Das Saisonfinale zum Porsche TAG Heuer Esports Supercup 2023 hatte es noch einmal in sich: Vor der abschließenden zehnten Runde des diesjährigen Championats auf der Rennstrecke im Königlichen Park von Monza durften sich vier Piloten Hoffnungen auf den Meistertitel machen. Die besten Karten hielt dabei Jordan Caruso in der Hand. Der Australier vom Team Altus Esports ging mit einem Vorsprung von 37 Punkten ins Rennen. Der Brite Sebastian Job vom Team Oracle Red Bull Racing Esports und der nur einen Zähler weiter zurückliegende Gesamt-Dritte Zac Campbell (USA/VRS Coanda) verschlechterten ihre Titelchancen gleich zu Beginn des Renntags mit enttäuschenden Qualifying-Ergebnissen zusätzlich.
Caruso markierte am Steuer seines virtuellen Porsche 911 GT 3 Cup nur die 13.-beste Zeit. Campbell brachte sogar keine gewertete Runde zusammen und musste das Sprintrennen somit von Position 24 aus in Angriff nehmen. Auch Alejandro Sànchez konnte als Elfter keine Extrapunkte sammeln und musste sich von seinen vor dem Saisonfinale ohnehin nur noch rechnerischen Chancen auf den Meistertitel endgültig verabschieden. Der Spanier in Diensten von Stormforce Racing ART konnte sich aber immerhin über den Gewinn des TAG Heuer Pole Awards und damit über eine hochwertige Uhr freuen.
Caruso ging vom vierten Startplatz aus ins Sprinttennen über sieben Runden und verbesserte sich nach dem ersten Umlauf um eine Position. Zu Beginn der vierten Runde kamen sich die Top-Drei in der engen Schikane nach der Start-Ziel-Geraden etwas zu nahe. Während die bis dahin führenden Diogo C. Pinto (P/Team Redline) und Yohann Harth (F/Apex Racing Team) dadurch kurz neben der Strecke wiederfanden, übernahm Caruso die Spitze. Diese gab er bis zur Zieldurchfahrt nicht mehr ab. Damit vergrößerte er seinen Vorsprung auf mehr als 50 Punkte und kürte sich zum neuen Champion.
Dramatik im Hauptrennen beim Duell um den zweiten Gesamtrang
Im Hauptrennen über 14 Runden stand somit die Entscheidung um den Vizetitel zwischen Job und Campbell im Mittelpunkt. In diese kam kurz vor Rennhälfte eine Extraportion Dramatik: Nach einem Quersteher von Job in der ersten Schikane wurde sein Porsche 911 GT3 Cup vom nachfolgenden Verkehr getroffen. Die entstandenen Schäden veranlassten die Rennleitung, den Briten für eine Zwangsreparatur an die Box zu zitieren. Obwohl er dadurch vom vorderen Mittelfeld und aus den Punkterängen herausfiel, nahm Job das Rennen wieder auf. Sein Rivale Campbell saß ihm derweil als 17. des Rennens im Kampf um Platz zwei in der Meisterschaft eng im Nacken. Es entwickelte sich ein packendes Fernduell. Zwar kam Job nur auf Rang 22 ins Ziel und blieb somit ohne Punkte – für die Vize-Meisterschaft reichte es dennoch, denn Campbell kam über den 16. Platz nicht hinaus und landete so nur einen Punkt hinter Job auf Gesamtrang drei des Porsche TAG Heuer Esports Supercup.Den Sieg im Hauptrennen von Monza sicherte sich Gustavo Ariel (TXC Racing by TK). Der einzige Brasilianer im Starterfeld freute sich damit über seinen dritten Saisonsieg und auch darüber, dass er auf den 14. Platz der Endabrechung sprang – und somit die Qualifikation für das nächstjährige Championat sicher hat. Den zweiten Platz in Monza belegte der Brite Charlie Collins (VRS Coanda), der damit in der Gesamtwertung Sánchez vom vierten Platz verdrängte. Vorjahres-Champion Pinto komplettierte nach einer eindrucksvollen Fahrt in den Schlussrunden als Dritter das Monza-Podium.
Allstars: „Quirkitized“ gewinnt Vize-Titel gegen „ThePulpoLópez“
Zuvor hatten bereits die eingeladenen Content Creator im Rahmen des All-Stars-Rennens gezeigt, worauf es beim Rennfahren in Monza vor allem ankommt: Auf den langen Geraden stellt das Windschattenfahren den Schlüssel zum Erfolg dar. Diese Aufgabe wurden den All-Stars auch dadurch erschwert, dass sie zum ersten Mal überhaupt im Porsche Mission R antraten, der virtuellen Version der auf der IAA Mobility 2021 vorgestellten, elektrisch angetriebenen Konzeptstudie des Sportwagenherstellers. Der bereits vor dem Wochenende als Champion feststehende US-Amerikaner Casey Kirwan ließ es im Sprintrennen über elf Runden zunächst hinter den drei eNASCAR-Gaststartern Parker White, Matt Bussa und Michael Conti entspannt angehen. Gegen Rennende setzte er sich dann mit all seiner Routine an die Spitze und verteidigte diese Position bis ins Ziel.Die Entscheidung um den Vize-Titel fiel dann im ebenfalls über elf Runden führenden Hauptrennen. Der Spanier Pablo „ThePulpoLópez“ hatte als Viertplatzierter des Sprints eindrucksvoll gezeigt, dass er heiß auf diese Auszeichnung war – und unterstrich das mit einem Raketenstart ins Hauptrennen. Auf den ersten Metern machte er gleich vier Positionen gut und reihte sich damit direkt hinter Tyson „Quirkitized“ Meier ein. Der US-Amerikaner hatte den Sprint auf Rang zehn beendet. Beide Kontrahenten lieferten sich danach im Pulk mit anderen ein packendes Duell mit mehreren Positionswechseln. López setzte sich letztlich mit 0,1 Sekunden Vorsprung durch und sicherte sich Rang drei. Der vierte Platz reichte Meier jedoch, um im Gesamtklassement seinen zweiten Rang zu verteidigen und sich zum Vize-Champion zu küren.
Weiter vorn hatten sich derweil eNASCAR-Gaststarter Conti und Emily „Emree“ Jones im Paarflug ihren Vorsprung auf rund elf Sekunden ausgebaut. Zwar konnte die Australierin ihr für die letzte Runde geplantes Manöver nicht erfolgreich umsetzen – ihr zweiter Platz dürfte sie dennoch positiv gestimmt aus dem Saisonfinale gehen lassen, nachdem sie sowohl im Qualifying als auch im Sprint jeweils einen Dreher aufs Parkett gelegt und somit ein besseres Ergebnis verpasst hatte.
Jordan Caruso (AUS/Altus Esports): „Ich kann es immer noch nicht ganz glauben. Ich hatte in den letzten Rennen ein bisschen meine Form verloren, auf die ich mich zu Beginn der Saison immer verlassen konnte. Vor dem Finale war ich aber fest entschlossen, keine negativen Gedanken zuzulassen. Das ist mir offensichtlich gut gelungen. Was mir jetzt Sorgen macht: Ich weiß noch gar nicht, wie und mit wem ich diesen Erfolg feiern kann. Hier in Australien ist es unmittelbar nach Rennende ja noch sehr früh am Morgen, meine Freunde sind sicher alle noch gar nicht wach.“
Gustavo Ariel (BR/TXC Racing by TK): „Es war eine unglaubliche Saison für mich. Nach einem schwachen Start konnte ich mir durch meine ersten beiden Siege Selbstbewusstsein und die nötige Ruhe holen. In meinem Rookie-Jahr habe ich gelernt, wie wichtig es ist, sich detailliert auf jedes Rennen vorzubereiten und der Fahrzeugabstimmung viel Aufmerksamkeit zu widmen. Ich bin sehr froh, die Qualifikation für den Porsche TAG Heuer Esports Supercup bereits in der Tasche zu haben. Und vielleicht bin ich im kommenden Jahr nicht der einzige Brasilianer im Feld. Das würde mich sehr freuen.“
Ergebnisse
Monza (I), Sprintrennen1. Jordan Caruso (AUS/Altus Esports),
2. Charlie Collins (UK/VRS Coanda)
3. Moreno Sirica (I/Williams Esports)
4. Salva Talens (E/Stormforce Racing ART)
5. Lasse Bak (DK/FYRA SimSport)
Monza (I), Hauptrennen
1. Gustavo Ariel (BR/TXC Racing by TK)
2. Charlie Collins (UK/VRS Coanda)
3. Diogo C. Pinto (P/Team Redline)
4. Lasse Bak (DK/FYRA SimSport
5. Moreno Sirica (I/Williams Esports)
Gesamtwertung nach 10 von 10 Wertungsläufen
1. Jordan Caruso (AUS/Altus Esports), 511 Punkte
2. Sebastian Job (UK/Oracle Red Bull Racing Esports), 438 Punkte
3. Zac Campbell (USA/VRS Coanda), 437 Punkte
4. Charlie Collins (UK/VRS Coanda), 430 Punkte
5. Alejandro Sánchez (E/Stormforce Racing ART), 429 Punkte