Nach dem spannenden und abwechslungsreichen Auftakt steht fest: Die WTCR-Saison 2019 glänzt mit Hochspannung, und die deutschen Fans dürfen sich freuen. Denn den Auftaktsieg im ersten von drei Rennen des Wochenendes holte mit dem Argentinier Esteban Guerrieri (Honda Civic TCR) ein Pilot, der für das deutsche Team All-Inkl.com Münnich Motorsport an den Start geht. Mit dem amtierenden Champion Gabriele Tarquini (IT) im Hyundai i30N TCR bestieg in Lauf zwei dann ein alter Bekannter die oberste Stufe des Podiums, nachdem Markenkollege Nicky Catsburg (NL) in Führung liegend ausgefallen war.
Lauf drei hätte zur Show des Belgiers Frederic Vervisch werden können. Doch der Audi-Pilot konnte seine Pole-Position nicht umsetzen und verlor den Start gegen Yvan Muller (FR) und Thed Björk (SE), die in diesem Jahr beide im Lynk & Co unterwegs sind und auch dem chinesischen Fabrikat den ersten WTCR-Sieg 2019 bescherten. Auch diesmal hatte der Führende aber kein Glück: Muller schied ebenfalls aus, und Björk konnte sich schließlich als dritter Pilot in die Siegerliste 2019 eintragen.
Rennen 1: Guerrieri holt Premiensieg für deutsches Team All-Inkl.com
Esteban Guerrieri (AR) machte schon im ersten Qualifying klar, dass er an diesem Premierentag der FIA-WTCR-Saison 2019 nichts anbrennen lassen würde: mit 1:24,773 Min. auf dem nur 2,97 km langen Straßenkurs im Marrakesch markierte er im Honda Civic Type R die Pole-Position, lag damit allerdings nur knappe 0,239 Sekunden vor dem Franzosen Yvan Muller (Lynk & Co 03 TCR). Der allerdings musste nach dem Qualifying den Motor wechseln und startete deshalb aus der Boxengasse, was ihm im Rennen alle Chancen nahm. Guerrieri bestimmte dafür das Geschehen: „Mein Start war nicht so großartig, aber ich habe es geschafft, die Führung zu übernehmen“, beschrieb der 34-Jährige anschließend, „danach musste ich alles geben, um die anderen hinter mir zu halten, aber ich habe es geschafft.“ Im Ziel trennten die ersten sieben Fahrer fünf Sekunden.Thed Björk (SE) übernahm die Rolle der Speerspitze für die chinesische Marke Lynk & Co und sicherte sich im Ziel den zweiten Platz. Als Dritter machte Guerrieris Landsmann und Teamkollege Nestor „Bebu“ Girolami den perfekten Saisonstart für All-Inkl.com komplett. Der Rennsieger freute sich anschließend: „Ein großartiges Gefühl, die Saison gleich mit einer Pole-Position und einem Rennsieg zu beginnen! Dass mit ‚Bebu' ein Teamkollege und guter Freund als Drittplatzierter mit auf dem Podium steht, macht es noch besser. Das Team All-Inkl.com-Münnich Motorsport hat einen Wahnsinsjob in der Vorbereitung gemacht, dennoch wussten wir nicht, was uns hier erwarten würde.“ Der amtierende WTCR-Champion Gabriele Tarquini verfehlte als Viertplatzierter zwar das Podium. Aber der Italiener zeigte, dass auch sein Hyundai i30N TCR in Marrakesch konkurrenzfähig ist – und das sollte er bereits am Sonntag noch einmal unterstreichen.
Rennen 2: Volle Punkte für den Champion
Auch das Qualifying am Sonntagmorgen zeigte, dass es in der FIA WTCR 2019 äußerst eng zugeht und die Ingenieure aller Teams und Hersteller über den Winter ihre Hausaufgaben gemacht haben: Fünf Fabrikate wechselten sich bunt gemischt in den ersten fünf Startreihen ab. Der Schnellste war dabei Frederic Vervisch im Audi RS3 LMS. Der Belgier rangierte nach den drei Qualifyingsessions mit 1:24,721 Min. ganz vorne auf dem Zeitentableau vor dem erneut als Zweitschnellsten gestoppten Yvan Muller.Die erste Startreihe im zweiten Rennen, das traditionell im „Reverse-Grid“-Modus gestartet wird, hatte aber erst einmal ein Hyundai-Duo: Nicky Catsburg (NL) und Gabriele Tarquini (IT) hatten sich mit ihren Plätzen neun und zehn im Qualifying diese gute Ausgangsposition gesichert und setzten dies auch äußerst gekonnt um: Catsburg übernahm von Beginn an die Führung, die er eskortiert vom amtierenden FIA-WTCR-Champion Gabriele Tarquini auf P2 bis zur Rennmitte hielt. Dann aber erwischte ihn der Defektteufel. Ein Bremsversagen am Hyundai führte zu einem Einschlag in die Reifenstapel.
So übernahm Routinier Tarquini in der fälligen Safety-Car-Phase die Spitze des Feldes, ließ auch beim Restart nichts anbrennen und rettete Sieg über die verbleibenden Runden bis ins Ziel. Schon 2018 hatte er in Marrakesch ganz oben auf dem Treppchen gestanden, doch der 57-jährige Ex-Formel-1-Pilot machte klar: „Das ist etwas ganz anderes als im vergangen Jahr! Da waren wir hier mit den Hyundai praktisch nicht einzuholen und standen mit drei i30-Piloten auf dem Podium. In diesem Jahr geht es weit enger zu. Nicky hatte einen Superstart, und ich konnte ihn nicht überholen. Als er dann abflog, war ich ja gleich hinter ihm – es sah heftig aus. Das tut mir wirklich leid für ihn, er hätte den Sieg verdient gehabt.“
Hinter Tarquini liefen die Franzosen Jean-Karl Vernay im Audi RS3 LMS sowie Yann Ehrlacher im Lynk & Co im Ziel ein. Esteban Guerrieri (Honda) und Mikel Azcona (ES) im Cupra TCR komplettierten das Quintett von fünf verschiedenen Marken auf den ersten fünf Plätzen.
Rennen 3: Björk holt den Überraschungssieg
Audi gegen Lynk & Co lautete das Startduell in Rennen 3, und es ging zugunsten des Newcomers aus. Yvan Muller und Thed Björk konnten mit ihren „Chinakrachern“ Pole-Sitter Frederic Vervisch im Audi überrumpeln und die Doppelführung übernehmen, während sich der Belgier auf Position drei einsortieren musste. Da im Startgetümmel der Wiedereinsteiger Tiago Monteiro (Honda) auf der Strecke ausfiel, gab es auch in diesem Rennen eine Safety-Car-Phase. Die Lynk & Co-Piloten verwalteten die Führung auch nach dem Restart bis zur Rennmitte, als Muller zunächst Vibrationen an die Box meldete. Bereits eine Runde später musste der Franzose mit einem Getriebeschaden endgültig die Segel streichen, und Vervisch erbte so den zweiten Platz. Für den Schweden war der Saisonauftakt damit perfekt, konnte er sich doch mit dem Rennsieg auch die Tabellenführung sichern.„Yvan und ich hatten einen fantastischen Start und sind quasi von der Linie weggeflogen“, schilderte der euphorische Björk nach dem Zieleinlauf. „Als Yvan dann Probleme bekam, habe ich nur noch versucht, das Auto auf der Strecke zu halten und den Sieg ins Ziel zu bringen. Es ist irgendwie irreal: Das erste Mal mit einem neuen Auto antreten und gleich einen Sieg holen – Wahnsinn. Der Lynk & Co fühlte sich hier auf dem Straßenkurs sehr gut an, und ich denke er wird auch auf den nun anstehenden Strecken eine gute Figur machen.“