Freitag, 27. Dezember 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
FIA WEC
14.07.2021

Porsche will in Monza die Führung in der WM zurückerobern

Das Werksteam von Porsche reist gut vorbereitet zum dritten Saisonrennen der FIA World Endurance Championship (WEC) in Monza. Die Langstrecken-Weltmeisterschaft gastiert erstmals auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs in Italien.

eim Lauf über sechs Stunden am 18. Juli hat die Mannschaft des Sportwagen-Herstellers aus Stuttgart ein klares Ziel: Nach dem letzten Rennen in Portugal ist die zunächst verloren gegangene WM-Führung das klare Ziel des Porsche GT Teams. In der GTE-Pro-Klasse für reine Werksteams setzt Porsche zwei rund 515 PS starke 911 RSR ein. In der GTE-Am-Kategorie bringen die Kundenmannschaften Project 1, Dempsey-Proton Racing und GR Racing insgesamt fünf Neunelfer an den Start.

Anzeige
„Beim zurückliegenden Rennen in Portimão hatten wir mit der richtigen Reifennutzung zu kämpfen. Das Team hat die Ursachen dafür erforscht und entsprechende Maßnahmen ergriffen, um so etwas in Zukunft zu vermeiden“, erklärt Pascal Zurlinden, Leiter Werksmotorsport. „Wir gehen fest davon aus, dass wir in Monza zu alter Konkurrenzfähigkeit zurückfinden und uns beim Heimspiel unseres Hauptkonkurrenten Ferrari in Italien die Meisterschaftsführung zurückholen werden.“ In der Herstellerwertung belegt Porsche nach zwei von sechs Saisonläufen mit nur 18 Zählern Rückstand den zweiten Rang.

„Wir alle freuen uns auf das Event auf der Traditionsstrecke mit ihrem ganz besonderen Flair. Es wird ohne Zweifel ein Highlight“, blickt Alexander Stehlig, Einsatzleiter FIA WEC, auf den dritten Saisonlauf voraus. „Nichtsdestotrotz stehen wir vor einer großen Herausforderung. Unser Porsche 911 RSR hat seine besonderen Stärken in mittelschnellen und schnellen Kurven. Leider gibt es in Monza nur wenige solcher Passagen. Nicht der Abtrieb oder die aerodynamische Effizienz stehen im Vordergrund, sondern der schiere Topspeed und die Bremsleistung der Autos. Wir müssen mit einem speziellen Setup darauf reagieren. Ich bin guter Dinge, dass wir konkurrenzfähig sein werden und in Monza viele Punkte für die Weltmeisterschaft einfahren.“

Das Autodromo Nazionale di Monza hat eine lange und ereignisreiche Geschichte. Bereits 1922 fanden im Königlichen Park erste Rennen statt, damals noch auf einem Ovalkurs, dessen Reste noch heute oft bestaunt werden. Die aktuelle 5,793 Kilometer lange Streckenvariante mit ihren langen Geraden steht ganz im Zeichen von Höchstgeschwindigkeiten. Seit 1950 wurden bereits 70 Formel-1-Grands-Prix auf dem Kurs nahe der norditalienischen Metropole Mailand ausgetragen. Die FIA WEC absolvierte 2017 ihren offiziellen Test vor dem Saisonstart, den sogenannten Prolog in Monza. In diesem Jahr wird erstmals ein 6-Stunden-Rennen absolviert. Das Porsche GT Team kann im Rahmen der Vorbereitungen auf die Daten und Erkenntnisse der Kundenteams aus der European Le Mans Series (ELMS) zurückgreifen. Die europäische Langstreckenserie gastiert seit 2017 regelmäßig auf dem spektakulären Rundkurs.

Am Steuer des Porsche 911 RSR mit der Startnummer 91 wechselt sich der Österreicher Richard Lietz mit seinem Werksfahrer-Kollegen Gianmaria Bruni ab. Der Italiener feiert erstmals mit der FIA WEC ein Heimspiel. Das Duo belegt in der Fahrermeisterschaft derzeit den vierten Rang. Auf Position zwei der Weltmeisterschaft liegen die Markenkollegen Kévin Estre aus Frankreich und Neel Jani aus der Schweiz. Die beiden Piloten der Startnummer 92 hatten den Saisonauftakt in Belgien gewonnen und in allen bisherigen Qualifyings 2021 die Pole-Position in der GTE-Pro-Klasse errungen.

Dempsey-Proton Racing setzt beim dritten Saisonrennen der WEC zwei Porsche 911 RSR ein. In der Startnummer 77 geht Werksfahrer Matt Campbell aus Australien mit Teameigner Christian Ried (Schöneburg) und dem ehemaligen Porsche Junior Jaxon Evans aus Neuseeland ins Rennen. Im Schwesterauto mit der Nummer 88 wechseln sich Alessio Picariello aus Belgien und Andrew Haryanto aus Indonesien mit dem Deutschen Marco Seefried ab. In der Startnummer 46 von Project 1 fahren die Norweger Anders Burchardt und Dennis Olsen sowie der Brite Axcil Jefferies. Im zweiten Auto (Nummer 56) des Kundeteams aus dem niedersächsischen Lohne agieren die beiden Italiener Matteo Cairoli und Riccardo Pera gemeinsam mit Egidio Perfetti aus Norwegen. Die Startnummer 86 von GR Racing teilt sich das britische Fahrertrio Michael Wainwright, Ben Barker und Tom Gamble.

Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Das Rennen in Monza wird das Heimspiel meines italienischen Teamkollegen Gimmi. Da müssen wir natürlich ganz nach vorn fahren. Allerdings liegt bis dorthin noch viel Arbeit vor uns. Beim vergangenen Lauf in Portimão hatten wir ein Thema mit den Reifen. Ich hoffe, dass wir ein Setup finden, sodass wir gut und konstant über die Runden kommen. Wenn uns das gelingt und wir mit unserer Startnummer 91 vom Pech verschont bleiben, dann wird alles gut.“

Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Ich bin Italiener und trete mit Porsche im Heimrennen von Ferrari in Monza an – das ist maximale Motivation. Das Event hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Es mag etwas seltsam klingen, ist aber die Wahrheit: Obwohl Monza eine berühmte Strecke in meiner Heimat ist, bin ich dort noch nicht allzu viele Rennen gefahren. Ich kenne den Kurs zwar, aber nicht erheblich viel besser als viele andere Anlagen in Europa. Die Vorfreude ist riesig. Die Erwartungen sind es ebenso. Nachdem wir mit unserer Startnummer 91 bislang nicht die erhofften Erfolge hatten, wird es nun Zeit, endlich mal maximale Punkte einzufahren.“

Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Die Vorfreude ist bei mir aus unterschiedlichen Gründen riesig. Die Strecke hat es mir sofort bei meinem ersten Rennen 2009 mit dem Porsche Carrera Cup France regelrecht angetan. Ich erinnere mich auch sehr gern an den Prolog 2017 zurück. Es waren tausende Zuschauer vor Ort – für Testfahrten! Das war großartig. Zudem glaube ich, dass Monza perfekt ist für WEC-Rennen mit den verschiedenen Klassen. Die vielen Geraden und die teils langen Bremszonen machen den Überrundungsverkehr deutlich einfacher. Außerdem betrachte ich Monza in diesem Jahr als eine Art Heimrennen. Der Kurs ist nur rund 300 Kilometer von meinem Wohnort in Österreich entfernt. Keine andere Strecke ist so schnell zu erreichen.“

Neel Jani (Porsche 911 RSR #92): „Monza ist ein Klassiker, eine Rennstrecke alter Schule. So etwas mag ich sehr. Ich bin gespannt, wie sich der Wettbewerb in der WEC auf diesem extrem schnellen Kurs darstellen wird. Ein Blick auf die Wettervorhersage lässt sehr hohe Temperaturen erwarten. Ich hoffe, dass wir die Reifen gut über die Runden bringen und am Ende einen Erfolg feiern.“
Anzeige