Formel 1
07.04.2011
Renault Sport F1 auf Tropenhitze vorbereitet
Beim bevorstehenden Großen Preis von Malaysia möchte Renault Sport F1 (RSF1) an diese gute Form anknüpfen und das Vorjahresergebnis wiederholen. 2010 errang Sebastian Vettel in Sepang den ersten Saisonsieg für den RS27, Mark Webber stellte als Zweitplatzierter sogar einen Doppelsieg für Red Bull-Renault sicher. Robert Kubica wurde im damaligen Renault F1 Team Vierter.
Das Rennen im tropischen Sepang stellt wegen der großen Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit eine enorme Herausforderung für die V8-Motoren dar. Ähnlich wie in Abu Dhabi und Bahrain heizt sich die Luft auf über 40 Grad auf – damit kommt der Motorkühlung entscheidende Bedeutung zu. Manche Teams verbessern den Luftfluss zu Kühlern und Triebwerk durch Einschnitte in die Karosserie. Das Kühlsystem des RS27 benötigt solche unschönen Modifikationen jedoch nicht. Renault Sport F1 kann die Auswirkungen des Tropenklimas auf einem speziellen Prüfstand am Standort Viry-Châtillon simulieren. In Testläufen mit einer Luftfeuchte von 100 Prozent und Umgebungstemperaturen von 40 Grad erwies sich das Triebwerk als absolut hitzefest.
Der Sepang International Circuit weist zwei jeweils rund 850 Meter lange Geraden auf. Hier laufen die Motoren rund 12,5 Sekunden lang mit der erlaubten Maximaldrehzahl von 18.000 Touren. Diese Beanspruchung erfordert spezielle Einstellungen der elektronischen Motorsteuerung. Die Power-Strecken Monza und Spa gelten mit Volllastanteilen von etwa 75 Prozent als die härtesten Motorenkurse, in Sepang stehen die Piloten rund 60 Prozent einer Runden voll auf dem Gas.
In den Tropen spielt auch die Temperatur des Kraftstoffs eine wichtige Rolle. Bei großer Hitze würde der Sprit die empfohlenen Temperaturbereiche überschreiten. Einige Kraftstoffpartner stellen ihren Teams deshalb einen niederoktanigen Treibstoff zur Verfügung. Für Partner von RSF1 besteht jedoch keine Einschränkung: Zwar produziert auch der Renault Partner Total für den RS27 zwei unterschiedliche Kraftstoffqualitäten, doch in Malaysia werden die Partnerteams trotz der Hitze die höheroktanige Variante nutzen können. Hintergrund: Total hat in Zusammenarbeit mit seinen Kundenteams sowohl bei der chemischen Zusammensetzung des Sprits als auch bei der Isolierung des Kraftstoffsystems beachtliche Fortschritte erzielt.
Die Motoren erleben in Sepang den zweiten Grand Prix ihres Lebenszyklus. Sämtliche Renault RS27-Fahrer werden dieselben Triebwerke wie in Melbourne benutzen. Das gilt auch für Heikki Kovalainen, der seinen Lotus T128 in Australien vorzeitig abstellen musste.
Angeblasene Unterböden und Diffusoren sind der Aerodynamik-Trend der Saison. Damit spielen Motorcharakteristik und Auspufflayout eine größere Rolle für die Balance und die aerodynamische Effizienz der Boliden als je zuvor. Um einen Unterboden effizient anzuströmen und zusätzlichen Abtrieb zu generieren, muss das Triebwerk erhebliche Mengen an Abgasen produzieren. Einfach gesagt: Je mehr Kraftstoff verbrannt wird, desto mehr Downforce kann theoretisch erzielt werden. Da der RS27 zu den effizientesten Triebwerken im Feld zählt, verbrauchten die Partnerteams von Renault im Großen Preis von Australien etwa zehn Prozent weniger Treibstoff als die meisten Gegner. Im Umkehrschluss steht ihnen also mehr Sprit zur Verfügung, den sie – über Eingriffe in die Motorsteuerung – für die Erzeugung von aerodynamisch hilfreichen Auspuffgasen nutzen können.