Am Sachsenring habt ihr den Fahrertitel gewonnen, was ist in der Zeit nach dem Titel so alles passiert?
Eike Angermayr: „Ich hatte zunächst etwas Zeit gebraucht, den ADAC GT4 Germany-Titel so richtig zu realisieren. Beim Saisonfinale ging alles ja sehr schnell. Insgesamt ist bei mir nicht viel passiert. Wie immer wurde ich pünktlich nach dem Saisonende krank. Somit verbrachte ich viel Zeit zuhause.“ Mads Siljehaug: „Ich habe das Münchner Oktoberfest und den Cannstatter Wasen besucht. Ich hatte mir ja bereits für die Meisterfeier der ADAC GT4 Germany eine Lederhose gekauft, somit konnte ich auch auf Wiesn und Wasen in traditioneller Tracht gehen. Das war ein Riesenspaß. Danach war auch ich zwei Wochen lang krank. Das ist bei mir nach einer Rennsaison aber ebenfalls nichts Ungewöhnliches.“
Gab es besondere oder außergewöhnliche Glückwünsche zum Titel?
Angermayr: „Ich kenne Patric Niederhauser sehr gut, da er in einem KTM in der europäischen GT4-Serie unterwegs ist. Patric holte 2019 bekanntlich im ADAC GT Masters den Titel. Somit konnten wir bei der Abschlussparty gemeinsam feiern.“ Siljehaug: „Ich habe mich vor allem über die tollen und sehr speziellen Worte unseres Teamchefs Hans Reiter gefreut. Es war genau dieses Lob, welches ich unbedingt bekommen wollte.“
Wie habt ihr das dramatische und spannungsgeladene Finale am Sachsenring erlebt?
Angermayr: Nach dem Sieg am Samstag hatte ich eine ganz merkwürdige Stimmung. Ich konnte mich gar nicht wirklich freuen, da ich wusste, dass am Sonntag die Meisterschaftsentscheidung ausstand. Somit kam gleich nach dem Rennen wieder die Anspannung hoch. Auch der Sonntag verlief sehr nervenaufreibend. Als es schließlich mit den Titel geklappt hatte, fiel mir ein großer Stein vom Herzen.“ Siljehaug: „Ich hatte mich das ganze Wochenende darauf fokussiert, keine Fehler zu machen. Somit hatte ich jede Situation genauestens überlegt, bevor ich agierte. Normalerweise fahre ich eher nach Instinkt.“
Was war für euch beide der Schlüssel zum Titelgewinn?
Angermayr: „Definitiv die Konstanz. Wir hatten in der Saison nur einen Ausfall wegen eines technischen Defekts. Außerdem ließen wir uns eigentlich fast nichts zu Schulden kommen und bekamen beispielsweise nur eine Durchfahrtsstrafe. Doch selbst in diesem Rennen, das am Nürburgring stattfand, sammelten wir noch Punkte. Diese Konstanz brachte uns letztendlich den Titel.“ Siljehaug: „Unser Team war einfach perfekt organisiert. Es gab eine sehr gute Arbeitsstruktur. Die am Rennwochenende zur Verfügung stehende Zeit nutzten wir immer ideal aus, beispielsweise bei der Setup-Arbeit in den freien Trainings. Somit kamen wir immer schnell auf Speed.“
Abgesehen vom Titelgewinn, was war euer persönlicher Höhepunkt in der Saison 2019?
Angermayr: „Da kommt mir gleich das Wochenende in Zandvoort in den Sinn. Dort passte wirklich alles zusammen. Unser Hotel lag nur nur wenige Kilometer vom Strand entfernt, was eine tolle Atmosphäre und irgendwie auch etwas Urlaubsfeeling brachte. Mads und ich sind inzwischen sehr gute Freunde und hatten vier tolle Tage erlebt, die sogar von einem Rennsieg gekrönt wurden.“ Siljehaug: „Stimmt, Zandvoort war auf jeden Fall ein sehr schönes Wochenende. Am meisten machte mir aber Lauf eins am Sachsenring Spaß. Da lieferte ich die beste Leistung der ganzen Saison ab.“
Und der Tiefpunkt der Saison?
Angermayr: „Es war von Anfang an klar, dass wir bei unserem Heimrennen am Red Bull Ring nicht vorne dabei sein würden, da die Streckencharakteristik unserem Fahrzeug nicht besonders liegt. Gleichzeitig erlebten wir dort aber auch unseren einzigen Ausfall der Saison. Für dieses Rennwochenende hätte ich mir insgesamt ein wenig mehr erhofft, da auch viele Fans und Freude zu Besuch kamen.“ Siljehaug: „Am Nürburgring hätte ich eine bessere Leistung aufrufen können. Außerdem hatte ich einen Fehler, als ich mich verbremste und den BMW von Claudia Hürtgen umdrehte. Ich bekam eine Durchfahrtsstrafe, was uns in letzter Konsequenz wohl einem Platz auf dem Podium kostete. Das war der hundertprozentige Tiefpunkt meiner Saison.“
Wann habt ihr erstmals darüber nachgedacht, dass es mit dem Titel in der ADAC GT4 Germany klappen könnte?
Angermayr: „Nach dem Zandvoort-Wochenende. Wir befanden uns zu Saison-Halbzeit auf Gesamtrang zwei. Da wusste ich, dass es etwas werden könnte.“ Siljehaug: „Grundsätzlich wusste ich von Anfang an, dass wir bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitreden könnten. Jedoch habe ich im Verlauf der Saison nie mehr wirklich darüber nachgedacht. Erst nach dem ersten Rennen am Sachsenring kam dieses Gefühl so richtig durch.“
Was macht euren Teamkollegen besonders?
Angermayr: „Mads hat definitiv einen wahnsinnigen Grundspeed. Ich kenne ihn schon seit 2017, doch dieses Jahr hat er seinen Speed nochmals hochgeschraubt. Außerdem hat er in den letzten Jahren auch seine Konstanz enorm verbessert. Ich muss vor ihm meinen Hut ziehen. Denn egal ob Qualifying oder Rennen – Mads war immer top. Auf ihn konnten wir uns immer verlassen. Außerdem ist Mads auch ein sehr emotionaler Mensch.“ Siljehaug: „Eike ist noch sehr jung. Dennoch fährt er bereits extrem gut. Als ich in seinem Alter war, hatte ich noch nicht einmal an internationalen Rennen teilgenommen. Das Einzige, was uns derzeit noch unterscheidet, sind Alter und Erfahrung. Eike ist einfach ein toller Pilot und ein super Typ.“
Werdet ihr 2020 in die ADAC GT4 Germany zurückkehren, um den Titel zu verteidigen?
Angermayr: „Ich würde es mir wünschen. Es stehen im Winter noch einige Verhandlungen an, wie es weitergehen soll. Es wäre natürlich toll, wieder gemeinsam mit Mads, dem Team und auch unserem Ingenieur in der ADAC GT4 Germany antreten zu können. Wir sind in diesem Jahr alle sehr zusammen gewachsen und eine Art Familie geworden. Es würde mich sehr freuen, wenn es so weiter gehen könnte.“ Siljehaug: „Das ist natürlich das ultimative Ziel. Die ADAC GT4 Germany ist eine richtig gute Serie und hat dahingehend auch meine Augen geöffnet. Ich hab die Saison sehr genossen. Leider ist es nicht meine Entscheidung, ob ich 2020 wieder mit dabei sein kann. Mein Teamchef Hans Reiter setzt mich dort ein, wo ein guter Copilot benötigt wird. Gerne würde ich jetzt schon ein Ja geben, aber wir arbeiten noch daran.“