Donnerstag, 6. Februar 2025
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Automobilsport
06.02.2025

Rennsport und Rohstoffe: Wie der Brentölpreis den Motorsport beeinflusst

Der Motorsport ist schnell, präzise, teuer. Und er hängt an mehr als nur Rundenzeiten und Strategie. Brentöl spielt eine zentrale Rolle, auch wenn es selten im Fokus steht. Ob Treibstoff, Materialien oder Logistik – der Ölpreis bestimmt mit, was auf und neben der Strecke passiert. Wenn er steigt, steigen die Kosten. Für Teams, für Veranstalter, für Fans.


Treibstoffkosten: Mehr als nur Benzin im Tank

Kein Rennwagen fährt ohne Treibstoff. Doch Benzin ist nur ein Teil der Rechnung. Carbonfasern, die für das Chassis und die Karosserie genutzt werden, sind teuer in der Herstellung. Wenn der Brentöl Kurs steigt, steigen auch die Produktionskosten – und die Materialpreise für die Teams ziehen mit.

Die Formel 1 setzt auf synthetische Kraftstoffe, die ab 2026 Pflicht werden. Sie sollen den Sport nachhaltiger machen. Doch ihre Herstellung verschlingt Energie. Solange der Brentöl Kurs hoch bleibt, bleibt der Umstieg eine Herausforderung.

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Nicht nur die Formel 1 steht vor diesem Problem. Auch Langstreckenrennen, Tourenwagen-Serien und Rallye-Events suchen nach Alternativen. Doch der Wandel kostet Geld, und viele Teams müssen abwägen, ob sie sich die Umstellung leisten können.


Logistik: Ein globaler Kostenfaktor

Von Australien nach Japan, von Miami nach Abu Dhabi – Rennen finden überall statt. Alles muss transportiert werden. Flugzeuge brauchen Kerosin, Lkw Diesel, Schiffe Schweröl. Wenn Brentöl teurer wird, steigen die Transportkosten.

Große Teams haben langfristige Verträge, die Preisschwankungen abfedern. Kleine Teams? Haben diese Sicherheit nicht. Steigen die Frachtpreise, kann eine Saison schnell teurer werden als geplant.

2022 kletterten die Kerosinpreise auf Rekordniveau. Die Folge: Höhere Logistikkosten für alle Beteiligten. Und es gibt keine Garantie, dass sich das nicht wiederholt. Auch innerhalb Europas steigen die Dieselpreise.

Und es geht nicht nur um die großen Teams. Auch kleine Rennserien kämpfen mit den Kosten. Nachwuchsmeisterschaften, Langstreckenrennen oder nationale Tourenwagen-Serien – für sie kann eine plötzliche Spritpreiserhöhung existenzbedrohend sein.


Sponsoren: Wenn Geld nicht mehr so locker sitzt

Ölkonzerne wie Shell, Petronas oder Aramco stecken Millionen in den Motorsport. Doch auch sie müssen rechnen. Wenn ihre Gewinne einbrechen, wird Sponsoring zur Nebensache.

Für Teams kann das zum Problem werden. Gerade im Mittelfeld hängt vieles von stabilen Sponsoreneinnahmen ab. Fehlt plötzlich Geld, fehlen Entwicklungsmöglichkeiten. Und wer nicht entwickelt, fällt zurück.

Langfristig könnte sich das Sponsoring verändern. Wenn Ölunternehmen stärker auf erneuerbare Energien setzen, könnte weniger Geld in den Motorsport fließen. Ob andere Sponsoren diese Lücke schließen, bleibt abzuwarten.

Auch Herstellerteams stehen unter Druck. Autokonzerne setzen verstärkt auf Elektromobilität – könnte das ihr Engagement im Rennsport beeinflussen? Motorsport muss sich als Werbeplattform weiterentwickeln, sonst stehen einige Programme auf der Kippe.

Ohne diese Giganten läuft nichts: Die Transporter der Formel-1-Teams bringen Autos, Ersatzteile und Ausrüstung quer durch Europa – ein logistisch aufwendiges Unterfangen, das direkt von den Schwankungen des Brentölpreises beeinflusst wird. Pixabay.com / GREGOR


Nachhaltigkeit: Fortschritt mit Hindernissen

Synthetische Kraftstoffe, Hybrid-Technologien, elektrische Rennserien – die Entwicklung läuft. Doch sie ist teuer, kompliziert und längst nicht abgeschlossen.

Synthetische Kraftstoffe könnten eine Lösung sein. Sie versprechen, den klassischen Verbrennungsmotor weiter nutzen zu können. Doch ihre Herstellung kostet – und ohne Subventionen bleibt die breite Nutzung Zukunftsmusik. Solange Benzin günstiger bleibt, wird der Wechsel gebremst.

Die Formel E zeigt, dass elektrischer Motorsport funktioniert. Doch sie kämpft mit Akzeptanzproblemen. Kein Sound, keine klassischen Boxenstopps. Für viele Fans fehlt da etwas.

Auch Rennstreckenbetreiber stehen vor neuen Herausforderungen. Viele setzen auf nachhaltige Infrastruktur, doch Solar- oder Windenergie kostet in der Anschaffung.

Auch die Autohersteller sind in einem Zwiespalt. Sie investieren Milliarden in Elektromobilität, doch viele Rennserien nutzen noch Verbrenner. Die Frage ist: Wie lange noch?


Die Fans: Wenn steigende Kosten alles verändern

Was für Teams teurer wird, landet oft bei den Fans. Tickets, Merchandise, Hospitality – alles wird kostspieliger.

Auch die Medienrechte sind betroffen. Sender zahlen hohe Summen für Exklusivrechte. Werden die Kosten höher, steigen auch die Abo-Preise. Motorsport könnte damit für viele zum Luxus werden.

Die Formel 1 setzt auf digitale Formate, um junge Zielgruppen zu erreichen. Doch wenn die Preise weiter klettern, könnten sich viele Fans abwenden.

Auch die Reise zu den Rennen wird teurer. Flugtickets, Hotelkosten und Benzinpreise steigen mit dem Ölpreis. Besonders Überseerennen könnten darunter leiden, wenn weniger Zuschauer vor Ort sind.


Die Teams: Sparen oder zurückfallen?

Um Kosten zu kompensieren, setzen Teams auf strategische Partnerschaften und langfristige Verträge. Doch Motorsport ist ein Wettbewerb – und wer zu wenig investiert, verliert an Boden.

Ein Upgrade nicht rechtzeitig umzusetzen, kann Zehntelsekunden kosten. Und Zehntelsekunden entscheiden Rennen. Besonders für kleinere Teams kann das schnell das Ende von Titelambitionen bedeuten.

Auch der Nachwuchs ist betroffen. Weniger Sponsoren, höhere Reisekosten – für junge Fahrer wird es teurer, in den Rennsport einzusteigen. Das könnte langfristige Folgen für die gesamte Szene haben.

Auch die Top-Teams haben keine Garantie. Steigende Kosten betreffen alle – auch die, die bislang vorn mitfahren.


Die Zukunft: Motorsport ohne Brentöl?

Neue Technologien sollen helfen, die Abhängigkeit von Öl zu reduzieren. Synthetische Kraftstoffe, effizientere Hybrid-Antriebe, alternative Logistiklösungen – alles ist in Arbeit.

Doch der Wandel braucht Zeit. Solange nachhaltige Lösungen nicht wirtschaftlich konkurrenzfähig sind, bleibt der Motorsport am Ölpreis gekoppelt.

Die Herausforderung für Teams und Veranstalter wird sein, sich anzupassen. Denn solange Brentöl ein entscheidender Faktor bleibt, wird sich auch der Motorsport daran orientieren müssen.
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