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Rallye WM
03.05.2017

Doppelpodium für Ford Fiesta WRC bei Rallye Argentinien

Dem von einem Ford EcoBoost-Turbomotor angetriebenen Fiesta WRC gelang am Sonntag auch beim vierten Lauf zur diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft der Sprung aufs Siegerpodest. Das Überraschungsduo Elfyn Evans/Daniel Barritt gab bei der WM-Rallye Argentinien die lange verteidigte Führung nach einem kleinen Fahrfehler erst auf der letzten von 18 Wertungsprüfungen (WP) her.

Nach 357,6 WP-Kilometern über zuweilen rauen Schotter mussten sich die beiden Waliser mit einem Rückstand von nur 0,7 Sekunden mit Rang zwei begnügen. Ott Tänak/Martin Järveoja fuhren mit ihrem Turbo-Allradler, der auf dem in Köln-Niehl produzierten Ford Fiesta basiert, auf Rang drei. Die Titelverteidiger Sébastien Ogier/Julien Ingrassia rundeten das Ergebnis für Ford als Viertplatzierte ab. Insgesamt setzte der Fiesta WRC auf elf Wertungsprüfungen die Bestzeit. Das von Ford unterstützte Team M-Sport konnte mit dem dritten Doppelpodiumsresultat der laufenden Saison seine Spitzenpositionen in der Fahrer- und Herstellerwertung der Rallye-Weltmeisterschaft verteidigen.

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„Sicher sind wir etwas enttäuscht, den Sieg hier in Argentinien um 0,7 Sekunden verpasst zu haben“, räumt M-Sport-Chef Malcolm Wilson ein. „Aber wir behalten die positiven Aspekte dieses Ergebnisses im Auge: Wir haben zum dritten Mal in diesem Jahr mit zwei Fahrern den Sprung unter die ersten Drei geschafft und standen bei jedem WM-Lauf dieser Saison mit mindestens einer Crew auf dem Posten. Auf diese Weise konnten wir die Führung in beiden WM-Wertungen behalten – das ist doch schon eine ganze Menge. Zugleich beweist die Tatsache, dass wir es mit drei Ford Fiesta bei dieser materialmordenden Veranstaltung unter die ersten Vier gebracht haben, wie stark das von uns geschnürrte Paket ist. Auch die einzelnen Prüfungszeiten zeigen, wie konkurrenzfähig wir mit allen drei Fahrern über das gesamte Wochenende waren. Elfyn Evans wird dem so knapp verpassten Sieg bestimmt noch etwas nachtrauern, zugleich hat er aber eine bärenstarke Vorstellung abgeliefert. Wahnsinn, wie knapp es nach seinen Problemen am Sonntagmorgen noch ausgegangen ist. Als alles lief, konnte ihn niemand angreifen. Für ihn gilt das gleiche wie für Ott Tänak: Beide werden nicht mehr lange auf ihren ersten Sieg bei einer WM-Rallye warten müssen.“


Elfyn Evans / Daniel Barritt (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3), Platz 2

Zwei Tage lang konnten Evans/Barritt in Argentinien Platz eins verteidigen, am Ende fehlten ihnen 0,7 Sekunden auf ihren ersten Sieg bei einer WM-Rallye. In die Sonntagsetappe starteten die beiden Waliser voller Zuversicht mit einem Vorsprung von 11,5 Sekunden auf den Belgier Thierry Neuville, stießen in WP 16 jedoch auf Bremsprobleme und büßten 2,5 Sekunden ihres Vorsprungs ein. Eine Prüfung später kostete ein nicht einwandfrei funktionierendes Anti-Lag-System (ALS), das den Ladedruck auch unter Teillast aufrecht erhält, weitere Zeit und verkürzte die Führung vor der abschließenden „Power Stage“ auf nur noch 0,6 Sekunden. Dort konnte Evans seinen Vorsprung bis zur ersten Zwischenzeit zwar noch einmal auf 3,1 Sekunden ausbauen, kämpfte anschließend aber mit abbauenden Reifen an der Hinterachse und musste sich schlussendlich geschlagen geben.

„Ich kann gar nicht genau sagen, wie ich mich fühlte“, gestand Elfyn Evans im Ziel. „Sicher ist es enttäuschend, diese Rallye mit so einem kleinen Rückstand nicht gewonnen zu haben. Für uns lief der Freitag wirklich gut und wir konnten uns einen guten Vorsprung erarbeiten. Seit dem Samstagmorgen aber mussten wir immer wieder mit kleineren Problemen kämpfen – einige gehen auf unser Konto, andere nicht. Am Ende hat es viele Gründe, warum wir so knapp an unserem ersten Sieg vorbeigeschrammt sind. Als alles gut lief, konnten wir ein wirklich großes Tempo vorlegen. Darauf bauen wir auf und werden stärker denn je zurückkehren. Thierry Neuville hatte seine Probleme am Freitag und ist danach wirklich stark zurückgekommen, das ist unbestritten.“


Ott Tänak / Martin Järveoja (Ford Fiesta WRC, Startnummer 2), Platz 3

Ott Tänak und sein Beifahrer Martin Järveoja nahmen die WM-Rallye Argentinien mit einer klaren Strategie auf: Sie wollten zum dritten Mal in diesem Jahr den Sprung unter die ersten Drei schaffen – ein Vorhaben, das sie mit Bravour umgesetzt haben. Nach einem etwas vorsichtigeren Tempo auf den harten Wertungsprüfungen des Freitags schlugen sie am Samstag zurück und sicherten sich auf den weniger robusten WP zwei Bestzeiten. Damit kletterten die Esten vom fünften auf den dritten Rang. Vor der dritten Etappe trennten sie nur 15 Sekunden von Platz zwei. Obwohl sie den Sonntag mit einer weiteren Bestzeit begannen, besann sich das Duo auf ihren eigentlichen Masterplan und konzentrierte sich auf die dritte Position, die es mit drei weiteren WM-Punkten für die drittschnellste Zeit auf der sogenannten „Power Stage“ unterstrich.

„Das beste Argentinien-Wochenende meiner Karriere“, so Tänak. „Bislang hatte ich bei dieser Rallye nur wenig Glück, also haben wir unsere Herangehensweise geändert und sind einem konkreten Plan gefolgt. Am Freitag gingen wir keine Risiken ein, vielleicht waren wir sogar etwas zu vorsichtig unterwegs, denn wir haben viel Zeit hergeschenkt. Seit Samstag, als die Prüfungen das Auto nicht mehr so traktierten, waren wir voll bei der Musik. Am Sonntag haben die beiden Jungs an der Spitze ziemlich aufgedreht, mehr als Rang drei lag für uns nicht in Reichweite – doch mit einer weiteren Podestplatzierung und einer guten Punkteausbeute für die Meisterschaft sind wir sehr zufrieden. Als nächstes steht die Rallye Portugal auf dem Programm, eine meiner Lieblingsveranstaltungen. Darauf freue ich mich sehr, denn wir befinden uns in beiden WM-Wertungen in einer hervorragenden Ausgangsposition.“


Sébastien Ogier / Julien Ingrassia (Ford Fiesta WRC, Startnummer 1), Platz 4 

Die beiden amtierenden Weltmeister konnten auch in diesem Jahr nicht den ersehnten ersten Sieg bei der Rallye Argentinien einfahren, sammelten als Viertplatzierte aber weitere wichtige Punkte für die Titelverteidigung. Am Freitag musssten die beiden Franzosen als Erste die Prüfungen eröffnen und für die Nachfolgenden eine sauberere Spur legen. Als sie am Samstag zurückschlagen wollten, fühlte sich das Auto für Ogier im Bereich der Hinterachse ungewohnt an. Hinzu kamen zu stark durchdrehende Reifen, die den Verschleiß in die Höhe trieben und ebenfalls eine Attacke verhinderten. Der vierfache Rallye-Champion konzentrierte sich fortan auf Rang vier und sichere WM-Zähler. Mit 14 WM-Punkten aus Argentinien konnte Ogier seine Führung in der Fahrerwertung weiter ausbauen.

„Das war für uns ein schwieriges Wochenende“, räumte Ogier ein. „Das Auto fühlte sich eigenartig an, das hat mir in letzter Konsequenz etwas Vertrauen in das Fahrverhalten genommen. Wir wissen derzeit noch nicht, woran dies gelegen haben kann. Bis zum nächsten WM-Lauf gucken wir uns das aber genau an, um die Ursache zu ergründen und abzustellen. 14 Punkte sind allen Schwierigkeiten zum Trotz ein gutes Ergebnis. Wir liegen in der Fahrerwertung auch weiterhin auf Platz eins, das ist das Wichtigste.“