Adrien Fourmaux und Beifahrer Alex Coria wollten ihre gute Form nach zwei aufeinanderfolgenden Podestplatzierungen in Schweden und Kenia auch in Kroatien durch ein weiteres Topergebnis bestätigen – zum Beispiel durch ein drittes Podium auf dem dritten unterschiedlichen Fahrbahnbelag. Fourmaux ging dieses Ziel am Freitag zunächst vorsichtig an, bevor er am Nachmittag mit jeder Wertungsprüfung (WP) mehr Tempo aufbaute und den vor ihm auf Platz vier liegenden Ott Tänak ins Visier nahm. Der Franzose beendete die erste Etappe mit einer herausragenden Zeit auf WP 8, als er sich nur dem achtfachen Weltmeister Sébastien Ogier geschlagen geben musste.
Über Zagreb aufziehende Regenwolken kündigten aber an, dass der Samstag viele neue Herausforderungen bereithalten sollte. Die Reifenwahl war das zentrale Gesprächsthema im Servicepark und die Wetterspezialisten der Teams versuchten vorherzusagen, wann und wo es zu Niederschlägen kommen würde. Fourmaux setzte bei der Bereifung seines Puma Hybrid Rally1 mehrheitlich auf weiche Regenreifen. Obwohl es überwiegend trocken blieb, behauptete der 28-Jährige seine starke Platzierung und markierte gleich zum Auftakt der Etappe die Bestzeit auf der 15 Kilometer langen WP 9. Damit setzte Fourmaux weiter den vor ihm liegenden Tänak unter Druck und beendete die zweite Etappe als Fünfter der Gesamtwertung, womit er sich zunächst acht WM-Punkte sicherte.
Als Start in den sogenannten „Super Sunday“ legte der Franzose direkt eine zweitschnellste WP-Zeit hin und blieb in Tuchfühlung zu den Podestplätzen. Auf WP 18 jedoch, der drittletzten Prüfung der Rallye, erwischte er mit dem Vorderrad eine Streckenbegrenzung – sie riss einen Lenkhebel des Puma Hybrid Rally1 ab. Zum Glück hatten Fourmaux und Coria das benötigte Ersatzteil an Bord und konnten ihre Fahrt dank einer notdürftigen Reparatur neben der Strecke fortsetzen. Der angesichts des Schadens verblüffend geringe Zeitverlust von etwa 15 Minuten bedeutete allerdings: Statt der Gesamtwertung galt nun alle Konzentration der abschließenden Power Stage. Dort zeigte Fourmaux sein ganzes Können, distanzierte die gesamte Weltelite und sicherte sich durch die Bestzeit fünf wichtige Bonuspunkte für die WM-Tabelle. Mit den insgesamt 13 Zählern aus Kroatien verteidigt er Rang drei in der Fahrerwertung.
Gréoire Munster/Louis Louka fuhren fehlerfreie Rallye
Auch Teamkollege Grégoire Munster und Beifahrer Louis Louka zeigten in Kroatien eine großartige Leistung, fuhren eine fehlerfreie Rallye und belohnten sich mit ihrem bislang besten Saisonergebnis. Genau wie Fourmaux begann der Belgier mit luxemburgischer Lizenz am Freitag erst abwartend. Nachdem er sich immer besser auf Auto und Streckenbedingungen eingestellt hatte, fuhr er konstant schnelle Zeiten und duellierte sich mit so erfahrenen Gegnern wie Andreas Mikkelsen und Takamoto Katsuta.Trotz einer nicht optimalen Reifenwahl blieb Munster seinem Widersacher Mikkelsen auch am Samstag auf den Fersen. Als Achter am Ende der zweiten Etappe verbuchte der Belgier drei WM-Zähler. Auf WP 18, die zahlreiche Crews – unter anderem die Teamkollegen Fourmaux/Coria – unangenehm überraschte, fuhr Munster seinen Ford Puma Hybrid Rally1 ebenso schnell wie kontrolliert auf WP-Rang fünf. Ohne jeden Fehler oder technische Schwierigkeiten brachte Munster das Auto anschließend ins Ziel und kassierte als Sechster des „Super Sunday“ sowie Siebter des Gesamtergebnisses zwei weitere WM-Punkte.
William Creighton: Erst Rolle, dann Restart und Rang zehn
In der WRC2-Kategorie zeigten William Creighton und Liam Regan im Fiesta Rally2 ein beeindruckendes Tempo, mussten aber auch Lehrgeld bezahlen. Trotz eines frühen Reifenschadens markierte der junge Ire auf der ersten Etappe fünf WRC2-Bestzeiten und eine drittschnellste Zeit. Auf der letzten WP des Freitags übertrieb er es dann allerdings, nahm eine Kurve zu schnell und rollte den Fiesta Rally2 ins Aus.Beim Restart am Samstag zeigte sich das irische Duo unbeeindruckt. Auf der zweiten Schleife des Tages erzielten Creighton und Regan mehrere Top-10-Zeiten ihrer Kategorie und rückten im Klassement kontinuierlich weiter vor. Ähnlich erfreulich verlief der Schlusstag: Die Youngster erreichten das Ziel ohne weitere Zwischenfälle auf Platz zehn der WRC2-Kategorie.
„Die Rallye Kroatien verläuft nie ohne irgendwelche Dramen, das hat sich leider auch heute bewahrheitet“, beginnt M-Sport-Teamchef Richard Millener sein Resümee. „Es lief alles großartig, bis sich das Glück auf WP 18 drehte. Schade, dass Adrien Fourmaux damit aus der Spitze fiel, aber er und Alex Coria sind zum Glück super Mechaniker. Sie blieben cool, reparierten das Auto und machten weiter. Wegen des neuen Punktesystems ging es ja auch um viel. Dann ließen sie auch noch diesen absolut sensationellen Sieg auf der Power Stage folgen – damit hat Adrien einmal mehr bewiesen, dass er auch WM-Läufe gewinnen könnte. Unterm Strich kein perfekter Tag, aber immer noch sehr gut. Grégoire Munster und Louis Louka fuhren die gesamte Rallye über sehr konstant und erfahren, wie verrückt die Fahrbahnverhältnisse sind, wenn du später startest. Dieses Wissen haben sie clever umgesetzt, ihr Tempo laufend verbessert und den Abstand zu vielen erfahreneren Gegner immer weiter verkleinert. Ich bin mit der ganzen Vorstellung unseres Teams in Kroatien sehr zufrieden. Wir nehmen diesen Schwung der vergangenen drei WM-Rallyes jetzt mit und freuen uns auf Portugal.“