Rallye WM
09.11.2022
Škoda-Fahrer Kajetanowicz und Lindholm wollen Chance auf WRC2-Titel wahren
Das Drehbuch zum Saisonfinale in der Klasse WRC2 der FIA Rallye-Weltmeisterschaft könnte von Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock stammen: Vor der Rallye Japan liegen die Škoda Fabia Rally2 evo-Fahrer auf den ersten drei Tabellenplätzen nur fünf Punkte auseinander.
Gleichzeitig wird mit dem amtierenden WRC2-Champion Andreas Mikkelsen ein Fahrer dieses Trios beim Saisonfinale nur zuschauen. Der Norweger führt mit seinem Beifahrer Torstein Eriksen zwar die Gesamtwertung an, allerdings hat er bereits die vom Reglement maximal erlaubten sieben Rallyes absolviert. Daher muss er auf einen Start bei der Rallye Japan verzichten. Die von Mikkelsen bisher erzielten 109 WM-Punkte sind damit gleichzeitig sein Endergebnis.
Mikkelsens Verfolger, der Pole Kajetan Kajetanowicz aus dem Team ORLEN und der Finne Emil Lindholm aus dem von Škoda Motorsport unterstützten Team Toksport WRT, gehen in Japan beide an den Start, beide mit aktuell 104 Punkten. Aber das ist nicht das vollständige Bild: Laut Reglement werden nur die sechs besten Ergebnisse jedes Fahrers für die Jahreswertung berücksichtigt. Für Kajetanowicz und Lindholm muss daher noch je ein Streichresultat in die Rechnung integriert werden. Zieht man ihre bisher schlechtesten Saisonergebnisse ab, bleiben für den frisch gekrönten WRC2-Juniorenweltmeister Lindholm 101 Punkte, das Punktekonto von Kajetan Kajetanowicz schmilzt auf 96 Zähler zusammen. Um neuer WRC2-Champion zu werden, benötigt Lindholm in Japan mindestens neun Punkte. Kajetanowicz steht vor der schwierigeren Aufgabe, mindestens 14 Punkte sammeln zu müssen.
Bleibt noch ein letzter Aspekt: Lindholm und Kajetanowicz könnten in Japan beide an Mikkelsen vorbeiziehen und nach der Rallye Japan noch immer punktgleich sein. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten. Gewinnt Kajetanowicz das Finale, hat er in der laufenden Saison genau wie Lindholm zwei WRC2-Siege erzielt. Dann ginge der WRC2-Fahrertitel an Kajetanowicz, weil er und Beifahrer Maciej Szczepaniak außerdem bereits drei zweite Plätze erreicht haben. Das nächstbeste Ergebnis von Lindholm und Beifahrerin Reeta Hämäläinen ist dagegen ,nur‘ ein dritter Rang. Sichert sich Kajetanowicz den Klassensieg nicht, wäre Lindholm bei Punktgleichheit neuer WRC2-Champion – dann gäbe nämlich das Siegverhältnis von 2:1 den Ausschlag zugunsten des Finnen.
Wesentlich einfacher ist die Ausgangslage in der Klasse WRC2-Masters für Fahrer ab 50 Jahren. Vor dem Finale führt Škoda Pilot Armin Kremer die Gesamtwertung an. Der ehemalige Deutsche Meister und Europameister reist jedoch aus den gleichen Gründen wie Mikkelsen nicht nach Japan. So ist sein einziger Konkurrent, der Italiener Mauro Miele (Škoda Fabia Rally2 evo), am Zug. Allerdings: Mit 21 Punkten Rückstand auf Kremer muss Miele die Klasse WRC2-Masters unbedingt gewinnen, um den Titel zu holen.
Parallel dazu fährt das von Škoda Motorsport unterstützte Team Toksport WRT um die Meisterschaft in der Wertung WRC2-Teams. Emil Lindholm/Reeta Hämäläinen und die finnischen Youngster Sami Pajari/Enni Mälkönen gehen für den aktuellen Tabellenführer Toksport WRT an den Start. Für die zweite Mannschaft Toksport WRT2 fahren Mauro Miele/Luca Beltrame und das bolivianisch-brasilianische Duo Bruno Bulacia/Gabriel Morales.
In Japan stehen sieben Škoda Fabia Rally2 auf der Teilnehmerliste der mit 17 Teams stark besetzten Klasse WRC2. Unter den Startern ist auch der ehemalige Formel-1-Pilot Heikki Kovalainen. Der Finne fährt seit Jahren Rallyes in Japan und hat mit Beifahrerin Sae Kitagawa gerade die nationale Meisterschaft gewonnen.
Die 19 Wertungsprüfungen des Saisonfinales, mit offiziellem Titel Forum8 Rally Japan, führen auf einer Gesamtdistanz von insgesamt 283 Kilometern über kurvenreiche und teilweise sehr schmale Asphaltstraßen. Nach einer kurzen Showprüfung am Donnerstagabend (10. November) stehen am Freitag sechs Wertungsprüfungen über rund 130 Kilometer auf dem Programm. Am Samstag erwarten die Fahrer sieben Prüfungen über rund 80 Kilometer. Der Sonntag bringt auf fünf weiteren Wertungsprüfungen über zusammen 70 Kilometer die Entscheidung. Der Sieger wird um 17:00 Uhr Ortszeit im Ziel erwartet.