Die meisten Fernsehzuschauer kennen ihn als Hauptkommissar Thorsten Lannert. Dass er im Stuttgarter „Tatort“ gelegentlich im Porsche auf Verbrecherjagd geht, ist kein Zufall: Richy Müller, 55, liebt schnelle Autos. Der leidenschaftliche Motorsportfan ist früher selbst Auto- und Motorradrennen gefahren. Beim 200. Rennen des Porsche Mobil 1 Supercup ist der populäre und vielseitige Schauspieler an diesem Wochenende Gast von Porsche auf dem Nürburgring.
Herr Müller, welche Erfahrung hat Sie zum Motorsportfan gemacht?
„Ich bin in Mannheim aufgewachsen, also ganz in der Nähe des Hockenheimrings, und habe mir immer wieder Motorradrennen angeschaut. Das hat mich unheimlich fasziniert. Ich fand das toll, allerdings ohne auch nur einen Augenblick daran zu denken, das mal selbst auszuprobieren.“
„Irgendwann, so vor 20 Jahren, habe ich mich an diese alte Motorradbegeisterung erinnert und angefangen, selber Rennen zu fahren – in einem Alter, in dem andere damit aufhören. Ich habe aber schnell gemerkt, dass das viel zu gefährlich ist für mich als Schauspieler. Das Risiko, zu stürzen und sich die Knochen zu brechen, war einfach zu groß.“
Ganz vorbei war’s mit der Rennleidenschaft aber nicht.
„Ich wollte weiter Rennen fahren, aber eben nicht mit dem Motorrad. Also bin ich an den Nürburgring zu Zakspeed und habe ein paar Rennfahrerkurse besucht. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe die internationale C-Lizenz erworben und bin Autorennen gefahren, war auch Gaststarter beim Porsche-Supercup. Mein letztes Supercup-Rennen war 2003 in Hockenheim. Ich wurde Siebzehnter, das war nicht schlecht für einen, der nur alle paar Jahre mal fährt.“
Würden Sie sich das heute auch noch zutrauen?
„Klar, reizen würde mich das schon noch, auch wenn sich viel verändert hat im Laufe der Jahre. Alles ist professioneller geworden, der Porsche ist inzwischen ein echter Rennwagen, der sich nicht so einfach am Limit bewegen lässt. Nichts desto trotz war es aber auch damals nicht einfach, mit Leuten wie zum Beispiel Patrick Huisman mitzufahren. Das war eine super Erfahrung.“
Was interessiert Sie heute am meisten – die Formel 1?
„Eher weniger. Da finde ich den Porsche Mobil 1 Supercup oder die GP2 interessanter, weil da der Fahrer eine viel wichtigere Rolle spielt. In der Formel 1 ist er zu einem großen Teil von der Technik abhängig. Das sieht man zum Beispiel an Timo Glock, der mit schlechtem Material irgendwo hinten herumfährt. Mit einem guten Auto wäre er vermutlich vorne mit dabei.“
Haben Sie eigentlich schon mal einen Rennfahrer gespielt?
„Nein, das würde ich auch ungern machen wollen. Das ist immer eher peinlich. Früher gab es gute Rennfahrerfilme, mit Steve McQueen zum Beispiel oder Paul Newman, aber das ist lange her. Danach kam nur noch Schrott. Vor einiger Zeit gab’s den Film „Driven“ mit Till Schweiger und Sylvester Stallone, da fuhren die in einem Formel-Auto nebeneinander her, im Renntempo und mit Helm, und haben sich die ganze Zeit gegenseitig angebrüllt. Das geht doch nicht, das ist völlig unrealistisch, einfach lächerlich.“
Gibt’s denn keine Ausnahme?
„Doch, den Dokumentarfilm über Ayrton Senna, der zur Zeit noch in den Kinos läuft. Ein Film, der mich persönlich sehr berührt hat. Wenn jemand wissen will, wie Rennfahrer wirklich sind, was sie bewegt und was sie denken, braucht er sich nur diesen Film anzuschauen. Dann weiß er alles.“
Was ist Ihr aktuelles Projekt?
„Ich drehe gerade eine Komödie mit Tiefgang, spiele darin einen Pianisten. Es ist die Verfilmung des Sachbuchs „Anleitung zum Unglücklichsein“. Ein interessanter Stoff. Es geht da um eine Frau, die das Unglück anzieht. Und um Menschen, die sich das Leben selbst schwer machen, weil sie nach drei Tagen Glücklichsein misstrauisch werden und denken: Das kann doch nicht sein, dass ich so lange glücklich bin.“
Und wann sehen wir Sie wieder auf Verbrecherjagd?
„Mein nächster „Tatort“ läuft am 9. Oktober.“
Zum Motorsport kam Richy Müller übrigens durch Dieter Monschauer, der ihn damals bei den ersten Schritten u.a. im Formel König begleitete.