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Sonstiges
03.05.2021

Peter Rumpfkeil verstorben

Wie Motorsport XL heute erfuhr, ist Peter Rumpfkeil am Sonntag nach langer Krankheit verstorben. Er wäre im Juli 80 Jahre geworden.
 
Motorsportlern war er als Rennleiter der spektakulären Flughafenrennen in Diepholz bekannt. Später war er erster Geschäftsführer der Motorsport Arena in Oschersleben und Gründervater des bekannten Bördesprints. Zudem war er neben Thomas Voss und Hans Niemann einer der Macher des ehemaligen Veranstaltungsformats der BERU Top-Ten.
 
Wir trauern um einen engagierten Motorsportler und sprechen der Familie unser Beileid aus.

Die richtigen Worte fand in seinem Nachruf wie immer Reporter-Legende Rainer Braun:

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Zum Tod von Peter Rumpfkeil 
06. Juli 1941 - 02. Mai 2021

Der deutsche Motorsport hat einen seiner ganz großen Rennleiter, Manager und Macher verloren - Peter Rumpfkeil ist nach geduldig ertragener, langer schwerer Krankheit am Abend des 2. Mai 2021 verstorben. Untrennbar mit ihm verbunden sind die Qualitätsbegriffe AMC Diepholz, das 30 Jahre existente Flugplatzrennen, der Neubau der Motorsport-Arena Oschersleben und die ersten Rennen dort. Überdies hat Peter auch als Sportkommissar stets menschliche und unkomplizierte Entscheidungen getroffen. Was wäre der Rundstreckensport hierzulande ohne das berühmt-berüchtigte Flugplatzrennen Diepholz und die Rumpfkeil-Family gewesen ...

Als ausgesprochenen Glücksfall betrachte ich die Tatsache, Peter vom ersten Rennen 1968 bis zum letzten Event 1998 entweder als Streckensprecher oder TV-Kommentator in Diepholz begleiten zu können. Unsere erste Begegnung 1968 war von der kühlen Distanz des norddeutschen Weser-Berglands geprägt, aber im Kern herzlich - eben genau so wie Peter über all die Jahre war. Doch die raue Schale täuschte, der gebürtige Hannoveraner hatte ein großes Herz und lebte den Motorsport mehr als fünf Jahrzehnte.

Sein Rennen auf dem Bundeswehr-Airfield war einfach nur Kult und 30 Jahre lang das Mekka der Fans aus allen Teilen der Republik. Peter galt auf „seinem Flugplatz" als Mann für alles - egal ob Organisation, Sicherheit, Fahrerlageraufbau oder Rennleiter-Job. Die komplette Großfamilie Rumpfkeil brachte sich in das Rennen ein - Oma, Frau, Tochter, Sohn, Freunde und Verwandtschaft. Sohnemann Timo flitzte schon im zarten Alter von elf Jahren als Kurier auf einer Enduro durch die Gegend, die Oma schmierte Wurstbrote und Ehefrau Margarethe zahlte das Preisgeld aus. Zwischendurch wurde "Guter Stern" serviert, egal ob man die kleinen Magenbitter-Fläschchen nun mochte oder nicht.

Gerade wegen des familiären Charakters hatte das Diepholz-Rennen bei Fahrern und Teams seinen ganz besonderen Charme entwickelt. Dabei war jede neue Auflage ein Kraftakt an Improvisation: "Oft genug war ich mehr Bauleiter als Rennleiter", so Peter Rumpfkeil, "mit jedem Jahr wurden vor allem die Sicherheitsanforderungen größer." 1998 gab der AMC Diepholz als Veranstalter das Flugplatzrennen auf, die Investitionen für Aufbau und Sicherheit waren selbst bei vollen Tribünen nicht mehr bezahlbar. Selbst 50.000 zur DTMBerschienene Zuschauer (sogar die Eintrittskarten gingen aus) konnten die Kosten nicht mehr decken.

Nach einer Kurz-Visite auf dem Flugplatz Ahlhorn wurde Oschersleben zur neuen motorsportlichen Heimat der AMC Diepholz-Truppe. Seine letzten erfolgreich umgesetzten Projekte waren der Chevrolet Cruze-Cup im Clubsport-Bereich des ADAC Weser-Ems und zuvor bereits der Dacia Logan-Cup. Und was war Peter so stolz auf seinen Sohn Timo (heute 45), dem es im Laufe der Zeit gelungen ist, einen Top-Rennstall zu etablieren mit Titelgewinnen in der Formel Renault und Formel 3 zu etablieren. Auch die "Racing Academy Oschersleben" ist eine Rumpfkeil-Idee.

Peter war seit 1966 mit seiner Margarethe verheiratet. Am Wohnort Drentwede bei Vechta war auch die berühmte Fahrschule Rumpfkeil beheimatet, in der die resolute Margarethe Führerschein-Anwärter für LKW, Bus, PKW und Motorrad auf Herz und Nieren prüfte. Wenn ich mal bei Rumpfkeils zu Hause angerufen habe, bekam ich von der Oma oft genug zu hören "Margarethe ist grad auf der Straße". Es gibt noch so vieles, war rund um Peter Rumpfkeil und seinen AMC Diepholz unvergessen bleibt. Zum Beispiel die dicken Zigarren, der Westernhut, der berühmte klapprige Ford-Transit mit der Sprecherhütte obendrauf, die Hitze- und Regenrennen, die Crash-Orgien, die mit Wasser gefüllten Öl-Tonnen als Schikanen-Begrenzung, das "Race of Champions" mit vielen F1-Stars, die herzliche Fahrerlager-Atmosphäre oder auch die Wurst- und Käsebrote im Rumpfkeil-Wohnwagen im Infield. Ich muss jetzt aufhören, sonst werde ich depressiv.

Allen Rumpfkeils, seiner Frau Margarethe, Tochter Patricia, Sohn Timo und dem erweiterte Familienkreis sowie auch dem AMC Diepholz meine herzliche Anteilnahme. Peter, mach's gut und sichere dir dort oben einen guten Platz inmitten deiner ganz alten Diepholz-Starter, die auch nicht mehr hier unten bei uns sind. Und nicht vergessen: Eine dicke Zigarre und eine Flasche gute Rotwein.