Porsche Carrera Cup
21.10.2012
Premierensieg für Porsche-Junior Michael Christensen
Den letzten Podiumsplatz errang Christensens Teamkollege Norbert Siedler (Österreich). Doch um ein Haar hätten sogar beide Porsche-Junioren auf dem Podium gefeiert: Nur 0,5 Sekunden hinter Siedler fuhr der zweite Porsche-Junior Klaus Bachler (Österreich, Team Deutsche Post by tolimit) nach einem kämpferischen Finallauf als Vierter über die Ziellinie. René Rast (Frankfurt, Team Deutsche Post by tolimit), der sich gestern vorzeitig den Titel gesichert hatte, war nach einem Ausrutscher ausgeschieden.
Michael Christensen erlebte am letzten Rennwochenende der Saison eine Achterbahn der Gefühle. Nach einem ausgezeichneten Qualifying hatte er die Startplätze vier und zwei inne, lediglich 0,009 Sekunden fehlten ihm auf die Pole-Position für den Sonntagslauf. Nachdem ihn beim Samstagslauf ein Reifenschaden ans Ende des Feldes geworfen hatte, stand heute das Glück auf seiner Seite. Weil der Trainingsschnellste Sean Edwards (Großbritannien, Team Deutsche Post by tolimit) wegen einer Sportstrafe auf den elften Startplatz verbannt wurde, erbte der junge Däne den ersten Startplatz. Er machte das Beste daraus. Mit einem Traumstart setzte sich Christensen an die Spitze und fuhr fehlerfrei und cool seinem ersten Sieg im 450 PS starken Porsche 911 GT3 Cup entgegen.
Nur in der Anfangsphase kam ihm der dreimalige Saisonsieger Nicki Thiim (Dänemark, Hermes Attempto Racing) einmal nahe. Dieser verlor dann aber beim Räubern über die Streckenbegrenzungen die Frontlippe seines Elfers und fiel ab der achten von 18 Runden sukzessive zurück. Auf den neuen Zweiten Kévin Estre konnte Christensen Runde um Runde leicht Boden gutmachen. Der Franzose gewann bereits mit seinem gestrigen zweiten Rang die Rookie-Wertung für Neueinsteiger. Christensen ist Zweiter der Wertung, wobei Estre 2012 als erfahrener Porsche-Rennfahrer in den Carrera Cup Deutschland kam. Er ist der amtierende Champion des französischen Carrera Cup und gewann im Porsche Mobil 1 Supercup 2011 die Rookie-Wertung.
Der Erfolg von Michael Christensen zum Saisonende war keine große Überraschung. Bereits auf dem Lausitzring hatte der Däne beim vierten Saisonlauf Rang drei erobert. Immer wieder zählte er zu den Schnellsten im hart umkämpften Starterfeld, musste aber so manches Mal seiner Unerfahrenheit im Porsche-Sportwagen Tribut zollen. Der Däne zählte bereits im Kartsport und im Formelsport zur Weltspitze. Seine Erfolge brachten ihm einen Platz bei der Porsche-Sichtung zum Junior-Programm ein. Zusammen mit Klaus Bachler hatte er sich im vergangenen Winter gegen starke internationale Konkurrenz durchgesetzt. Zu der Förderung der beiden Porsche-Junioren im Carrera Cup gehört neben finanzieller Unterstützung auch die Betreuung durch den langjährigen Profirennfahrer Sascha Maassen. In Hockenheim wurden die Junioren von Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard unterstützt, weil Maassen in Amerika am Start der ALMS war. Porsche ist bereits seit 1997 in der Nachwuchsförderung aktiv – und erfolgreich.
Auch für Klaus Bachler war der erneute vierte Platz eine gute Abschiedsvorstellung aus der Carrera-Cup-Saison 2012. Er kam vom siebten Startplatz und erwies erneut sein Talent für perfekte Starts und das richtige Näschen, wo im Getümmel ein gefahrloses Durchkommen möglich ist. Schon nach der zweiten Runde war der 21-Jährige Fünfter, eroberte mit einem sauberen Überholmanöver die vierte Position – und blieb dort an Norbert Siedler hängen. Über die gesamte zweite Hälfte des Rennens setzte der Junior den Routinier unter Druck und suchte seine Chance. Doch Siedler verteidigte seinen Podiumsplatz mit allen legalen Mitteln, gegen die es letztlich kein Rezept zum Vorbeikommen gab. Damit verpasste der Junior ganz knapp seine zweite Podiumsplatzierung nach seinem dritten Rang bei seinem Heimrennen in Spielberg. Bachler schließt die Saison hinter Christensen als Dritter der Rookie-Wertung ab. Auch der Österreicher begann seine Karriere klassisch im Kartsport. 2007 glänzte er in der Formel Lista 2007 mit fünf Siegen und dem Titel in der Juniorwertung, zwei Jahre später sicherte er sich mit zehn Podiumsplätzen und zwei Siegen die Vizemeisterschaft im ADAC Formel Masters. In der vergangenen Saison belegte er im ATS Formel 3 Cup mit zwei Rennsiegen den dritten Gesamtrang.
Der Junior aus der Steiermark feierte mit Rang vier auch das beste Resultat seines Teams Deutsche Post by tolimit. Hinter ihm fuhr sein Teamkollege Sean Edwards als Fünfter über die Ziellinie. Für den Titelfavoriten und Vize-Champion war es ein schwarzes Wochenende. Mit der Chance auf den Gewinn des Meistertitels reiste er nach Hockenheim. Doch erneut machte in Führung liegend ein Reifenschaden seine Hoffnungen zunichte. Weil Edwards im gestrigen 16. Saisonlauf den Weg zum Reifenwechsel abkürzte und dabei die Strecke verließ, bekam er die schwarze Flagge. Er missachtete sie, was einen Ausschluss vom gestrigen Rennen sowie die Strafversetzung um zehn Startplätze für das Finalrennen zur Folge hatte.
Als Sechster beendete Nicki Thiim das Rennen. Hinter ihm fuhr Gaststarter Robert Renauer (Jedenhofen, Attempto Racing) als Siebter ins Ziel. Sein Teamkollege Philipp Frommenwiler wurde Achter vor Philipp Eng (Österreich, MRS GT-Racing) und Robert Lukas (Polen, Förch Racing) als Zehntem.
Die Amateur-Wertung gewann in Hockenheim Christina Nielsen (Dänemark, Farnbacher ESET Racing) vor „Bill Barazetti“ (Esslingen, MRS GT-Racing), der sich gestern bereits den erstmals verliehenen Amateur-Titel gesichert hatte.
Am 22. Oktober, dem Montag nach dem Rennwochenende, strahlt der Nachrichtensender N24 um 18.30 Uhr das 30-minütige „Porsche Carrera Cup Magazin“ aus. Sport1 wiederholt das Finalrennen heute Nachmittag ab 16.00 Uhr in voller Länge und sendet die Carrera-Cup-Highlights am Samstag, 3. November, von 18.00 bis 18.30 Uhr.
Michael Christensen (Porsche-Junior, Sieger): „Das war ein großartiges Rennen für mich. Ich versuche seit Saisonbeginn, dieses Resultat zu erreichen. Heute hat sich alles ausgezahlt, was ich in diesem Jahr im Carrera Cup als Porsche-Junior gelernt habe. Ich habe die ganzen vergangenen Monate hart daran gearbeitet, um dieses Ziel zu erreichen. Mein Start ist mir gut gelungen. Das war wichtig. Danach habe ich das Rennen kontrolliert. Ich musste mich einfach darauf fokussieren, das Rennen sauber zu Ende zu fahren. Und es scheint, als hätte das geklappt.“
Kévin Estre (Zweiter): „Als Vierter gestartet, Zweiter im Ziel – das war ein gutes Rennen für mich. Insgesamt bin ich mit dem Wochenende und meinen zwei Podiumsplätzen zufrieden. Am Anfang waren Nicki und ich gleich schnell, aber dann hat er seine Frontlippe verloren. Ich kam gut vorbei und hätte gerne Jagd auf Michael gemacht. Aber der war einfach schneller.“
Norbert Siedler (Dritter): „Ein dritter Platz zum Abschluss ist für mich okay, zumal von Startplatz fünf aus. Der Speed war da, aber ich hatte leider extrem viel Übersteuern, da ging nicht mehr nach vorne.“
Klaus Bachler (Porsche-Junior, Vierter): „Das war ein super Rennen! Ich bin als Siebter gestartet und kam als Vierter ins Ziel. In der ersten Runde gab es einen kleinen Zwischenfall, die Autos von René und mir haben sich leicht berührt. Es ist aber nichts passiert. Ein paar Runden später konnte ich Philipp Eng überholen, das war richtig gut. Mein Auto war von der ersten bis zur letzten Runde super. Ich kam an Norbert heran und habe ihn auch einmal in der Spitzkehre überholt, er ist aber innen wieder vorbeigekommen. Ich habe gekämpft bis zum Schluss, hatte aber keine wirkliche Chance zum Überholen. Nun bin ich Achter der Gesamtwertung und Dritter bei den Rookies. Damit bin ich zufrieden.“
Timo Bernhard (Porsche-Werksfahrer, Junior-Betreuer): „Das war natürlich ein sehr schöner Saisonabschluss für die Porsche-Junioren, ein echtes Highlight, gekrönt mit dem Sieg von Michael Christensen. Gratulation an ihn, er hat vom Start an alles perfekt umgesetzt. Michael hat die ersten paar Runden Druck gemacht, damit er eine Lücke nach hinten schafft und hat von da an das Rennen kontrolliert. Aber auch Klaus Bachler hat einen super Job gemacht. Er kam von Startplatz sieben und hatte nach zwei Runden Position fünf erobert. Mit dem Überholmanöver kam er auf den vierten Platz und hat dann immer Druck gemacht auf Siedler. Es wäre natürlich ein Traum gewesen, beide Junioren auf dem Podest zu haben.“