Nürburgring. Ob technischer Defekt, Unfall oder rutschige Strecke: Auf den 21 Kilometern der Grünen Hölle vergehen ab sofort nur noch wenige Sekunden vom Zwischenfall bis zur Warnung und der Aktivierung einer Rettungskette. Wertvolle Zeit, die Leben retten kann. Die Mitarbeiter der Streckensicherung haben über die Kameras das Geschehen jederzeit im Blick und können nun auch per Knopfdruck auf die neu installierten LED-Panels zugreifen.
Die gut sichtbaren 100 x 80 Zentimeter großen Panels kommen zunächst bei Touristenfahrten sowie gewerblichen Nutzungen, wie etwa Trackdays oder Industrie-Testfahrten, zum Einsatz. Sie warnen nahezu in Echtzeit nachfolgende Fahrer – und das bereits hunderte Meter bevor sie die Gefahrenstelle überhaupt erreichen. So sollen insbesondere Folgeunfälle, wie zum Beispiel das Auffahren auf ein stehendes Fahrzeug, vermieden werden.
„Quantensprung, den man gar nicht hoch genug einschätzen kann“
„Ab heute hat unsere Streckensicherung einen direkten Blick auf jede der 73 Kurven der Nordschleife und kann digital ins Geschehen eingreifen. Das ist ein Quantensprung, den man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Bislang wurden Gefahrenstellen über Funk oder Notfalltelefon gemeldet und die Streckensicherung konnte anschließend erst vor Ort warnen. Das gehört der Vergangenheit an“, beschreibt der Geschäftsführer der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG, Ingo Böder, den aktuellen Entwicklungsstand der Digitalisierung.
Sicherheitszentrale an der Nordschleife hat den Überblick
Das frühzeitige Erkennen von Gefahren, die Rettung und Versorgung von Personen und die Warnung des nachfolgenden Verkehrs – all dies wird zentral gesteuert aus einer neuen Sicherheitszentrale an der Nordschleifen-Zufahrt. Bis zu drei Mitarbeiter beobachten hier die Bildschirme – bereits unterstützt von künstlicher Intelligenz.Mit dem Start der Digitalisierung der Nordschleife vor drei Jahren hatte sich die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG große Ziele für die Sicherheit auf der legendären Rennstrecke gesetzt. Nach ersten Tests auf einem Teilabschnitt der Strecke fiel schnell die Entscheidung, das System flächendeckend umzusetzen. Insgesamt 11 Millionen Euro lässt sich die Betreibergesellschaft des Nürburgrings seitdem die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahme für alle Aktiven auf der Strecke kosten. Investiert wurde in Kameratechnik, LED-Panels, den Ausbau einer digitalen Infrastruktur mit Glasfaserkabeln und Stromversorgung sowie in die Entwicklung einer künstlichen Intelligenz mit dem IT-Partner Fujitsu.
Während die Hardware nun installiert ist und bereits funktioniert, wird bis 2025 weiter an der künstlichen Intelligenz gearbeitet. Diese soll in Zukunft erste Warnsignale in Sekundenbruchteilen automatisch aktivieren und das System somit noch schneller und effektiver machen. Dabei bleibt eine Maxime stets bestehen: Auch bei noch so effizienter künstlicher Intelligenz behalten die Mitarbeiter der Streckensicherheit immer die Entscheidungshoheit und die absolute Kontrolle.
„Diese Digitalisierung ist eine der umfassendsten Baumaßnahmen in der bald 100-jährigen Historie unserer Rennstrecke“, so Nürburgring-Geschäftsführer Ingo Böder. „Es ist ein gutes Gefühl, sie mit dieser Maßnahme in die Zukunft zu führen.“