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FIA WEC
08.05.2022

Porsche verteidigt die Führung in der GTE-Pro-Weltmeisterschaft

Das Porsche GT Team hat im 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps mit den beiden 911 RSR die Positionen zwei und fünf erreicht. Der Sportwagen-Hersteller verteidigte dadurch im zweiten Saisonlauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC die Führung im Gesamtklassement – sowohl in der Hersteller- als auch in der Fahrerwertung. Das Porsche-Kundenteam Dempsey-Proton Racing konnte mit der Startnummer 77 die GTE-Am-Klasse gewinnen. Am Ende eines ereignisreichen Rennens in Belgien überquerten Christian Ried aus Deutschland und seine britischen Teamkollegen Sebastian Priaulx und Harry Tincknell im 378 kW (515 PS) starken Neunelfer aus Weissach als Erste das Ziel.

„Wir sind etwas enttäuscht. Es war tatsächlich mehr möglich, denn unser Auto war sehr gut“, fasst Thomas Laudenbach, Leiter Motorsport zusammen. Mit dem Blick auf den frühen Kontakt beider 911 RSR des Werksteams ergänzt Laudenbach: „Gleich in der ersten Kurve haben sich beide Autos berührt. Leider war unsere Startnummer 91 anschließend nicht mehr vorn dabei. Insgesamt war es ein verrücktes Rennen mit vielen Unterbrechungen und ständigen Verschiebungen im Klassement. Glückwunsch an unsere Kundenmannschaft Dempsey-Proton Racing zum Sieg in der GTE-Am-Klasse. Für die Zuschauer war es heute sicherlich ein echter Leckerbissen.“

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Der Start des 6-Stunden-Rennens auf der Formel-1-Strecke von Spa-Francorchamps fand bei sonnigen Bedingungen statt. Beide Werks-Elfer gingen aus der ersten Startreihe ins Rennen. Am Steuer der Startnummer 92 versuchte der Franzose Kévin Estre sofort, sich an Markenkollege Gianmaria Bruni (Italien) vorbeizuschieben. Dabei erhielt die von der Pole-Position gestartete Nummer 91 einen Schlag auf das linke Hinterrad. Bruni musste sein Fahrzeug mit einem Reifendefekt langsam zurück zur Box fahren. Dabei verlor das Team eine Runde auf die Führenden und spielte im Kampf um den Klassensieg fortan keine Rolle mehr.

„Wir sind von den ersten beiden Plätzen gestartet und hatten das Tempo für einen großen Erfolg. Von daher sind wir enttäuscht“, so die Bilanz von Alexander Stehlig, Leiter Werksmotorsport FIA WEC. „Dass unsere Autos beim Start kollidieren, darf uns nicht passieren. In einem chaotischen Rennen mit viel Regen sowie roten und gelben Flaggen hat es am Ende gerade so nicht zum Klassensieg gereicht – sehr schade!“

Estre verteidigte in der Frühphase die Spitze bis zum ersten starken Regenschauer in den belgischen Ardennen. Aufgrund der nassen Fahrbahn unterbrach die Rennleitung den Lauf nach gut einer Stunde zum ersten Mal. Weitere Wolkenbrüche ließen zwei weitere Rotphasen folgen. Zahlreiche Zwischenfälle sorgten für den häufigen Einsatz des Safety-Cars, zudem wurde das Feld oft über Gelbphasen neutralisiert. Die Startnummer 92 fiel im turbulenten Strategiepoker zwischenzeitlich auf die dritte Position zurück, ehe sich der Däne Michael Christensen in der Schlussphase auf Platz zwei nach vorne arbeitete und auf den allerletzten Metern den Klassensieg nur um 0,523 Sekunden verpasste. Die Startnummer 91 beendete das Rennen auf Platz fünf.

In der GTE-Am-Kategorie zeigten die Kundenteams von Porsche starke Leistungen. Die Mannschaften von Dempsey-Proton Racing und Project 1 leisteten über weite Strecken Führungsarbeit. Erst in der letzten Rennstunde fiel die Entscheidung um den Sieg. Harry Tincknell wehrte sich in den letzten Runden erfolgreich gegen die Angriffe der Konkurrenten und fuhr in der Nummer 77 als Erster über den Zielstrich. Das Schwesterauto (Startnummer 88) beendete den Lauf über sechs Stunden auf Rang neun. Die beiden 911 RSR von Project 1 wurden auf den Positionen fünf und 13 gewertet. Das baugleiche Fahrzeug von GR Racing erreichte Platz sechs.

Das nächste Rennen der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC ist das große Highlight des Jahres: 24 Stunden von Le Mans. Die 90. Auflage des Langstrecken-Klassikers in Frankreich wird am 11./12. Juni ausgetragen. Der offizielle Vortest, die einzige Chance für Probefahrten auf der 13,6 Kilometer langen Strecke, findet am 5. Juni statt. Porsche geht als Führender der Herstellerwertung in den Klassiker, Kévin Estre und Michael Christensen stehen an der Spitze der Fahrerwertung.

Michael Christensen (Porsche 911 RSR #92): „Es war ein äußerst schwieriges Rennen bei allen erdenklichen Bedingungen. Der Zustand der Strecke war in einem ständigen Wandel. Es galt über weite Phasen, einfach nur das Auto auf der Strecke zu halten. Am Ende habe ich mich noch recht gut nach vorn gekämpft, aber es hat nicht für den Sieg gereicht. Ich mag das Wort Glück eigentlich nicht so gern. Aber heute hatten wir tatsächlich nicht so viel davon...“

Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Gimmi und ich hatten beide einen guten Start. Ich habe mich leider auf kalten Reifen verbremst. Ich bin geradeaus gerutscht, habe die Nummer 91 leicht berührt. Am Ausgang waren drei Wagen nebeneinander. Es gab zu wenig Platz. Unsere beiden Autos haben sich dann noch einmal berührt. Es war bestimmt nicht optimal gelöst von meiner Seite. Ich entschuldige mich bei den Kollegen aus dem Schwesterauto. Es war mein Fehler. Leider haben wir heute nicht maximal für Porsche punkten können.“

Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Kévin hat sich auf der Zufahrt der ersten Kurve verbremst, kam weit nach draußen und ist beim Einfädeln mit mir kollidiert. Dabei ist uns hinten links der Reifen geplatzt – das war es dann. Es ist schade, denn wir haben heute viele Punkte für Porsche liegen lassen. Die Bedingungen waren im weiteren Verlauf des Rennens teilweise verrückt. Es gab enormes Aquaplaning, weil wir in Erwartungen einer trockenen Phase den Reifendruck zu niedrig eingestellt hatten. Mir ist bestimmt 20 Mal das Heck ausgebrochen – auf der Geraden im dritten Gang. Das war der Wahnsinn!“

Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Wir hatten ein gutes Qualifying, sind von der Pole-Position gestartet, aber dann ist der Zwischenfall passiert. Solche Dinge passieren im Motorsport. Von dort an lagen wir eine Runde zurück. Wir haben versucht, uns in den Safety-Car-Phasen zurück zu kämpfen. Das sah zwischendurch gut aus, aber hat dann doch nicht geklappt. Es war unter dem Strich eher ein Rennen zum Vergessen.“

Christian Ried (Porsche 911 RSR #77): „Es war ein wildes Rennen mit Unterbrechungen und vielen Zwischenfällen. Beim Start musste ich zuerst einem Ferrari ausweichen, dann dem Werks-Elfer von Gimmi. Als sich danach endlich alles sortiert hatte, habe ich einen guten Rhythmus gefunden. Sebastian hat anschließend im Regen einen tollen Job gemacht und Harry das Finale souverän bestimmt. Wir als Team haben bezüglich der Strategie optimal gearbeitet. Das war alles andere als einfach. Ich freue mich sehr über den Klassensieg.“

Ergebnisse Rennen

GTE-Pro-Klasse
1. Calado/Pier Guidi (GB/I), Ferrari 488 GTE #51, 102 Runden
2. Christensen/Estre (DK/F), Porsche 911 RSR #92, 102 Runden
3. Fuoco/Molina (I/E), Ferrari 488 GTE #52, 102 Runden
4. Tandy/Milner (GB/USA), Corvette C8.R #64, 101 Runden
5. Bruni/Lietz (I/A), Porsche 911 RSR #91, 100 Runden

GTE-Am-Klasse
1. Ried/Priaulx/Tincknell (D/GB/GB), Porsche 911 RSR #77, 99 Runden
2. Keating/Chaves/Sörensen (USA/P/DK), Aston Martin #33, 99 Runden
3. Dalla Lana/Pittard/Thiim (USA/GB/DK), Aston Martin #98, 99 Runden
4. Leutwiler/Cairoli/Pedersen (CH/I/DK), Porsche 911 RSR #46, 99 Runden
6. Wainwright/Barker/Pera (GB/GB/I), Porsche 911 RSR #86, 98 Runden
9. Poordad/Heylen/Lindsey (USA/B/USA), Porsche 911 RSR #88, 96 Runden
13. Iribe/Barnicoat/Millroy (USA/GB/GB), Porsche 911 RSR #56, 93 Runden