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GTC
18.05.2022

Große Show beim GTC-Auftakt in Mülsen

Ein GTC-Auftakt für die Geschichtsbücher erlebten die 30 Langstreckenmannschaften am vergangenen Wochenende in der Arena E in Mülsen, die zum ersten Mal im Rennkalender der GTC stand. Traumhaftes Wetter, eine grandiose Anlage mit superfreundlichem Personal und ein Streckenlayout das spannende Windschattenschlachten versprach. Der an die strikte Bertiebsgenehmigung angepasste Zeitplan, sah ein Qualifyingformat bei absoluter Motorenruhe am Freitagabend vor. Laufen, schrauben und das Kart dann über die Ziellinie schieben. Ein Spektakel, welches das GCD Bosch GTC Team aus Bamberg für sich entscheiden konnte.

Am Samstag ging es dann mit einem Le Mans Start in das 12h Rennen, mit zwei geplanten Unterbrechungen. Einmal nach 3h (Mittagspause) und dann nach der 8 Rennstunde. Die Restdistanz wurde Sonntag absolviert.

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Schon kurz nach dem Start war klar, dass es mehr als eine Handvoll Sieganwärter gab. Die Leistungsdichte in der GTC ist enorm, entscheidend absetzten konnte sich niemand. Und wenn ein Paket gemeinsame Sache machte und sich abzusetzen drohte, blieb jemand auf der Strecke und das Safety-Car sorgte für eine erneute Verdichtung des Feldes. Etliche Teams durften Führungsluft schnuppern, auch aus der Trophy-Klasse. Hier glänzten die ABR Junioren und Racoon Racing aus Kassel, die den Speed der Top-Klasse mitgehen konnten.

An einen Rundenvorsprung herauszufahren war nicht zu denken, Runden verlieren ging aber schnell. Die Cool Runnings zum Beispiel. Die #75 haderte in der Anfangszeit mit einem klemmenden Chassis. Erst nach dem man den Luftdruck justierte ging ihr Tony Kart wie gewünscht. Oder ATW Racing. Der #5 kostete ein Reifenschaden gleich drei Runden, wenigsten sicherte man sich mit GTC-Rückkehrer Pascal Karsten am Steuer, die wiedereingeführte Sprintwertung.

Mit zwei Runden Rückstand (Starterseil gerissen) begnügte sich Cinquanta Corse by ACV. Schlimmer erwischte es das WGKC Mach1 Team (Kettenschaden) und später dann die ABR Junioren mit massiven Problemen an der Bremse. Gerade die ABR Junioren glänzten in den Anfangsstunden mit mehreren Führungskilometern. Das schnellste Team im Feld (auch wenn es nur ein Wimpernschlag war) erwischte es ganz bitter. Kurtz&Paffrath Motorsport verloren sechs Runden vor der Unterbrechung ihren Transponder, Absturz auf Platz 17.

Nach 8 Stunden wurden die Karts dann in das Parc Fermé geschoben. GCD Bosch #20 führte vor dem MANN Filter Team #006, Honda Spirit und den Cool Runnings. Alle mit 458 Runden. Eine Runde zurück Racoon Racing, dass beste Trophy-Team auf P5. Stark wie sich die Hessen in Mülsen präsentierte. P6 für Cinquanta Corse, sie nutzten eine SC-Phasen um sich einmal zurückzurunden. Dies gelang zwar auch ATW Racing, aber mit zwei Runden Rückstand zur Spitze übernachtete man eben auf P10.

Und dann, der Sonntag mit den finalen 4 Stunden Restdistanz: Und diese 4 Stunden waren mit das Beste was die GTC zu bieten hat. Die ersten 65 Minuten zählten noch zur „Heavy Hour“ Als sich dann alle den ungeliebten Zusatzballast entledigen durften, wurde zur Attacke geblasen. Ziemlich genau eine Stunde vor Schluss hielt die Rennleitung erneut das SC-Schild hinaus. MAGNA Racing war mit verbogener Hinterachse liegengeblieben. Die Top-Teams nutzten die Phase, um letzte Fahrerwechsel durchzuführen. Fast alle legten gleich zwei Wechsel hin um auch den zusätzliche Pflichtstopp abzuhaken. Entsprechend hektisch ging es in der Box zu, schließlich galt es vor dem Safety-Car wieder auf der Strecke sein. Cinquanta Corse nutzte die Gelegenheit, um sich zurückzurunden, auch ATW Racing gelang dies, lag jetzt nur noch 1 Runde zurück. Beim GCD KSF Bosch ging dagegen alles schief. Bei der ersten Boxendurchfahrt kam das Safety-Car direkt vor der #20 heraus und wurde durch den übermotivierten Schlussfahrer noch im Beschleunigungsstreifen zur Rennstrecke überholt. Da halfen auch die verzweifelten Schreie des Teamchefs nicht (den hätte der Fahrer auch ohne Funk verstehen können). Ohne seinen Fehler sofort zu korrigieren, glühte er auf die Strecke, um dann noch zwei Boxendurchfahrten für Pflichtfahrerwechsel zu absolvieren, bei denen die #20 beide Male eine Strafe wegen Speed-Limit einfing. Drei Zeitstrafen am Stück warf den Sieganwärter zurück auf P10!

Unter Grün ging es in die letzte Stunde. Vorneweg, die #50 von Cinquanta Corse mit fast 50 Sekunden Vorsprung. Die verbliebenen, rundengleichen Verfolger von Honda Spirit, Cool Runnings und MANN-Filter Team RBM lagen beim Re-Start weit hinter dem Ende des SC-Schlange und müssen sich erst mühsam durch das ausgeglichene Feld kämpfen. Gelang der #50 der erste Gesamtsieg? Ja, nein, vielleicht? Cinquanta Corse fehlte noch ein Pflichtfahrerwechsel, man hoffte eine günstige Gelegenheit. Die kam aber nicht. Kurz vor Schluss stach die #50 zur Box und kam auf P3 wieder auf die Strecke, knapp vor MANN-Filter. Sechs Sekunden davor hatten sich die Coll Runnings an die Stoßstange von Honda Spirit herangearbeitet. Zunächst versuchten sich beide noch weiter von den Verfolgern abzusetzen, aber schon bald gab es die ersten Angriffe der #75. Honda Spirit Schlussfahrer Fabian Buss wechselte von Ideal- auf Kampflinie. Diese hatte zur Folge das die Rundenzeiten um fast eine Sekunde in den Keller gehen. Die Verfolger kamen näher, man machte noch gemeinsame Sache. Der Sieg war für alle vier Teams möglich.

Bruno Fuhrmann in der #75 griff erneut an, Fabian Buss machte zu, der #75 ging dabei die Strecke aus. Der Rennleiter gab der #22 eine Verwarnung, die Verfolgen kamen wieder eine Sekunde näher heran, wobei nun die #006 erste Versuche setzte sich an Cinquanta Corse vorbeizupressen. Die Aufholjagd stockte dadurch.

Letzte Runde. Auf der Infield-Geraden neuer Versuch von Cool Runnings, die #22 fährt immer weiter nach links, die #75 ist mit zwei Rädern in der Wiese, von hinten nahte die zweite Kampfgruppe. Bruno brach den Angriff ab. Noch drei Kurven. In der letzten ließ sich Fabian überraschen und Bruno stach in die Lücke. Er war einen Tick zu spät dran und ging weit, Fabian konterte ausgangs. Noch einmal Windschatten, die Ziellinie war weit am Ende der Geraden. Je nachdem von wo man zuschaute, konnte man nicht erkennen, wer die Nase vorn hatte. Fabian Buss jubelte und er sollte recht haben. Vier Hundertstelsekunden Vorsprung im Fotofinish. Fast schon im Windschatten rauschten die nächsten zwei über den Zielstrich. Cinquanta Corse sechs Hundertstel vor MANN-Filter Team RBM. Nach 12 Rennstunden (664 Runden) lagen die Top 4 innerhalb von 2,8 Sekunden.

So einen Zieleinlauf gab es wohl noch nie in der 24-jährigen GTC-Geschichte. Da gingen andere tolle Ereignisse unter. ATW Racing schaffte es noch auf Rang 5. Platz 6 und 7 dann die besten Trophy Teams nur durch drei Sekunden getrennt. Racoon Racing #69 gelang der erste Sieg auf dem 6. Gesamtrang knapp vor der MANN Filter Trophy Mannschaft mit der #007. Auf P8 folgten das ADAC Junior Team Südbayern mit der #15 bei ihrem Einstand in der Königsklasse. OSM Motosport folgte und durfte als drittes Trophy Team auf´s Podium.

Unter dem Radar ein weiterer Höhepunkt: Das beste Cup Team, die GTC-Einsteiger und Gentlemen-Klasse, gewann die neu formierte Mannschaft von ZAP#153 auf einem starken 12 Gesamtplatz.
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