Automobilsport
13.03.2012
Kremer Racing baut ultimative Waffe für historischen Rennsport
In Zusammenarbeit mit der Fachhoch-schule Köln wird der damals von erfahrenen Renningenieuren aus der Praxis gefertigte Gitterrohrrahmen nun nach heute üblichen modernen Konstruktions- und Produktionsmethoden rekonstruiert. Auch die Aerodynamik wird im Computer simuliert. Der 1962 gegründete und 2010 vom Kölner Dipl.-Kfm. Eberhard A. Baunach übernommene Traditionsrennstall macht sich mit diesem „Leuchtturmprojekt“ ein spektakuläres Geburtstagsgeschenk zum 50- jährigen Bestehen. Diese ultimative Waffe für den historischen Motorsport soll das ganze Know-How von Kremer Racing eindrucksvoll beweisen.
Der Höhepunkt der Silhouettenformel Gruppe 5 wurde gegen Ende der 70er Jahre langsam aber sicher erreicht. Der Kremer-Porsche 935 K 3 war nach dem 935 K 1 von 1976 und dem K 2 von 1977 in der Saison 1979 mit dem überlegenen Gewinn der Deutschen Rennsportmeisterschaft durch Klaus Ludwig und dem Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans einer der erfolgreichsten Sportwagen der Rennsportgeschichte.
Doch die Konkurrenz rüstete weiter auf, vor allem der Zakspeed-Capri mit einer reinen Rohrrahmenkonstruktion wurde zum großen Konkurrenten für die sieggewohnten Kremer Porsche. 1980 begann das Kölner Team unter großem Zeitdruck mit der Vorbereitung eines ähnlichen Projekts, dem Kremer-Porsche 935 K 4. Ebenfalls auf einem sehr leichten, aber extrem steifen Gitterrohrrahmen basierend, konnte ein tieferer Schwerpunkt durch viel größere Freiheiten bei der Gewichtsverteilung erreicht werden als es bei einer Basiskarosserie möglich gewesen wäre. Aber diese geniale Konstruktion verursachte auch viel Kopfzerbrechen, denn alle Anlenkpunkte der hinteren Radaufhängungen waren anders. Vor allem mussten alle Kremer-eigenen Lösungen natürlich auch reglementskonform sein. Immerhin lieferte der 3,2 Liter Doppelladermotor mit Kugelfischer-Einspritzung bis zu 900 PS, eine Kraft, die auch sicher auf den Boden gebracht werden musste.
Die nur noch ansatzweise an ein Straßenauto erinnernde Karosserie wurde wie schon die der Vorgänger von Ekkehard Zimmermann und seiner Firma DP Motorsport gefertigt. Die Gestaltung kam vom Designer Karl-Heinz Nottrodt, der seit dem K 2 für die windschnittigen Formen gesorgt hatte. Die konsequente Leichtbauweise führte zu einem Leergewicht von nur 852 kg (ohne Betriebsstoffe).
Die Entwicklung hätte schon 1980 beendet werden sollen, aber das Kölner Privatteam musste viele Tests unter Zeitdruck und aufgrund der damals allgemein geringen technischen Möglichkeiten eher improvisiert durchführen. Zum Beispiel wurden statt aufwändigerWindkanaltests bei Fahrten auf der Autobahn mit aufgeklebten Wollfäden und einem zweiten Auto mit Kamera festgestellt, dass die Aerodynamik erstaunlich gut funktionierte.
Der erste Einsatz 1981 beim Flugplatzrennen in Wunstorf in Jägermeister-Farben mit dem unvergessenen Bob Wollek am Steuer führte geradewegs in die Top 5. Vier zweite und zwei erste Plätze in neun Rennen zeigten nachdrücklich das Potential des K 4. Leider wechselte das Reglement bereits für die Saison 1982 zur Gruppe C. So wurden neben dem rechtsgelenkten Wollek-Auto nur noch ein zweites Exemplar gefertigt: schwarz und linksgelenkt für den Amerikaner Ted Field.
Beide Fahrzeuge sind nach Einsätzen in der IMSA Serie in Amerika 1982 heute nur sehr selten zu sehen. Das rechtsgelenkte Auto war beispielsweise 2007 bei den Monterey Historic Races mit seinem ehemaligen Fahrer John Fitzpatrick unterwegs. Kremer Racing wird dafür sorgen, dass auch die Fans in Europa ein solches Highlight der Rennsportgeschichte auf der Strecke bestaunen können.