„Im Off-Roadbereich hat Space Drive noch einmal ganz andere Belastungen auszuhalten, von Unebenheiten, wechselnden Fahrbahnbelägen, Schmutz und Feuchtigkeit, bis hin zu deutlich längeren Distanzen als im klassischen Rennbetrieb“, sagt Roland Arnold, CEO der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co. KG sowie Geschäftsführer der Paravan GmbH, wo das System aus der Behindertenmobilität heraus entwickelt wurde. „Erste Tests im August haben uns gezeigt, dass sich das System als sehr robust – auch unter diesen harschen Bedingungen – erwiesen hat. Wenn Space Drive den Belastungen der Rallye standhält, dann sind wir auch mit Blick auf die Materialbeschaffenheit der Komponenten einen ganzen Schritt weiter.“
Erste Tests mit dem Ford Fiesta R5 fanden auf dem Area39 -Gelände in Gröningen statt. Das im Harzvorland gelegene Rallye-Test- und -Trainingsgelände gehört keinem geringeren als Armin Schwarz. Er ist bis heute der letzte deutsche Rallyepilot der einen Rallye-Weltmeisterschaftslauf gewann. In dem staubigen Schottergelände erwies sich das Fahrzeug in der Lenkung als sehr robust, wendig und kontrolliert – trotz der sehr schnellen Bewegungen und den Unebenheiten des Geländes.
„Emotional ist für mich Rallye, ein Fahrgerät zu beherrschen auf einer natürlichen Strecke. Mit Space Drive ist das was ganz Besonderes, weil es eine ganz neue Epoche markiert, was die Lenkungs- oder Fahrwerksentwicklung angeht“, sagt Rallyelegende Armin Schwarz nach dem ersten Test. „Das Auto geht eh wie der Teufel, da brauchst Du auch eine Lenkung, die hinterherkommt. Die Lenkung hat klare Vorteile, weil sie sofort einsetzt, sobald Du etwas tust. Wir programmieren etwas und es reagiert.“
Schwarz selbst wird im Rahmen der 23. Int. ADMV-Lausitz-Rallye, die vom 5. bis 7. November 2020 ausgetragen wird im Cockpit Platz nehmen, um den Härtetest unter realen Bedingungen zu erfahren. Auf der Beifahrerseite wird der aus Klausen stammende Rallye-Beifahrer Dennis Zenz sitzen. Es warten zwei fordernde Rallyetage und insgesamt 345 Kilometer Geländepiste mit Schotter und Asphalt.
Da die Steer-by-Wire Technik für den Rallyeeinsatz noch keine FIA Homologation hat, wird der im markanten und typischen Schaeffler Paravan-Design gehaltene Ford Fiesta R5 #03 vor dem Feld auf die Prüfungen gehen aber keine Wertungen bekommen, der Deutsche Motor Sport Bund gab hierfür eine Ausnahmegenehmigung. Das Besondere am Rallyefahrzeug, neben der Zulassung vom DMSB, wird für den Betrieb des Fahrzeuges auch eine Straßenzulassung benötigt. Beides hat der Schaeffler Paravan Technologieträger.
„Es fasziniert mich, an so einem zukunftsweisenden Projekt mitarbeiten zu können“, sagt Schwarz. Die Teilnahme an der Lausitzrallye ist nicht als Comeback mit einer aktiven Teilnahme in den klassischen Wettbewerben und Meisterschaften zu verstehen. Der Offroad-Spezialist stellt sich ausschließlich in den Dienst des Steer-by-Wire-Projektes und fährt im Rahmen der Erprobungen ausgewählte Wettbewerbe. „Du bist nur alt, wenn Du nicht mehr bereit bist etwas Neues zu lernen“, sagt er. „Es ist für mich was ganz Neues. Aber das sind so Dinge, wo man im Alter noch was dazu lernen kann. Alles was einem hilft, nimmst du schneller an, da du dadurch schneller und vor allem sicherer Autofahren kannst.“