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ADAC GT Masters
17.12.2011

Die Stuck-Brüder Ferdinand und Johannes im Interview

Ferdinand (20) und Johannes Stuck (25, beide Österreich) zählen zu den vielen positiven Überraschungen der ADAC GT Masters-Saison 2011. In einem Lamborghini Gallardo von Reiter Engineering fuhren die Söhne von Rennsportlegende Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck zu vier Siegen. Am Ende ihrer ersten kompletten Saison in der „Liga der Supersportwagen“ waren Ferdinand und Johannes Stuck die engsten Verfolger des 2011er Champion-Duos Alexandros Margaritis und Dino Lunardi. Im Gespräch mit dem ADAC lassen die Vizemeister des Jahres 2011 ihre Saison Revue passieren.

Vor der Saison gehörten Sie zu einer sehr großen Schar von Geheimfavoriten im ADAC GT Masters. Aber niemand hätte wohl geahnt, dass Sie mit vier Siegen zu den erfolgreichsten Fahrerpaarungen des Jahres zählen würden. Haben Sie selbst mit diesem Erfolg gerechnet?
Ferdinand Stuck: „Wir haben uns zu Jahresbeginn keine großen Ziele gesetzt und einfach geschaut, wie wir gemeinsam die Saison meistern können. Aber schon nach den ersten Tests haben wir festgestellt, dass wir recht weit vorne stehen können, wenn es darauf ankommt. Wir haben uns auch gegenseitig enorm gepusht. Man möchte ja immer schneller als der Bruder sein, das gibt einem nochmals den extra Kick.“

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Ist der teaminterne Konkurrenzkampf größer, wenn man sich das Rennauto mit seinem Bruder teilt?
Ferdinand Stuck: „Seinen Teamkollegen sieht man ja eigentlich nur beim Testen oder am Rennwochenende. Meinen Bruder hingegen sehe ich auch unter der Woche fast täglich. Wie das bei Brüdern so ist, muss man sich auch noch Tage nach dem Rennen anhören, wie schnell oder langsam man am Wochenende gewesen ist. Das ist schon eine etwas andere Situation.“

Sie haben nach Stationen im ADAC Formel Masters und im Porsche Carrera Cup in diesem Jahr ganz besonders überrascht und sind drei Mal auf die Pole Position gefahren. Wie kam es zu dieser starken Leistung?
Ferdinand Stuck: „Ich hatte mit Johannes einen Teamkollegen, der mir immer ein sehr gutes Auto hingestellt hat. Johannes hat mehr Erfahrung als ich und hat sich wesentlich um die Abstimmung des Autos gekümmert, wir haben auch in den meisten Fällen die gleichen Aussagen über das Auto getroffen. So bin ich immer in ein perfektes Auto gestiegen und habe in dieser Saison viel von meinem Bruder gelernt. Vor dem Saisonbeginn haben wir eine Woche am Stück getestet. In dieser Zeit konnte ich mich intensiv mit dem Auto befassen und habe dabei einen großen Sprung gemacht. Erstmals bin ich in diesem Jahr auch ein Rennauto gefahren, das mit ABS ausgerüstet war. Das kam meinem Fahrstil entgegen und ich konnte es optimal ausnutzen.“

Eine Ihrer Stärken in diesem Jahr war auch, dass Sie eine sehr ausgeglichene Fahrerpaarung waren.
Johannes Stuck: „Ferdinand hat sich nach der Saison mal den Spaß gemacht, alle Qualifyingzeiten von uns in dieser Saison zu addieren. Über alle 16 Zeittrainings zusammen trennten uns lediglich acht Tausendstelsekunden, noch ausgeglichener geht es wohl kaum. Einer der ausschlaggebenden Faktoren war aber auch die Kompetenz unseres Teamchefs Hans Reiter. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der kein Rennfahrer ist und anhand der Datenaufzeichnung so viele Aussagen zum Fahrstil machen kann. Er konnte ganz akribisch auf neuralgische Punkte eingehen. Wenn man das als Fahrer umsetzen kann und dann merkt, dass es funktioniert, fängt man noch mehr an, darauf zu hören. Die ganze Unterstützung vom Team war auch sehr gut. Wir wurden in viele technische Aspekte sehr stark eingebunden, was dazu führt, dass man sich mit dem Team sehr stark identifiziert.“

Sie sind bis zum Finale die engsten Verfolger der neuen Champions Alexandros Margaritis und Dino Lunardi gewesen. Überwiegt nun die Freude über die starke Saison und den Vizetitel oder die Enttäuschung über den verpassten Titel?
Johannes Stuck: „Enttäuscht sind wir nach dieser tollen Saison sicherlich nicht. Den Titel haben wir eigentlich beim drittletzten Rennwochenende auf dem Lausitzring verloren, als wir in beiden Rennen nicht gepunktet haben. Bei den beiden darauffolgenden Veranstaltungen in Assen und in Hockenheim sind wir absolut fehlerfrei gefahren, aber dort ging einfach nicht mehr. Zu Saisonbeginn haben wir sicherlich auch von einer guten Einstufung des Autos profitiert, waren aber noch nicht so weit, dass wir das volle Potenzial des Autos ausnutzen konnten. In der zweiten Saisonhälfte waren wir dann aber am Limit, und es wäre vermessen, sich über das Ergebnis zu beschweren. Die ALPINA-Fahrer Margaritis und Lunardi waren sehr gut, und wir haben es nicht geschafft, am Lausitzring unser Auto optimal hinzubekommen. Es war dann gut, in Assen an die Erfolge aus den vorherigen Rennen anzuknüpfen, und beim Finale in Hockenheim sind wir wieder an der Spitze gefahren.“

Werden Sie im nächsten Jahr wieder zusammen im ADAC GT Masters angreifen?
Ferdinand Stuck: „Natürlich!“
Johannes Stuck: „Warum nicht? Für uns ist das ADAC GT Masters die einzige Plattform, auf der wir uns mit unserem Projekt, das wir im letzten Jahr begonnen haben und das auf drei Jahre ausgelegt ist, richtig präsentieren können. Ich gehe davon, dass die Serie im nächsten Jahr noch härter umkämpft sein wird als in diesem Jahr. Diesem Wettbewerb stellen wir uns gerne. Mit welchem Team und Fahrzeug wir antreten werden, ist noch offen. Ich hoffe, dass wir unser Programm bald unter Dach und Fach haben, um die Winterpause zur optimalen Saisonvorbereitung zu nutzen.“