Samstag, 23. November 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
Tourenwagen Junior Cup
23.11.2024

Cedric Fuchs: Erster deutscher Meister mit eFuels im Portrait

Cedric Fuchs hat den ADAC Tourenwagen Junior Cup 2024 gewonnen und ist damit der erste Champion in Deutschland, der sich den Meistertitel mit eFuels im Tank sichert. Jetzt arbeitet der 18-Jährige am nächsten Karriereschritt. 

Es war eine Premiere in doppelter Hinsicht. Cedric Fuchs holte nicht nur seinen ersten Titel im Motorsport und ist gleichzeitig der erste Titelträger mit einem mit eFuels betriebenen Fahrzeug, er schaffte auch den ersten „Grand Slam“ in der Geschichte des ADAC Tourenwagen Junior Cup. Vier Jahre lang hatte niemand die Idealpunktzahl von 52 Zählern für zwei Pole-Positions und zwei Siege an einem Rennwochenende erreicht. Das gelang dem KONRAD-Motorsport-Piloten ausgerechnet am wichtigsten Wochenende des Jahres, dem Finalwochenende auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings. Damit ist der 18-Jährige der vierte Meister seit Bestehen der ADAC Nachwuchsrennserie.

Anzeige
Cedric Fuchs wurde am 13. Dezember 2005 in Diez geboren und interessierte sich schon früh für den Motorsport. Als Mitglied des AMC Arzbach e.V. im ADAC wagte er 2014 seine ersten Schritte im Kartsport. Bereits ein Jahr später bestritt er seinen ersten Wettkampf. Es folgten mehrere Jahre im Kartsport, in denen er immer wieder zu den Titelanwärtern zählte, aber immer wieder knapp am Meistertitel vorbeischrammte. Während seiner Laufbahn im Kartsport wurde er zweimal Vizemeister im WAKC und Vizemeister im ADAC Kart Cup. Dreimal erreichte Fuchs den Bundesendlauf des ADAC: 2018 wurde er Zweiter in der Klasse World Formula, ein Jahr später Vierter in der Klasse X30 Junior und 2022 erneut Dritter in der Klasse X30 Senior.

Mit diesen Ergebnissen im Rücken stieg Fuchs 2023 in den ADAC Tourenwagen Junior Cup ein. Als Rookie startete er im erfolgreichen Team KONRAD-Motorsport. Mit einer Pole-Position und vier Podestplätzen machte er auf Anhieb auf sich aufmerksam. In einer Saison, in der Leon Arndt und Mattis Pluschkell die Siege fast vollständig unter sich ausmachten, war es natürlich schwer, ganz nach vorne zu fahren. Am nächsten kam er seinem ersten Sieg beim ersten Rennen auf seiner Lieblingsstrecke in Oschersleben, doch Arndt schlug ihn um 1,125 Sekunden.


Mit Höhen und Tiefen zum Titel

Mit einem Jahr Erfahrung gehörte der bekennende Fan von Rallye-Legende Sébastien Loeb 2024 zu den Favoriten. Schon im zweiten Rennen gelang ihm der erste Sieg, natürlich in Oschersleben. Noch unter glücklichen Umständen, denn der Führende Mike Müller (TOPCAR sport) hatte einen Reifenschaden. Doch mit zwei zweiten Plätzen auf der Sprintstrecke des Nürburgrings baute Fuchs seine Tabellenführung aus und holte auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg zum großen Schlag aus: Mit einer Pole-Position und zwei Rennsiegen zeigte er endgültig, dass er es mit dem Titel ernst meint.

Dem Höhenflug folgte der Tiefpunkt auf dem Circuit de Spa-Francorchamps. Mit Platz vier im ersten Rennen verpasste Fuchs im siebten Lauf erstmals das Podium. Noch dicker kam es im zweiten Rennen, als der Tabellenführer nach einer Kollision mit Finn Niklas Wollnik (Georg Motorsport) erstmals in dieser Saison ausschied. Schlimmer noch: Er überschlug sich mehrfach und sein 150 PS starker VW up! GTI wurde schwer beschädigt. „Das war mein erster Überschlag mit einem Auto und gleichzeitig mein Tiefpunkt der Saison“, sagt der 18-Jährige rückblickend. „Ich verbinde damit aber auch ein kleines Highlight der Saison, denn alle Beteiligten haben mir innerhalb von zwei Wochen ein neues Auto aufgebaut, mit dem ich wieder ganz vorne mitkämpfen konnte.“

Auch die beiden Rennen auf dem TT Circuit Assen verliefen nicht zufriedenstellend, kurzzeitig musste er sogar die Tabellenführung an Mike Müller abgeben. Doch am Sonntag folgte die nächste Wende im Titelkampf, als sich Müller im Duell mit Fuchs drehte. Zwar verlor auch Fuchs durch das Ausweichen Positionen, doch Müller fiel deutlich weiter zurück. So ging Fuchs mit nur einem Punkt Vorsprung in das Finale auf dem Nürburgring.

Auf der Grand-Prix-Strecke wuchs er dann über sich hinaus und fuhr mit dem ersten „Grand Slam“ im ADAC Tourenwagen Junior Cup souverän zum Titel. „Das Finalwochenende war mein absolutes Saisonhighlight, denn ich habe alles dominiert und gezeigt, was ich kann. Ich habe die Nerven behalten und mir keinen einzigen Fehler erlaubt“, resümiert er seinen bisher größten Erfolg im Motorsport. „Ich habe jede Runde gepusht und alles gegeben, um den Vorsprung zu halten oder sogar noch auszubauen.“ Hinzu kam ein perfektes Teamwork mit Julian Konrad (KONRAD-Motorsport), der seinem Teamkollegen den Rücken frei hielt. Der Lohn: Zwei Pole-Positions, zwei Rennsiege und der Titelgewinn mit einem echten Paukenschlag. Vor allem seine Pole am Sonntagmorgen mit 1,090 Sekunden Vorsprung unterstrich eindrucksvoll seine überragende Leistung an diesem Oktober-Wochenende in der Eifel.


„Ich bin selbst mein härtester Gegner“

Damit ist die Serie der verpassten Titel im Kartsport endlich beendet. „Das bedeutet mir sehr viel“, sagt der neue Meister, der in Holzappel bei Limburg an der Lahn wohnt. „Die ganze harte Arbeit in den vergangenen Jahren hat sich ausgezahlt. Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, als ich es geschafft hatte. Ich war in dieser Saison selbst mein größter Gegner, weil ich nie mit meiner Leistung zufrieden war – egal wie das Rennen gelaufen ist. Ich war erst zufrieden, als ich den Titel in der Tasche hatte. Natürlich war auch Mike ein harter Gegner. Er war immer schnell und wusste, wie man im Zweikampf überholt. Die größte Überraschung war für mich Storm Gjerdrum, der vom zweiten Wochenende an ganz vorne dabei war und fahrerisch einen Mega-Job gemacht hat.“

„Entscheidend war natürlich ein perfekt abgestimmtes Auto vom Team KONRAD-Motorsport, das bei allen Wetterbedingungen schnell war. Ohne meine Unterstützer, die an mich geglaubt und mich angefeuert haben, hätte ich das alles nie geschafft. Danke an meine Eltern, meine Sponsoren und mein Team für alles.“


Freie Einschreibung für die GT4 oder die LMP3 für 2025

Mit dem Titel im ADAC Tourenwagen Junior Cup erhält Cedric Fuchs eine kostenlose Einschreibung wahlweise für die ADAC GT4 Germany oder den Prototype Cup Germany 2025. Einen GT4-Test hat er bereits absolviert. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, denn ich bin zum ersten Mal mit Heckantrieb gefahren und konnte mich in der Bestzeit kontinuierlich steigern“, sagt er über seinen Tag im GT4-Fahrzeug. „Für die Rennen bin ich auf jeden Fall gerüstet, denn im ADAC Tourenwagen Junior Cup habe ich alles über Rad-an-Rad-Kämpfe, Angriff und Verteidigung und Nervenstärke gelernt. Gleiches gilt für die Datenanalyse und die Fahrzeugabstimmung – auch hier hat mich der ADAC Tourenwagen Junior Cup perfekt vorbereitet. Momentan tendiere ich aufgrund meines Tests in Richtung GT4, aber bis 2025 ist noch Zeit und es kann viel passieren. Ich bin für alles offen und freue mich über jedes Angebot und jede Chance, die ich bekomme.“

Den Titel, der erste Fahrer zu sein, der mit einem mit eFuels angetriebenen Fahrzeug eine Meisterschaft in Deutschland gewonnen hat, wird er auf jeden Fall für immer behalten. „Am Anfang war ich etwas skeptisch“, gibt er zu. „Ich dachte, man merkt einen großen Unterschied in der Leistung. Aber das war überhaupt nicht der Fall! Es ist absolut gleichwertig mit dem, was man an der Tankstelle bekommt, nur klimafreundlicher. Ich halte eFuels für eine tolle Lösung in Sachen Umweltschutz und würde mich freuen, wenn es in Zukunft in weiteren Serien gefahren wird.“