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Interview
29.03.2021

Franz Tost: „Er hat den Nachteil, dass er Schumacher heißt“

Am Sonntagabend hat das „AvD Motor & Sport Magazin“ auf SPORT1 die Geschehnisse vom Großen Preis von Bahrain analysiert. Dafür zugeschaltet war AlphaTauri-Teamchef Franz Tost, der gemeinsam mit Moderatorin Ruth Hofmann und SPORT1 Experte Christian Danner auf die Höhepunkte des Saisonauftakts blickte. Speziell sprach Tost über Mick Schumacher, Sebastian Vettel sowie über das Duell zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton. Die wichtigsten Aussagen im Folgenden. 


Franz Tost über … 

… Mick Schumacher: „Für Mick ist das ein Lehrjahr. Er muss möglichst viel aufsaugen. Er muss die Formel 1 kennenlernen. Er muss versuchen, die Rennen zu beenden. Er hat bewiesen, dass er Rennen gewinnen kann. Das wird jetzt ein bisschen dauern, bis er ein richtiges Auto hat, und dann kann er auch weiter vorne fahren.“ 

… über Parallelen zwischen Mick und seinem Vater: „Ich war damals dabei, als Michael in der Formel 1 gestartet ist. Der Jordan war ein sensationell gutes Auto. Da hat alles zusammengepasst. Die haben ein wirklich gutes Programm entwickelt. Michael ist top vorbereitet in ein super Auto gekommen. Mick hat nicht das Glück, in so einem Auto zu sitzen wie früher sein Vater. Parallelen sind schwierig, aber Fakt ist: Beide sind fokussiert, konzentriert, machen ihren Job. Mick hat den Nachteil, dass er Schumacher heißt. Dadurch ist die Erwartungshaltung viel größer. Es gibt in der Formel 1 keine Wunder. Man muss sich alles erarbeiten. Mick darf sich vom Nachnamen nicht in die Irre führen lassen. Klar lastet da ein gewisser Druck von außen. Aber das muss von ihm abprallen.“ 

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… über Sebastian Vettel und Aston Martin: „Nach den Tests hat es mich nicht sehr überrascht. Das Fahrzeug ist nicht so gut. Es ist sehr instabil auf der Hinterachse. Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht wie Vettel, geht man mehr Risiko. Jeder Fahrer ist sensibel. Die Fahrer wollen voll integriert werden. Sie erwarten Unterstützung. Das Verhältnis ist dann optimal, wenn sich die Erfolge einstellen. In der Formel 1 sind alle sehr wettbewerbsorientiert. Das betrifft nicht nur Sebastian, sondern jeden Fahrer. Man muss dem Fahrer aber auch ein gutes Fahrzeug zur Verfügung zu stellen und bei Aston Martin scheint es nicht das Gelbe vom Ei zu sein. Mit seiner Erfahrung kann er ein Team nach vorne bringen. Zu dem Zeitpunkt, als er sich entschieden hat, zu Aston Martin zu gehen, dachte man, dass er mit dem neuen Auto weit vorne fahren kann. Die Theorie ist das eine, die Realität das andere. Im August erzählt dir jeder, dass er das beste Auto bauen will. Dann aber ist das Vertrauen zum Auto nicht da, zum Team nicht da. Mit dem Auto kann er die WM nicht gewinnen, das ist ausgeschlossen.“ 

… Max Verstappen und Lewis Hamilton: „Die sind auf Augenhöhe. Fahren in einer eigenen Liga. Bottas (Valtteri Bottas; Anm. d. Red.) war weit hinten. Das Tempo, das die beiden vorgeben, ist sensationell. Wir können uns auf eine spannende Saison freuen.“ 

… über das Abschneiden seines eigenen Teams: „Wir haben nur zwei Punkte. Es ist sehr enttäuschend. Der Fehler war im Qualifying 1. Yuki (Tsunoda; Anm. d. Red.) ist die zweit- oder drittschnellste Zeit gefahren mit seinen Soft-Reifen. Dann haben wir entschieden, dass er mit Medium ins Qualifying 2 geht. Diese Reifen hat er nicht richtig ins Arbeitsfenster gebracht. Wenn wir auf Soft geblieben wären, hätte Yuki weiter vorne gestanden. Er hätte besser platziert sein müssen. Bei Gasly (Gasly; Anm. d. Red.) ist die Rechnung mit den Medium-Reifen aufgegangen, aber durch die Safety-Car-Phase hatte er Probleme, deswegen ist er etwas von der Strecke gerutscht. Durch einen Crash hat er den Flügel verloren.“ 

… über das Auto: „Das Auto ist schnell und leicht gefahren. Wir haben ein starkes Paket. Honda hat einen super Job gemacht. Der Motor ist wesentlich besser als letztes Jahr. Und wir haben zwei schnelle Fahrer. Wir haben nichts geschont, wir sind am Limit gefahren.“ 

… über Yuki Tsunoda:  „Yuki ist ein außerordentliches Talent. Seine fahrerischen Fähigkeiten muss man auf allerhöchstes Niveau heben. Er ist sehr zielstrebig, sehr fokussiert und mental sehr stark. Er ist erst vor zwei Jahren von Japan nach Europa gekommen. Das sind völlig andere Kulturen. Und sich so durchzusetzen – da muss man schon sehr, sehr stark sein im Kopf. Er kann den Speed sehr gut abschätzen. Er ist stark auf der Bremse. Und er ist ein Kämpfer. Dieses Selbstbewusstsein ist wichtig. Yuki wird in der Formel 1 sehr erfolgreich sein und viele Rennen gewinnen. Er wird Weltmeister eines Tages, da bin ich sicher. Da steckt viel Arbeit dahinter. Die Vorbereitung hat bereits im November begonnen. COVID hat auch etwas Positives. Er war die ganze Zeit bei uns, durfte nicht nach England. Er hat viele Stunden mit den Technikern verbracht, das hilft ihm jetzt. Seine Lernkurve ist sehr gut und er setzt das sofort um. Und ich hoffe, dass er sich weiterhin so entwickelt.“ 

… über Pierre Gasly: „Gasly ist auch ein super Talent. Wir haben das Qualifying gesehen. Die Runde, die er hingelegt hat, war allererste Sahne. Er hat ein bisschen Pech gehabt beim Rennen, aber ich denke, dass wir mit dem noch viel Freude haben werden. Dass er bei Red Bull gescheitert ist, lag vor allem am Auto, das nicht so zu ihm gepasst hat. Sein Wechsel von Toro Rosso zu Red Bull kam zu früh. Das erste Jahr geht so schnell vorbei, im zweiten Jahr geht es schon besser und im dritten Jahr versteht er es erst richtig.“ 

… über die notwendigen Fähigkeiten eines Fahrers: „Der Fahrer muss Talent haben. Das zweite ist die Leidenschaft. Es darf nichts anderes geben als den Motorsport, und das 365 Tage im Jahr. Er muss täglich trainieren, aufpassen auf seine Ernährung. Sie sollen Kart fahren. Disziplin ist wichtig. Je talentierter ein Fahrer, desto weniger muss man eingreifen. Der Fahrer muss sich selber entdecken und darauf aufbauen. Wir sind sein Werkzeug. Und dann kommt es darauf an, wie schnell er es aufnimmt. So unterscheidet sich die Spreu vom Weizen.“ 
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