Für Tabellenführer Charlie Collins lief das Sprintrennen keinesfalls wunschgemäß. Der VRS Coanda-Fahrer konnte sich im Qualifying die achte Startposition sichern. Diese Platzierung hätte ihm am Ende des kurzen Laufs genügt, um von der umgekehrten Startaufstellung für das Hauptrennen zu profitieren – dann geht der Sprintsieger von Rang acht ins doppelt so lange Rennen und der Achte übernimmt die Pole-Position. Dem machte jedoch Titelverteidiger Diogo C. Pinto einen Strich durch die Rechnung: Der Portugiese aus dem Team Redline quetschte sich nach halber Distanz knapp an Collins vorbei. Der Brite wurde nur Neunter und konnte damit nicht vom sogenannten „Reverse Grid“ profitieren.
Als Sieger des Sprints ging Alejandro Sánchez (Stormforce Racing ART) hervor. Der Spanier hatte im Qualifying die Bestzeit gesetzt und profitierte davon, dass Überholmanöver auf dem 5,516 Kilometer langen Formel-1-Kurs in der Spitzengruppe die Ausnahme blieben. Platz zwei ging an den Briten Sebastian Job, den PESC-Meister von 2020 aus dem Team Oracle Red Bull Racing Esports. Dahinter folgten der Franzose Yohann Harth (Apex Racing Team), Jordan Caruso aus Australien (Altus Esports) und der Däne Lasse Bak (FYRA SimSport) als bester Rookie.
Die ersten drei Startplätze für den Hauptlauf teilten sich Pinto, der Deutsche Maximilian Benecke (MOUZ) und Jamie Fluke aus Großbritannien (Apex Racing Team). Für die Spitzengruppe begann das 16-Runden-Rennen zunächst ohne große Positionsveränderungen, nur Sebastian Job zog bei einem Dreikampf in der Anfangsphase den Kürzeren und rutschte von der Strecke. Nach und nach konnten sich mit Pinto, Benecke, Fluke und Caruso die führenden Vier etwas absetzen.
Ab Runde elf spitzte sich die Situation zu: Mit einer ambitionierten Attacke bremste sich Caruso in der Spitzkehre zunächst an Fluke vorbei, zwei Umläufe später war auch Benecke fällig. Der Deutsche geriet danach mit Fluke aneinander und fiel zurück. Fast zeitgleich hatte Caruso auch Pinto überrumpelt, doch der Portugiese wollte sich keinesfalls mit Platz zwei zufrieden geben: Mit einem mutigen „Alles-oder-nichts“-Manöver setzte er sich ebenfalls in der Spitzkehre neben den Australier und lag wieder vorn. Auch ein knapp verpasster Bremspunkt in Kurve 1 hielt den Titelverteidiger nicht mehr davon ab, seine Führung erfolgreich zu behaupten. Er hat damit zum ersten Mal überhaupt ein Hauptrennen des Porsche TAG Heuer Esports Supercup gewonnen.
Jordan Caruso hat seinen allerersten Sieg im PESC zwar verpasst, kann sich dafür aber mit der Tabellenführung trösten: Er zog mit 253 Punkten an Charlie Collins vorbei. Der VRS Coanda -Pilot war im Hauptrennen noch als Fünfter hinter Sanchez und Fluke durchs Ziel gefahren. Titelverteidiger Pinto rückte in der Meisterschaftswertung auf Rang drei vor.
Bei den Allstars im Vorfeld des PESC-Hauptfelds sorgte auf dem Circuit of the Americas ein neuer Akteur für Spannung: Pablo „ThePulpoLopez“ López setzte mit dem digitalen Porsche 718 Cayman GT4 RS bereits im Qualifying die Bestzeit und luchste damit Simracing-Profi Casey Kirwan die Pole-Position ab. Der Spanier konnte die Führung bis zur vierten Runde genießen, dann übernahm der US-Boy mit einer sehenswerten, über mehrere Kurven angelegten Attacke den Spitzenplatz und fuhr zum Sieg. Lopez kam als Zweiter vor der Australierin Emily „Emree“ Jones und dem US-Amerikaner Tyson „Quirkitized“ Meyer ins Ziel.
Wie üblich gingen die Content-Creator in umgekehrter Reihenfolge des Sprint-Ergebnisses in das Allstars-Hauptrennen. Damit stand Lopez in der letzten Reihe neben Kirwan, erwischte einen etwas besseren Start und eilte in bemerkenswertem Tempo quer durchs Feld. Bereits nach fünf von zwölf Runden klopfte er beim Führenden Christian „Keny500“ Ortega aus Spanien an, wenig später lag er auf Platz eins. Von hinten nahte kurz darauf aber auch wieder Kirwan und in dessen Schlepptau Titelverteidigerin „Emree“ Jones. Dies kumulierte zu einer spannenden Schlussphase mit einem epischen Duell um den Sieg, das Lopez am Ende um den Wimpernschlag von 0,057 Sekunden für sich entscheiden konnte. Jones wurde Zweite vor „Keny500“ Ortega, Dave Cameron aus Großbritannien und dem Spanier Xabier „Heikki360ES“ Sánchez
Der Red Bull Ring im österreichischen Spielberg dient am 1. April als Bühne für den fünften Saisonlauf des Porsche TAG Heuer Esports Supercup. Auf der 4,318 Kilometer langen Formel-1-Strecke in der Steiermark steht für die 30 Simracer und ihre virtuellen 911 GT3 Cup ein Sprintlauf über zehn sowie das Hauptrennen über 20 Runden auf dem Programm. Mit dabei sind im Vorfeld auch wieder bekannte Influencer und Content Creator aus der Esports-Szene. Sie gehen erneut mit dem digitalen Modell des Porsche 718 GT4 RS Clubsport an den Start. Der Live-Stream auf twitch.tv/Porsche und youtube.com/@Porsche beginnt erneut gegen 19:00 Uhr (MESZ).
Diogo C. Pinto (P/Team Redline): „Mein erster Sieg im Porsche TAG Heuer Esports Supercup fühlt sich richtig gut an. Ich konnte in der Vorbereitung auf dieses Rennen nicht viel trainieren. Das macht den Sieg für mich nochmals wertvoller. Es gibt aber immer noch Dinge, die ich verbessern kann. Im Qualifying habe ich zum Beispiel die Strategie für meine Outlap nicht umsetzen können und im Rennen hätte ich mir einen besseren Start gewünscht. Zum Ende hin bauten meine Reifen ziemlich ab. Dennoch gelang es mir, Jordan noch zu überholen. Nach meinem Fehler beim Long-Beach-Rennen wollte mich nicht mit dem zweiten Platz zufrieden geben.“
Jordan Caruso (AUS/Altus Esports): „Ich konnte mich von Startplatz vier bis auf den zweiten Rang verbessern, damit bin ich sehr zufrieden. Als ich zwischenzeitlich hinter Jamie Fluke festhing, hatte ich mich schon darauf eingestellt, dort das ganze restliche Rennen zu verbringen – doch mit dem Gedanken wollte ich mich nicht anfreunden. Bei der Anfahrt zur Haarnadelkurve konnte ich mich neben ihn setzen. Das Gleiche gelang mir dann auch mit Max Benecke. Ich hätte in der Schlussphase gegen Diogo Pinto gern mehr Gegenwehr geleistet, aber ich wollte nichts mehr riskieren. Hätte mir vor der Saison jemand gesagt, dass ich nach vier Läufen die Gesamtwertung anführe, hätte ich das nicht glauben können.“
Aléjandro Sanchez (E/Stormforce Racing ART): „Ich bin glücklich über meine heutige Performance. Zwischendurch gab es einen Kontakt zwischen Lasse Bak und mir. Ich muss mir das nochmal anschauen, ob das meine Schuld war. Im Hauptrennen hatte ich massives Untersteuern und musste meine Reifen schonen. Aber das ging meinen Konkurrenten auch so. Eine Pole-Position, ein Sieg und einmal der dritte Platz: Von einem solchen Tagesergebnis habe ich nicht mal zu träumen gewagt.“
Ergebnisse
Circuit of the Americas, Sprintrennen1. Aléjandro Sanchez (E/Stormforce Racing ART)
2. Sebastian Job (UK/Oracle Red Bull Racing Esports)
3. Yohann Harth (F/Stormforce Racing ART)
4. Jordan Caruso (AUS/Altus Esports)
5. Lasse Bak (DK/FYRA SimSport)
Circuit of the Americas, Hauptrennen
1. Diogo C. Pinto (P/Team Redline)
2. Jordan Caruso (AUS/Altus Esports)
3. Aléjandro Sanchez (E/Stormforce Racing ART)
4. Jamie Fluke (UK/Apex Racing Team)
5. Charlie Collins (UK/VRS Coanda)
Gesamtwertung nach 4 von 10 Wertungsläufen
1. Jordan Caruso (AUS/Altus Esports), 253 Punkte
2. Charlie Collins (UK/VRS Coanda), 243 Punkte
3. Diogo C. Pinto (P/Team Redline), 204 Punkte
4. Sebastian Job (UK/Oracle Red Bull Racing Esports), 190 Punkte
5. Cooper Webster (AUS/Oracle Red Bull Racing Esports), 161 Punkte