Ein Finale hat seine ganz besondere Dramatik. Wenn dann auch noch mehrere Fahrer Chancen auf den Meistertitel haben, können Glück oder Pech zu den entscheidenden Faktoren werden. Am Ende nahm mit Georg Vetter ein Pilot den Titel empfang, der wohl selbst damit nicht mehr so wirklich gerechnet haben dürfte. Der Schwarzwälder siegte zwar so oft wie kein anderer Pilot in der Klasse, hatte jedoch das Pech, dass meist zu wenig Gegner antraten. Dementsprechend sammelte die Konkurrenz trotz weniger Siege mehr Zähler.
Eben mit jenen Außenseiterchancen reiste Vetter an den Nürburgring. Und tat, was er immer tat. Er fuhr zwei lupenreine Doppelsiege in der Klasse 3 vor Michael Schwarz-Bahl (Cayman S) und Günther Weber (964 Carrera 4) ein. Vor allem in der Anfangsphase des ersten Rennens mischte Vetter ganz vorne im Gesamtfeld mit. Dass es am Ende für den sympathischen Diplomingenieur zu seinem zweiten Meistertitel reichte, lag auch am Pech der Konkurrenz.
Eigentlich schien der Weg für Gerhard Kilian zu seinem ersten Meistertitel in der Porsche Club Historic Challenge reine Formsache zu sein. Im bisherigen Saisonverlauf hatte Kilian zehn von 13 Rennen in der Klasse 8 gewonnen. Mit einem Schachzug sorgte die Titelkonkurrenz zumindest dafür, dass zusätzliche Spannung aufkam. Benno Berwanger startete mit dem letztjährigen 997er in derselben Klasse wie Kilian. Prompt platzierte sich Berwanger im Zeittraining vor Kilian. Doch ein Dreher von Berwanger in der Einführungsrunde auf der vom Morgennebel noch feuchten Piste schien Kilian in die Karten zu spielen. Doch Berwanger kämpfte sich immer näher heran und ging schließlich vorbei. Um Meister zu werden, musste Kilian im zweiten Rennen nur noch ankommen. In Runde sieben waren die Titelhoffnungen jedoch schlagartig beendet. Kilian verbremste sich, rauschte durchs Kiesbett und drehte sich um 180 Grad. Der Porsche rollte wieder rückwärts auf die Strecke. Dabei krachte Rolf Rummel (996 GT2) in das Heck des Cup 911er. „Mir war unbegreiflich, wo das andere Auto herkam“, so ein schwer enttäuschter Gerhard Kilian. Zumindest den dritten Meisterschaftsrang, sowie den Sieg in der Kategorie 7+8 durfte er mit nach Hause nehmen.
Ertl und Schlager holen die Gesamtsiege
Dabei hatte es vor dem entscheidenden Rennen so gut ausgesehen. Denn weder Kim Bernwanger, noch Andreas Sczepansky (beide 997 GT3 Cup) konnten entscheidend punkten. Mann der Stunde in der Klasse 9 ist derzeit eindeutig Lukas Ertl (997 GT3 Cup). Der Youngster sicherte sich im ersten Heat den vierten Gesamtsieg in dieser Saison. Nur zu Anfang konnte Berwanger dem späteren Sieger Paroli bieten. Nach 13 Umläufen setzte sich Ertl mit über acht Sekunden Abstand deutlich gegenüber Berwanger durch. Souveräner Gesamtdritter und damit Sieger der Klasse 10 wurde Thorsten Rose in einem weiteren Porsche 997 GT3 Cup. Dahinter erkämpfte sich Andreas Sczepansky nach seinem Dreher gleich zu Beginn noch Rang vier. „Am Anfang waren es schwierige Bedingungen, weil die Strecke noch nass war. Im Laufe des Rennens hat sich eine trockene Linie gebildet, auf der man gut fahren konnte. Gleich in der ersten Runde hatte sich Andreas Sczepansky vor mir gedreht. In der letzten Kurve der ersten Runde ging ich noch an Kim Berwanger vorbei“, fasste Ertl die wichtigen Szenen zusammen.Bei trockenen Bedingungen im zweiten Heat war Jürgen Schlager (993 GT2) indes nicht zu halten. Im ersten Rennen hatte sich der Turbo-Porsche gleich in der ersten Runde eingangs Mercedes-Arena gedreht und war dem Feld hinterher gehetzt. Das brachte immerhin noch Platz fünf und vor Markus Alber (997 GT3 Cup) Rang drei in der Klasse 10 ein. Doch der Turbo-Pilot wollte den Gesamtsieg, denn die Eifel liegt dem Badener besonders gut. Im Juni feierte er noch einen Doppelsieg. Mit Lukas Ertl hatte Schlager zwar einen starken Gegner, doch Rennaction kam nur kurz auf. Da wegen des Kilian-Unfalls früh das Safety-Car auf die Piste kam, war das Rennen vorbei, ehe es eigentlich so richtig begonnen hatte. Die Piloten wurden noch losgelassen, um über den Zielstrich zu fahren. Hier lautete die Reihenfolge Schlager vor Ertl, Berwanger und Sczepansky. „Ich hätte das Rennen gerne ohne Safety Car beendet. Es war bis zu dem Zeitpunkt ein tolles Rennen. Ich konnte beim Start gleich auf die erste Position vorfahren und den Lukas Ertl auch hinter mir halten“, bedauerte der Sieger das Ende des letzten Saisonrennens. Lukas Ertl sah es ähnlich: „Jürgen Schlager ist mit seinen PS gleich beim Start vorbeigezogen. Ich bin nicht gleich rangekommen und das Safety-Car hat alles beendet. Schade, dass die Saison jetzt so mit dem Unfall geendet hat.“
Benno Berwanger feierte Doppelsieg in der Klasse 8
Erstmals ging das Vater-Sohn Duo Berwanger getrennt ins Rennen. Mit dem letztjährigen Einsatzfahrzeug landete Benno Berwanger gleich einen Doppelsieg. „Es war ein schöner Abschluss und es hat sich rentiert, dass wir ein zweites Auto eingesetzt haben. Im ersten Lauf habe ich mir das Leben selbst schwergemacht. Ich hatte mich in der Einführungsrunde gedreht und konnte meine Startposition nicht mehr einnehmen. Im Rennen habe ich mich nochmals gedreht. Ich habe die Klasse trotzdem noch gewonnen. Im zweiten Rennen wurde ich beim Start etwas eingeklemmt. Da ist Gerhard Kilian außen vorbei. Ich konnte ihn aber wieder ausbremsen und vorbeigehen. Mit dem Pech von Gerhard Kilian war leider alles vorbei“, berichtete Berwanger. Christian Voigtländer schnappte sich nach Platz drei im ersten Durchgang den zweiten Rang. Dritter wurde Bernhard Wagner.In der Klasse 7 fuhr Frank Willebrand einen Doppelsieg ein. Den Rückstand auf Dr. Florian Keck konnte er in der Meisterschaftswertung allerdings nicht mehr zu fahren. Keck sammelte mit seinen beiden zweiten Plätzen vor Claude Dichter die notwendigen Zähler, um in der Klasse den Titel zu holen.
Histo-Sieg geht knapp an Vater-Sohn Duo Mike und Dirk Torwesten
Bei den Historischen fuhren Mike und Dirk Torwesten einen Doppelsieg ein. Die beiden mussten mit ihrem grasgrünen Porsche dp 935 jedoch richtig kämpfen, um den gut aufgelegten Georg Vetter hinter sich zu halten. Nur 0,4 Sekunden betrug der Abstand im ersten Rennen. Die eigene Klasse hatte Mike Torwesten weitaus besser im Griff. Mit über 19 Sekunden Rückstand folgte Marcel van Rijswick (964 RSR) auf dem zweiten Platz. „Es war ein hartes Rennen und Georg Vetter hat sich heftig gewehrt. Für den Sieg musste ich ordentlich kämpfen“, so der schnelle Nachwuchs von Dirk Torwesten.Das Duell setzte sich, diesmal mit Vater Dirk am Steuer, fort. Durch die Safety-Car Phase wurde der schöne Zweikampf jäh ausgebremst. „Es war im Prinzip ein geschenkter Sieg. Mein Gegner Georg Vetter hat sehr gepusht. Ich musste zweimal Kampflinie fahren, sonst wäre er vorbei gewesen. Ich weiß nicht, wie das ausgegangen wäre. Er war heute sehr gut. Durch das Safety-Car war es ein geschenkter Sieg. Aber das ist Racing und ich freue mich natürlich trotzdem“, befand Dirk Torwesten. Dritter bei den Historischen und damit Zweiter der Klasse 4 wurde Peter Stox im Porsche 964 RSR. In der Klasse 2 feierte Kurt Hoffmann (968 CS) zwei lupenreine Siege vor Jürgen/Marika Seyler (944 S) und Andreas Pöhlitz (968 CS).