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Interview
07.10.2010

Christian Abt: "So stelle ich mir Motorsport vor"

Nach dem Fahrertitel im Vorjahr hat Christian Abt als Teamchef jetzt auch die Team-Meisterschaft des ADAC GT Masters gewonnen. Der 43 Jahre alte Kemptener im Interview über würdige Champions, ehrgeizige Youngster, Lehrstunden am Kommandostand und die motorsportliche Zukunft seines Teams.

Die erste Frage ist klar: Gab es eine anständige Meisterfeier?
"Selbstverständlich. Wir sind direkt von Oschersleben zum Münchener Oktoberfest gefahren und haben dort gemeinsam mit Albert von Thurn und Taxis, Hans Reiter und beiden Teams gefeiert. Nach so harten Kämpfen auf der Rennstrecke zusammen am Biertisch zu sitzen und die Titel zu feiern, war ein toller Abschluss der Saison. So stelle ich mir Motorsport vor."

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ABT Sportsline hat in diesem Jahr auf sehr junge Fahrer gesetzt. Die richtige Entscheidung?
"Hundertprozentig. Es gab vor der Saison auch Überlegungen, Fahrer mit großem Budget ins Team zu nehmen. Aber wenn ABT Sportsline Motorsport macht, dann, um zu gewinnen – das gilt jetzt schon seit sechs Jahrzehnten. Es war der richtige Weg, unseren vier Jungs die Möglichkeit zu geben, sich in dieser starken Rennserie zu präsentieren. Und sie haben ihre Chance hervorragend genutzt."

Sie haben in diesem Jahr den Schritt vom Cockpit an die Boxenmauer vollzogen. Was ist schwieriger?
"Im ersten Jahr natürlich der Job an der Boxenmauer. Jetzt verstehe ich endlich mal richtig, was es bedeutet, ein Rennen von außen zu verfolgen. Hätte ich das früher gewusst, dann hätte ich mir vielleicht damals den ein oder anderen Funkspruch verkniffen … Aber im Ernst: Ich denke, es ist gut, wenn man als Teamchef Erfahrung als Rennfahrer hat. Ich kenne alle Ausreden und Erklärungsversuche, die man als Pilot so mit in die Box bringen kann. Deshalb sparen sich unsere Jungs das gleich. Zusammen mit den Ingenieuren sind wir ein tolles Team am Kommandostand, das neben der Verantwortung auch eine ganze Menge Spaß hat."

Was haben Sie persönlich 2010 gelernt?
"Vier Fahrer unter einen Hut zu bringen. Und das nicht mit einem Vertrag und viel Geld, sondern mit vielen Worten und einer Atmosphäre, in der ein fester Zusammenhalt automatisch entsteht. Ich habe schon viele Teams erlebt, aber dass vier junge Fahrer bis zur letzten Runde des Jahres so zusammenhalten und füreinander einstehen, das habe ich noch nicht oft gesehen. Und das macht natürlich auch mich stolz."

Sie waren 2009 Champion des GT Masters. Haben Sie in Albert von Thurn und Taxis und Peter Kox würdige Nachfolger gefunden?
"Wer nach 14 Rennen in einer Saison vorn steht, der ist auch ein würdiger Meister – da gibt es keine Diskussionen hinterher. Dass der Lamborghini gegenüber dem R8 in Sachen Konzept und Gewicht Vorteile hatte, ist jedem klar. Aber darüber sprechen wir nicht jetzt, sondern erst wieder dann, wenn es um die neue Saison geht."

Welchen Stellenwert hat das GT-Projekt auf der Rennstrecke für das Tagesgeschäft von ABT Sportsline?
"Einen sehr großen. Unser Motto im Tuning lautet seit einem halben Jahrhundert ‚Von der Rennstrecke auf die Straße‘. Mit den Titeln 2009 und 2010 im ADAC GT Masters, das ich für Europas beste Sportwagenserie halte, demonstrieren wir unser Know-how in diesem Segment. Davon profitieren unmittelbar unsere Kunden, die sich für einen ABT R8 oder unseren neuen ABT GTR interessieren."

Ist es noch zu früh, um über die Pläne für 2011 zu sprechen?
"Das ADAC GT Masters wird im kommenden Jahr durch weitere Hersteller nochmals eine Aufwertung erfahren und hat zudem beispielsweise mit dem Fernsehvertrag schon früh die Weichen für eine gute Zukunft gestellt. Ich würde mir wünschen, dass wir mit unseren Partnern erneut ein starkes Paket schnüren können und dann in der kommenden Saison wieder angreifen."