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GTC
16.10.2019

GTC 12h von Cheb: KSF Bosch ganz stark!

Bereits im Quali Heat 1 der GTC 12h von Cheb (CZ) wussten alle Beteiligten, dass es erneut ein ganz enges Ding werden würde und der Fight um den Sieg sich erst in der Schlussphase entscheiden wird. Die ersten Fünf, angeführt vom MSC Oberflockenbach, lagen im Quali innerhalb von 15 Hundertstelsekunden.

Danach wurde es auch nicht entspannter. P6 bis P9 trennten gerade mal 16 Tausendstelsekunden und die straken Gaststarter von GO FAST! by Schnitzelalm waren nur 0,5 Sekunden von der Pole-Zeit entfernt, leider kommt dabei dann „nur“ P22 heraus, zumindest in illustrerer Gesellschaft, direkt hinter DG Racing by Messebau und ATW Racing, die immerhin mehrere GTC-Titel eingefahren haben.

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Die Top-Ten kämpfte anschließend in der „Sonderprüfung“ um die Pole-Position. Mit kalten Reifen, aus dem Stand heraus, direkt in die gezeitete Runde. Der KSF Bosch verfügte wohl über die besten Rallye- oder Slalomfahrer, die so etwas ja gewöhnt sind und sicherte sich eine deutliche Bestzeit vor Oberheide Motorsport und Honda Spirit.

So ging es dann pünktlich um 11:30 Uhr auf die 12-stündige Reise, die nach 7h planmäßig unterbrochen wurde, um am Sonntag dann die restlichen 5h in Angriff zu nehmen. Schnell war klar, keiner konnte sich entscheidend absetzen, zu breit ist die GTC-Spitze mittlerweile geworden, selbst die gewieftesten Taktiker konnten nicht mehr alle Siegkandidaten im Auge behalten. Es waren einfach zu viele. Für alle galt, bloß keinen Rundenrückstand einhandeln und den Boxenstopp so lange wie möglich rauszögern, um nicht in eine „Pace-Kart Falle“ zu tappen. Der MSC Oberflockenbach ging erstmal volles Risiko und fertigte die ungeliebten „Heavy-Hours“ (180 Minuten mit 10kg mehr) gleich in der Anfangszeit ab ohne sich einen entscheidenden Rückstand einzuhandeln, trotzdem segelte man unter dem Radar der anderen.

Zur 3h Marke mussten andere bereits mehr Federn lassen. Bei der Scuderia Nove Rosso brach der Krümmer, die #65 der Messebauer musste nach Feindkontakt gerichtet werden, bei ATW wanderte ein Radstern genau wie später bei Honda Spirit. Pech, man handelte sich dadurch mindestens eine Runde Rückstand ein. Über solch ein Pech konnte der MSC Oberflockenbach in diesem Jahr nur müde lächeln.

In Oppenrod brach die Hinterachse genau wie in Wittgenborn. Beim Bavarian 24h wurden sie dann abgeräumt und eine Generalrestaurierung der #34 wurde nötig. Defacto machte das schon drei „Nullnummern“ für den amtierenden Champion. Nun, in Cheb, näherte man sich der 4h Marke und blies zur Jagd auf die Spitze bis eine Lücke zwischen zwei Karts zuging, wo sich die #34 gerade hindurch tanken wollte. Hier ging den Beteiligten einfach der Platz aus und alle waren einer Meinung. Bei einem Langstreckenrennen sollte man da einfach zurückstecken und etwas abwarten. Zwischen zwei Karts hindurch zufahren kann gut gehen, muss es aber nicht. Die Fahrer müssen aber in Bruchteilen einer Sekunde entscheiden und handeln. Die Aktion ging schief, mit der Folge, dass die #34 ausgehebelt wurde, sich überschlug und kopfüber im Reifenstapel landete. Atem anhalten. Erst Pace-Kart, dann Rot. Der Arzt orderte den Krankenwagen und gab gleichzeitig Entwarnung. Schlüsselbeinbruch. Ausatmen. Das Kart aber hatte es nicht so glimpflich überstanden. Mehr oder weniger „Kernschrott“ Nach Rücksprache mit der Rennleitung fuhr der MSC Oberflockenbach ab diesem Zeitpunkt mit dem Reservekart, außerhalb der Konkurrenz weiter.

Die Hatz ging weiter und zur planmäßigen Unterbrechung war weiterhin alles offen. Der KSF Bosch hatte es sich an der Spitze gemütlich gemacht mit Oberheiden Motorsport im Nacken. Dahinter Talentfrei feat Ghost Busters als bestes Trophy-Team vor NFO Motorsport. Die Jungs mit der #91, ebenfalls aus der Trophy, zeigten eine Mega-Performance und ließen einfach nicht locker. Ebenfalls noch in der Runde des Führenden, die #11 der Schnitzelalm und Honda Spirit, die ihren Rundenrückstand durch den lockeren Radstern gerade wettgemacht hatten und nun mit 43 Sekunden Rückstand übernachten durften. Die Sekunden Rückstände waren durch die Unterbrechung zusammengedampft, schließlich geht es am nächsten Morgen zunächst hinter dem Pace-Kart in die Restdistanz.

ATW Racing verpasste knapp das „Zurückrunden“ und hatte auf P7 eine Runde Rückstand. Ab P8 waren die Abstände größer. Die Hausexperten.de, die Schnitzelalm Mädels und KSR Kollektiv Seidel bildeten nun die restlichen Top-Ten.

Tag 2 in Cheb: Das Feld konnte vollgetankt in die Startaufstellung um die Restdistanz in Angriff nehmen. Alle mussten noch fünf Fahrerwechsel absolvieren. Es galt nun die Turns auf das Maximum auszudehnen und eventuelle Pace-Kart Phasen für sich zu nutzen. Kurz nach dem Start dann das nächste Drama: Die bis dahin so stark auftrumpfenden Jungs von NFO werden von Aussetzern geplagt. Man entschloss sich zum Motorwechsel, der kurz darauf wieder zurück gewechselt wurde, nachdem man einen defekten Kerzenstecker als Übeltäter entlarvt hatte. Aus der Traum vom Top-Resultat. 

Im Feld aber wurde weiter Gas gegeben, man belauerte sich. Es blieb schwer, den Überblick zu behalten, nachdem die ersten Stopps absolviert wurden. Wer hatte getankt, wer musste noch wie viele FW absolvieren.

Die nächste Serie der Boxenstopps begann. Man suchte sich eine Lücke, um nicht an der Waage oder Tankstelle anzustehen, die Fahrtzeit lief ab, man musste nun in die Box. Das Kollektiv Seidel gab das „In-Signal“ spät, der Fahrer schaffte noch die Boxeneinfahr, war aber viel zu schnell und rauschte an seinem Vordermann mit stehenden Reifen, mittlerweile rückwärts, auf der Grasnarbe Richtung Waage und zerlegte dabei einige Teile der Ampelanlage. Die fällige Strafe warf die #89 fast aus den Top-Ten. 

Andere machten es besser und als fast alle ihren Halt absolviert hatten, rollte die #16 vom Team ADAC-Nordbaden mit leerem Tank aus. Pace-Kart. Unfreiwillig entschied die #16 so das Rennen, denn nun kam der KSF Bosch in die Box und wechselte unter Gelb den Fahrer. Bingo, Glück muss man haben. Was man auf der Strecke unmöglich herausfahren konnte, nämlich 1 Runde Vorsprung, leuchtete nun auf den Monitoren auf. Als es unter Grün weiterging, lag die #20 mit einer Runde vorn. Alle anderen schauten bedröppelt drein. Alle? Nein, einer nicht. Einer lächelte vor sich hin und saß entspannt auf der großen Übersichts-Terrasse. Thomas Angerer vom Schnitzelalm Team witterte die Chance, auf den ersten „richtigen“ Gesamtsieg seiner Mannschaft und das ausgerechnet beim Abschiedsrennen. Er hatte den richtigen Überblick. Man lag einen Fahrerwechsel vorn und musste auch nur kurz nachtanken, während der KSF Bosch einmal mehr stoppen musste und länger in der Tankstelle steht.

Er sollte recht haben, leider nicht komplett. Boxenstopp bereinigt holte sich die #11 tatsächlich eine Runde zurück. Zum Führungswechsel reichte es aber nicht ganz. Der KSF Bosch lag noch einige Sekunden vor der Schnitzelalm und machte nicht den Anschein hier noch etwas anbrennen zu lassen. Aus der Pole gestartet, die schnellste Rennrunde hingelegt und keinerlei Fehler gemacht, da ist es fast unmöglich für die Schnitzelalm, die kleine Lücke noch mal zuzufahren. Die letzten zehn Minuten brachen an. DG Racing by Messebau rollte aus. Alle schauen zum Rennleiter. Schickt er das Pace-Kart noch mal raus? Geht da noch was? Es gab noch einmal das Pace-Kart. Schnell wurde aber klar, dass es eng werden würde mit dem Re-Start. So kam es auch. Nachdem das Feld sortiert wurde und das Pace-Kart die Lichter ausgeschaltet hatte, sprang der Sekundenzeiger der Zeitnahme-Uhr über die 12h Marke. Das Pace-Kart bog in die Box ab, das Feld kam auf die Start-Ziel Gerade und wurde abgewinkt.

Der KSF Bosch gewann mit einer Mega-Leistung das letzte Rennen der Saison mit vier Sekunden Vorsprung vor Schnitzelalm Racing. Alle anderen folgten mit mindestens 2 Runden Rückstand. Angeführt auf P3 von Honda Spirit vor den unglaublichen von Talentfrei feat Ghost Busters und Oberheiden Motorsport. Die Braunschweiger Bavarian 24h Sieger mussten in ihrem Abschiedsrennen P4 noch durch eine 10-Sekundenstrafe (Speedlimit Box) abgeben. Die Hausexperten.de erkämpften sich hinter Oberheiden Motorsport dann Rang 6, knapp vor H&R by KRM Siegen. H&R bewies mit diesem Rang 7, dass es doch noch möglich ist, in die Top-Ten zu fahren oder um die Top-5 zu fighten, auch wenn die Rundenzeiten nicht auf absoluten Spitzen-Niveau liegen. Ihnen fehlten 3,5 Zehntel (P20 bei den Zeiten). Durch Konstanz, clevere Taktik und nie, niemals aufgeben war man am Ende doch vorne mit dabei. Well done! Dies gilt auch für die Schnitzelalm Mädels. P8, starkes Resultat, genau wie ATW Racing auf P9 und KSR auf Platz 10, beide mit kurzen Strafen oder kleineren Gebrechen im Ziel.

In die Top-Ten zu fighten wird immer schwieriger, nie zuvor in einer GTC-Saison gab es weniger technische Probleme (kein Motorschaden der neuen Generation in den letzten 2 Jahren!) Das Feld ist seit Jahren auch so eng zusammen, dass sich viele Fragen: Warum fahren wir überhaupt 12 Stunden, wenn sich eh alles erst in den letzten Minuten entscheidet? Dem KSF Bosch gelang in Cheb das, was sich jedes Team wünscht. Mit einem Sieg in die Winterpause zu gehen, um dann im nächsten Jahr, bestens motiviert einen neuen Angriff auf einen GTC-Laufsieg oder den Titel zu starten.