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VLN
22.12.2011

Rückblick auf FH Köln Motorsport-Saison

Es war das zweite Jahr, in dem die Studierenden des Fachbereichs Fahrzeugtechnik unter der Flagge des rheinischen Automobilherstellers bei der VLN Langstreckenmeisterschaft und dem legendären 24-Stunden-Rennen in der Eifel starteten. Anfang 2011 wurde der dritte Ford Focus RS von den angehenden Ingenieuren in der FH-Werkstatt für den Rennbetrieb aufgebaut.

Neben den Entwicklungen aus den vorherigen zwei Fahrzeugen wurden viele Detailverbesserungen mit dem Fokus auf Leichtbau und Karosseriesteifigkeit vorgenommen. Darüber hinaus wurden dem Team von verschiedenen neuen Technikpartnern weitere Spezial-Komponenten zur Verfügung gestellt, angefangen bei Fuchs Rennsport-Schmierstoffen über ein Vorderachs-Sperrdifferenzial von Drexler Motorsport, eine optimierte Gasatec Motorsteuergerät-Software, ein Getrag Getriebe mit verstärktem 5. und 6. Gang bis zum professionellem Racelogic Onboard- Videosystem und einer IPG CarMaker Simulationssoftware. „Insgesamt haben wir mit dem neuen Renner den Sprung auf eine ganz neue Leistungsstufe geschafft und konnten die Rundenbestzeiten um über 15 Sekunden im Vergleich zum Vorgängermodell verbessern“, erklärt Benjamin Schaefer, Leiter Fahrwerk und Performance.

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Das bereits 2010 entwickelte Aerodynamikpaket, bestehend aus Heckspoiler und Frontsplitter mit Diffusor, wurde außerdem einer aufwendigen Analyse unterzogen. Beim Test im Windkanal des Ford-Entwicklungszentrums Merkenich konnte zum einen der errechnete Abtrieb bestätigt und zusätzlich weitere Ansatzpunkte für Verbesserungen gefunden werden. Barti Pasionek, Leiter Karosserie: „Die Herausforderung war, einen möglichst hohen Abtrieb zu erzeugen und gleichzeitig möglichst wenig Windschlüpfrigkeit einzubüßen. Dies ist uns, wie der Test gezeigt hat, sehr gut gelungen. Zudem haben wir auf der Basis der Testergebnisse weitere Detailsoptimiert.“

Neben hochwertigem Material konnte das Kölner Team dieses Jahr aber auch wieder mit seinen bewährt starken Fahrern aufwarten. Anja Wassertheurer, Daniela Schmid und Benjamin Koske konnten die Rundenbestzeit im VLN-Training auf beeindruckende 9:06.291 Minuten hochschrauben und im Gesamtklassement der Langstreckenmeisterschaft sogar zweimal bis auf Platz 29 vorfahren. In der Klasse SP4T, wo Fahrzeuge von 2000 bis 2600 Kubikzentimeter mit Turbolader antreten, belegten sie bei 6 von 10 Rennen den ersten Platz und machten damit FH Köln Motorsport zum erfolgreichsten Team dieser Klasse. Anja Wassertheurer, hauptberuflich Test- Redakteurin für die Zeitschrift sport auto, erklärt: „Wir konnten von Rennen zu Rennen das Fahrzeugsetup immer weiter optimieren und waren in den Top 30 absolut konkurrenzfähig. Leider hatten wir gegen Ende der Saison mit einigen Ausfällen zu kämpfen, wie zum Beispiel beim zweiten 6-Stunden-Rennen, als uns 90 Minuten vor Rennende auf Platz 19 liegend die Technik im Stich ließ. Trotz allem war das mit Sicherheit der schnellste Focus, den die VLN bisher gesehen hat. Die hohe Einsatzbereitschaft und Kompetenz der Teammitglieder war bemerkenswert. Dafür kann ich den Mädels und Jungs nur danken.“

Auch für das Saison-Highlight, das weltbekannte 24-Stunden-Rennen Nürburgring, hatten sich die Kölner einiges vorgenommen. So visierte man, neben dem Minimalziel „Ankommen ist alles“, bereits zuversichtlich das Klassenpodium an. Zur Unterstützung des Fahrerteams war außerdem der erfahrene Stefan Schlesack mit an Bord. Ein Ausfall des Turboladers bereitete diesen hochgesteckten Zielen jedoch ein jähes Ende. In dieser Situation konnten die Studenten dann allerdings beweisen, wie wichtig Teamwork im Motorsport ist. In einem dreistündigen Reparaturmarathon schafften sie es, den Boliden wieder zurück auf die Strecke zu bringen, das Rennen zu beenden und es damit trotz langer Standzeit in die Wertung zu schaffen. „Die Reparatur war eine echte Herausforderung. Hier musste jeder Handgriff sitzen, denn die Teile waren durch die Dauerbelastung glühend heiß. Das Gefühl nach 24 Stunden unseren Renner dann durchs Ziel fahren zu sehen, war der wohlverdiente Lohn. Wir hatten insgesamt 16 Teammitglieder im Einsatz, die alle perfekt zusammen gearbeitet haben“, resümiertGernot Ludwigs, Leiter Antrieb. Auch der Vater des Projekts, Prof. Frank Herrmann, ist mit den Ergebnissen äußerst zufrieden: „Ich finde es toll, wie sich unser Verein weiterentwickelt. Das Niveau wird immer professioneller, und es macht Freude, das Team bei der Arbeit zu beobachten. Das Wichtigste ist, dass die Studierenden neben dem Studium wertvolle Praxiserfahrung sammeln und dadurch ihre Fähigkeiten und Kompetenzen weiter ausbauen.“

Der letzte Auftritt des Jahres fand traditionell wieder auf der Essen Motorshow im Dezember statt. Hier konnten Motorsport Fans das aktuelle Einsatzfahrzeug ganz in Ruhe besichtigen und in der Motorsport Arena zum Preis von fünf Euro als Beifahrer in einem 350-PS-starken Ford Focus RS 500 mitfahren. Die gesamten Einnahmen kamen dabei der Titus Dittmann Stiftung zugute, die sich unter anderem durch den Aufbau von Skateboard-Parks, für Kinder und Jugendliche einsetzt. Teammanager Francois van Endert: „Unser Team hat sich in der vergangenen Saison nochmals deutlich weiterentwickelt. Das betrifft sowohl den Aufbau und Einsatz des Rennfahrzeugs, als auch die Abläufe und Aktivitäten innerhalb des Vereins. Es ist für uns Studierende eine einmalige Erfahrung, in diesem Projekt mitwirken zu können. Möglich machte dies auch die Unterstützung durch Ford, sport auto, TRW, Dekra, Dunlop, die FH Köln, die VLN und alle weiteren Partner und Sponsoren, wofür wir uns ganz herzlich bedanken. Wir hoffen, dass alle Beteiligten genauso viel Spaß hatten wie wir und freuen uns schon jetzt auf ein tolles Jahr 2012.“