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Rallye DM
27.09.2012

Carsten Mohe und die Nacht der langen Messer

Die ADAC Saarland-Rallye 2012 bot Fahrern und Fans am Freitagabend ein besonderes Spektakel: Die Wertungsprüfung „Steine an der Grenze 2“ – 17,78 Kilometer über enge Feldwege. Bei Nacht. Ein Erlebnis mit Gänsehaut-Garantie. Einer der Hauptakteure: Der amtierende 2WD-Champion Carsten Mohe in seinem gut 290 PS starken Mégane Renault Sport N4.

Die Nacht der langen Messer liegt heute nicht am legendären Col de Turini, sondern irgendwo zwischen Büdingen und Tünsdorf: Saarland-Rallye statt Rallye Monte Carlo. Feldwege statt Seealpen-Serpentinen. „Steine an der Grenze“ statt Col de Turini. Schotter und Asphalt statt Eis und Schnee. Und die Action?

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Die ist mindestens genauso mitreißend wie bei der weltberühmten „Monte“. Der Himmel hat seine Schleusen geöffnet, starke Regenfälle erschweren den Piloten die Arbeit hinter dem Volant. Der Mond scheint fahl auf die schmalen Feldwege – eine gespenstische Szenerie. Nachts. Irgendwo auf einem Feld. Eine Mischung aus Grasgeruch und dem unvergleichlichen Aroma der Landluft durchströmt die Nase. Tiefes Einatmen: Der Herbst ist da. Das ist Rallye-Sport pur: Natur und Hightech – eine faszinierende Melange.

Plötzlich durchdringt ein lautes Dröhnen die unheimliche Stille. Plopp, plopp, plopp. Auspuffgase bahnen sich hörbar ihren Weg in die Freiheit. Rotglühende Bremsscheiben nähern sich mit rasendem Tempo. Scheinwerfer durchschneiden das Dunkel der Nacht und die niederprasselnden Regentropfen mit Vehemenz – die „langen Messer“ schlagen unnachgiebig und höchst wirksam zu. Carsten Mohe und sein Co-Pilot Steffen Rothe bahnen sich im gut 290 PS starken Mégane Renault Sport N4 ihren Weg durch die Dunkelheit. Bei den Fans steigt die Stimmung: „Der Mohe kommt!“. Handys, Fotoapparate, Videokameras und Arme schnellen in die Höhe. Die Arena huldigt ihrem Gladiator.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren wartet die Saarland Rallye wieder mit einer echten Nachtprüfung auf. Und wie in alten Zeiten, als Rallye-Legenden wie Walter Röhrl und Manfred Hero hier im Dunkeln um Sekunden kämpften, strömen die Fans trotz strömendem Regen auch bei der diesjährigen Auflage der „Saarland“ nachts in Scharen zur Wertungsprüfung „Steine an der Grenze 2“ im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg. Müdigkeit? Schlafen? Von wegen! Highspeed statt heimisches Kissen lautet die Devise der Rallye-Enthusiasten. Im Herzen Europas müssen die Piloten auf der Jagd nach der Bestzeit ihr Herz in beide Hände nehmen. Zur Freude der zahlreichen Zuschauer.

Dann ist er da. Carsten Mohe nimmt die enge Rechts mit Schwung und beschleunigt auf die lange Gerade. Sein Fronttriebler prescht auf den unebenen Feldwegen nach vorne. Grelles Blitzlichtgewitter erhellt die Nacht. Für den Bruchteil einer Sekunde tritt das tiefe Schwarz in den Hintergrund, die zahlreichen Kameras rücken Carsten Mohe und seinen Mégane R.S. N4 in den Fokus und erhellen die Szenerie. Klick, das Bild ist im Kasten. Kurzes Anbremsen für die nächste Links. Plopp, plopp, plopp. Das Anti-Lag-System des Renault verschafft sich Gehör und lässt keinen Zweifel: Hier verrichtet ein kraftvoller Turbolader seinen Dienst, der auch beim Gaswegnehmen auf Touren gehalten wird. Vorteil: Das aus früheren Tagen bekannte Turboloch ist passé – Power liegt immer und in jedem Drehzahlbereich an.

Mohe cuttet die Kurve gekonnt, öffnet die Lenkung und steht bereits am Scheitelpunkt wieder auf dem Gas. Zweiter, dritter, vierter Gang – Tempo 140 bei Nacht. Auf einem schmalen, verregneten Feldweg. „Boah!“, entfährt es einem Teenager, der das Ganze per Handy für die Ewigkeit bannt. Ein respektvolles Raunen geht durch die Zuschauer. Die Augen verfolgen noch einige Sekunden die grellen Lichtkegel, die sich durch die Dunkelheit fräsen. Die Ohren genießen den Sound des Turbo-Vierzylinders. Dann herrscht wieder Stille. Eine Kuh macht sich lautstark bemerkbar. Wie soll man da auch Ruhe finden? Die Nacht der langen Messer. Schlafen können wir auch morgen.