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Kartsport Allgemein
10.10.2022

Spannung bis zum Schluss in der Schweizer Kart-Meisterschaft

Am Samstag sind beim Finale der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft in Wohlen in vier Klassen die Würfel gefallen. Die neuen Meister heißen Chiara Bättig, Kilian Streit, Lyon Mathur und Sebastian Kraft.

Dan Allemann war der einzige Fahrer, der es beim Finale der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft entspannt angehen konnte. Der 10-Jährige aus dem Team Spirit-Karting.ch stand schon vor dem großen Aufeinandertreffen bei seinem Heimrennen im Aargau als Meister bei den Super Minis fest. Für Allemann war es der erste SM-Titel. Und auch in den anderen vier Kategorien durften am Ende Fahrer jubeln, die zuvor noch nie SM-Meister waren. Aber alles der Reihe nach ...

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Beginnen wir bei der Kategorie OK Junior. Dort trennten Elia Epifanio (Exprit) und Chiara Bättig (KartBox.ch) gerade mal fünf Punkte vor dem Finale. Diesen Mini-Vorsprung vermochte Epifanio nach dem ersten Vorlauf dank Rang 2 (hinter Sieger Kevin Rabin) vor Bättig sogar noch um zwei Punkte auszubauen. Im zweiten Durchgang musste Epifanio dann aber zusehen, wie Bättig entfesselt zum Sieg fuhr. Allerdings währte die Freude über diesen Triumph nicht lange – bei Bättig genauso wie bei Epifanio, der im Nassen auf P4 zurückfiel, sowie beim Drittplatzierten Timéo Ruppen. Das Trio wurde wegen eines technischen Vergehens bei der Spurbreite disqualifiziert. Der Sieg ging erneut an Rabin. Und somit kam es im Finale zum grossen Showdown. Und dort kollidierten dann nach drei Runden die beiden Titelkontrahenten. Während Epifanio das Rennen aufgeben musste, konnte Bättig weiterfahren, ja sogar gewinnen. Nach der Zieldurchfahrt erhielt die junge Zürcherin noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil ihr Spoiler nicht mehr den Regeln entsprach. So verlor sie zwar den Rennsieg (dieser ging an Timéo Ruppen), doch das kratzte die 12-Jährige nicht weiter. 17 Jahre nach Annika Lundin (2005 bei den Minis) steht in der Kart-SM wieder eine Kartfahrerin ganz oben. Platz 2 ging an den bitter enttäuschten Epifanio. Dritter wurde Rabin.

Nicht ganz so spannend war die Ausgangslage in der X30 Challenge Switzerland. Dort brauchte Leader Kilian Streit einen einzigen Punkt für seinen ersten SM-Titel. Den sicherte er sich mit einem soliden sechsten Platz im ersten Vorlauf (Sieger Alessio Strollo). Im zweiten Durchgang drehte Streit auf – mit Rang 2 hinter Nicolaj Sabo. Der zitterte nach dem Rennen wegen einer Fünf-Sekunden-Strafe (Spoiler) noch um seinen ersten Triumph in diesem Jahr. „Ich hatte aber Glück”, meinte Sabo. „Mein Vorsprung auf Kilian betrug 5,2 Sekunden. Also blieben nach Abzug der Strafe noch zwei Zehntelsekunden übrig…” Im Finale ließ „Stritu” dann nichts mehr anbrennen. Mit seinem neunten Laufsieg in diesem Jahr unterstrich der 20-Jährige aus Schüpfen im Kanton Bern seine Klasse. „Diesen Sieg im Finale wollte ich unbedingt”, meinte Spirit-Fahrer Streit nach dem letzten Rennen und liess sich von Familie und Freunden feiern. Hinter Streit belegten Nicolas Mühlebach und Yan Rothen die Finalplätze 2 und 3. Wobei Rothen wegen einer doppelten Strafe (Spoiler und Verlassen des Korridors mit zwei Rädern) nachträglich noch hinter Sabo auf Rang 4 fiel. Den Vize-Titel hinter Streit sicherte sich Luca Luongo. Gesamtdritter wurde Kilian Boss.

Eine knappe Ausgangslage bot auch die Kategorie OK Senior. Nur zehn Punkte trennten Leader Lyon Mathur (Exprit) vom Vorjahresmeister Patrick Näscher (Kartteam Meier). Nach dem ersten Vorlauf (Mathur vor Näscher) und der Pole-Position für Mathur waren es schon 15 Punkte. Im zweiten Vorlauf im Nassen sah es nach der ersten Runde so aus, als käme Näscher nochmals zurück. In Führung liegend schoss er nach der ersten Runde über die Ziellinie. Doch danach wurde der Liechtensteiner sukzessive nach hinten durchgereicht. „Meine Reifen kamen im Vergleich zur Konkurrenz nie auf Temperatur”, meinte der 27-Jährige aus Nendeln. „Vermutlich habe ich einen schlechten Satz erwischt. Denn im Finale mit neuen Regenreifen lief es mit Platz 3 plötzlich wieder sehr viel besser.” Gegen Mathur war in Wohlen aber aus Sicht von Näscher kein Kraut gewachsen. Der 16-jährige Sarmenstorfer holte sich verdient den Titel. Dieser Meinung war auch Näscher. „Lyon ist eine super Saison gefahren. Er hat den Titel verdient.” Auch für Mathur war es der erste SM-Titel. Der Siegesschrei nach dem Rennen hallt wohl noch immer zwischen Bahnlinie und dem Kart-Restaurant von Wohlen. Dass Mathur im zweiten und dritten Durchgang Gastfahrer Fabio Scherer den „Vortritt” gewährte, störte den neuen Meister nicht im Geringsten. „Fabio fuhr mit den Messer zwischen den Zähnen”, meint Mathur. „Bei mir ging es um die Meisterschaft. Da wollte ich nichts riskieren.” Ein starkes Finale fuhr auch Mirco Gervasoni. Der älteste Fahrer im Feld (47) zeigte mit Rang 4 seine beste Saisonleistung. Den dritten Gesamtrang sicherte sich Jérôme Huber. Der Zürcher schied nach einem verkorksten Wochenende in Levier schon vor Wohlen aus der Entscheidung aus, bewies als bester Neuling wie Näscher aber sportliche Qualitäten: „Ich gratuliere Lyon zu Titel bei den Senioren. Er hat das stark gemacht und den Titel verdient gewonnen!”

Ähnlich kontrovers wie bei den OK Junioren verlief das Finale in der Kategorie KZ2. Bei den Schaltkarts hatte der Tessiner Ethan Frigomosca vor dem Finale sechs Punkte Vorsprung auf Sebastian Kraft. Der verkürzte vor dem ersten Lauf mit der Pole-Position und den dafür gewonnen zwei Extrapunkten schon einmal auf 228:232. Und mit dem Sieg im ersten Vorlauf ging er sogar in Führung. Allerdings nur, weil Frigomosca nach einer Kollision aufgeben musste. Im zweiten Durchgang setzte sich Frigomosca (2.) gegen Kraft (3.) durch. Der Sieg ging an Evan Vantaggiato. Vor dem Finale führte Kraft mit 263:259 Punkten. Doch den Taschenrechner konnte man schnell wieder versorgen. In der sechsten Kurve nach dem langen Rechtsknick entlang der Bahnlinie wollte Frigomosca einlenken, als ihn Mike Müller in einen Sandhügel bugsierte. Während für Frigomosca das Rennen und die Meisterschaft gelaufen war, zog Kraft (hinter Vantaggiato) einsam seine Runden. Bis zur vorletzten Runde. Dann bog der zweitplatzierte Kraft plötzlich in die Boxen ab. „Der Motor hat geklemmt”, meinte Kraft, der als Fünfter noch gewertet wurde. „Dass ich den Titel dennoch geholt habe, freut mich natürlich. Aber Nerven aufreibend war es auf jeden Fall. Nicht nur für mich. Auch für meine Eltern.” Der für die Kollision mit Frigomosca verantwortliche Müller meinte hinterher: „Sebastian und Ethan haben sich auf dem Weg zur Kurve 6 Saures gegeben. Ich war bereits an Seb vorbei, als ich mir auch noch Ethan kaufen wollte. Ich habe auf der Innenbahn gebremst und dort war es leider sehr viel nasser. Deshalb bin ich geradeaus gerutscht.” Im ganzen Trubel ging der Finalsieg von Vantaggiato beinahe unter. Platz 2 ging an Kevin Wälti, Dritter wurde VIP-Fahrer Eric Berguerand, zu dessen Abschneiden später noch ein separates Bulletin erscheint.

Bei den Jüngsten, den 8- bis 12-Jährigen stand wie eingangs erwähnt Dan Allemann bereits als Meister fest. Und das war für den Sohn von Teambesitzer Ken Allemann auch gut so. Denn Allemann zog in Wohlen über die ganze Saison gesehen sein schlechtes Wochenende bei den Super Minis ein. Im ersten Lauf kämpfte Allemann mit Matt Corbi noch um die Führung, als er wegen einem Plattfuss das Rennen aufgeben musste. Statt von weit vorne startete Allemann im zweiten Lauf von ganz hinten, fuhr in den beiden verbleibenden Rennen aber immerhin noch auf die Plätze 7 und 8. Ganz anders Corbi: Der 12-Jährige aus Bassecourt war in Wohlen eine Klasse für sich. Der Jurassier sicherte sich dank der Pole-Position, drei Rennsiegen und der schnellsten Runde im Finale das Punktemaximum von 75 Zählern. Seine Darbietung im Nassen war besonders beeindruckend. In den Läufen 2 und 3 siegte Corbi jeweils mit einem Vorsprung von mehr als 20 Sekunden. Corbi hat sich mit dieser Top-Leistung auch ganz klar den Vize-Titel hinter Allemann gesichert. Platz 3 in der Endabrechnung ging an Albert Tamm. Mit einem vierten und zwei zweiten Plätzen holte der Luganesi den abwesenden Orlando Rovelli in der Meisterschaft noch ein.

Auch der Swiss Historic Kart Cup bestritt in Wohlen sein Saisonfinale. Der Sieg ging diesmal an Ruedi Wunderlin. Den ersten Titel im SHKC darf sich Thomas Glauser (vor Francesco Doria und Hanspeter Weidlich) ans Revers heften. Mehr zum Swiss Historic Kart Cup folgt zu einem späteren Zeitpunkt.