren und mit einer Reihe von schnellen Runden den Vorsprung herausfahren, der uns am Ende vor die Gegner brachte. Nur der Audi von Olaf Rost war diesmal für uns außer Reichweite, aber es kommen ja in diesem Jahr noch einige Rennen und dann werden wir sehen, ob wir es nicht auch einmal ganz nach oben auf das Siegerpodest schaffen.”

Den nächsten Einsatz planen Reich und von Niesewand beim Youngtimer-Festival in Spa-Francorchamps. Auf dem Traditionskurs in den belgischen Ardennen tragen die beim Publikum überaus beliebten Fahrzeuge der Baujahre 1966 bis 1991 ebenfalls ein Rennen über 60 Minuten aus. Sowohl Rekordstarter Reich, der in seiner mehr als 45-jährigen Rennfahrerkarriere praktisch alles bewegt hat was Räder hat, als auch sein Sohn haben auf dem mehr als sieben Kilometer langen Grand Prix-Kurs bereits reichlich Erfahrung gesammelt, sodass auf jeden Fall auch in der Wallonie eine Top-Platzierung angepeilt werden kann.