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24h Nürburgring
22.05.2013

Gesteckte Ziele nicht erreicht

Mit Klassensiegen und wenigstens einer Positionierung unter den Top-50 im Visier reiste das Hamburg Racing Team (HRT) zum 41. Internationalen ADAC Zurich 24h-Rennen auf dem Nürburgring an. Im Gepäck zwei Aston Martin Vantage der Klassen SP8 und SP10 sowie einen Porsche 997 GT3 Cup. Gewonnen hatte das Team nach einem turbulenten Rennen vor allem an Erfahrung: Nur eins der drei Fahrzeuge kam ins Ziel.

Nach einem eher durchwachsenen Training blickte das Fahrerquartett des Aston Martin Vantage der Klasse SP8 Kim Hauschild (Horneburg), Tom Moran (München), Dieter Svepes (Österreich) und Ric Shaw (Australien) zuversichtlich in Richtung Rennen. Mit einer Trainingsbestzeit von 9:21 Minuten ging Startfahrer Kim Hauschild von Starplatz 56 von insgesamt 176 ins Rennen. Der Youngster des Fahrerquartetts erledigte seinen Job mit der Routine eines alten Hasen: Sich aus allem raushalten, seinen Platz im Feld finden und halten, bis die Hektik der ersten Runden sich legen und dann auf Angriff fahren.

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Dabei konnte er auf Anhieb einen direkten Gegner noch in der ersten Runde überholen, sich von ihm absetzen und den Aston Martin Vantage von HRT auf Position 40 vorfahren. Nach seinem Stint durfte der Australier Ric Shaw seine Runden drehen – auch er blieb vom angekündigten Starkregen verschont und konnte auf trockner Piste vor mehr als 210.000 Zuschauern die gute Arbeit von Kim Hauschild fortsetzen. Tom Moran, dritter Fahrer des Quartetts, hatte zunächst gleiche Bedingungen wie seine Kollegen, doch diese änderten sich kurz vor 21 Uhr schlagartig als der Himmel seine Pforten öffnete: Zwischen 30 und 40 Liter Regen pro Quadratmeter gingen über der Eifel nieder. Moran passte seine Fahrweise den veränderten Bedingungen an, was sich jedoch als extrem schwierig erwies, da er bei einsetzendem Regen auf Slicks unterwegs war und noch gut die Hälfte der 25 Kilometer langen Strecke bis zur Box vor sich hatte.

Selbst unter Aufgebot aller fahrerischer Leistungen blieb Moran ohne Chance: Im Streckenabschnitt Bergwerk schwamm der Aston Martin Vantage schlagartig auf, das Heck brach aus und Moran war nur noch Passagier. Seine Pirouette endete mit einem heftigen Einschlag in die Leitplanke. Waidwund schleppt sich die einstige Speerspitze von HRT in die Boxengasse, wo Teamchef Michael Budde gemeinsam mit Technikchef Thomas Müskens eine Reparatur für aussichtslos erklärte und den Wagen im Lkw verstauen ließ.

Michael Budde: „Kim hat einen lupenreinen Start hingelegt und in der schwierigen Startphase alles richtig gemacht. Auch Ric hat erstklassige Arbeit geleistet und einen fehlerfreien Stint absolviert. Leider hatte Tom Moran nicht das Glück auf seiner Seite. Ich bin überzeugt, dass er nichts falsch gemacht hat, sondern lediglich ein Opfer der Umstände wurde. Schade, wir waren gut unterwegs und hätten durchaus den Klassensieg holen können.“ Der immer stärker werdende Regen zwang die Rennleitung dazu, das Rennen um 22:44 Uhr abzubrechen: Nebel, Regen und Gischt beeinträchtigen die Sicht und damit Leib und Leben der Protagonisten derart, dass die Organisation diesen Schritt gehen musste.

SP10-Aston Martin im Ziel aber hinter den Erwartungen

Schon im Training haderte der zweite von HRT eingesetzte Aston Martin Vantage mit der Technik: Eine nicht funktionierende Nockenwellenverstellung kostete den Fahrern Stefan Kenntemich (Wettenberg), Michael Pflüger (Schweiz), Olivier Muytjens (Belgien) und Donald Molenaar (Holland) reichlich Topspeed auf den Geraden, sodass sie mit nur geringer Chance auf eine Topplatzierung ins Rennen gingen. Den Kopf in den Sand stecken ist beim 24h-Rennen jedoch die falsche Taktik: Mit einer fehlerfreien Fahrt lässt sich immer eine gute Platzierung einfahren – selbst wenn die Motorleistung hinter der Konkurrenz liegt.

Olivier Muytjens stellte das eindrucksvoll unter Beweis. Auf Rang 100 liegend startete der junge Belgier in seinen zweistündigen Stint, bei dem es schon heftig regnete. Nach seinem Einsatz wurde der Aston Martin auf Platz 56 geführt. Das Glück war Muytjens jedoch nicht ständig hold, denn nach dem Re-Start rutschte er auf einem Öl-Wasser-Gemisch im Bereich der Steilstrecke in die Leitplanke. Mit beschädigten Lenkungsteilen und deformiertem Frontbereich fuhr er langsam in die Box, wo die Mechaniker von HRT den Wagen binnen kürzester Zeit fahrfertig machten.

Erneut auf Angriff fahrend, erwischte es nur kurz danach Stefan Kenntenich. Er wurde auf dem GP-Kurs völlig unschuldig in eine Kollision verwickelt und musste den Wagen neben der Strecke stehen lassen, erneut waren Lenkung und Aufhängung beschädigt. Der Wagen wurde geborgen, repariert und erneut ins Rennen geschickt. Den letzten Schrecken musste das Team kurz vor Rennende verkraften, als der Aston Martin weniger als einen Kilometer vorm Ziel antriebslos ausrollte. Den Ausfall vor Augen schaffte es Schlussfahrer Stefan Kenntemich dennoch, den Wagen über die Ziellinie zu bugsieren. Da auch die Konkurrenz nicht von Ausfällen verschont blieb, schafften es die vier Fahrer als Vierter der Klasse das Rennen zu beenden.

Michael Budde: „Die erste Rennhälfte lief wie geschmiert: Schnell und materialschonend trotz mangelnder Motorleistung waren die Vier unterwegs. Der Ausrutscher und der Treffer durch den Konkurrenten sind als normale Rennunfälle zu verbuchen. Warum der Antrieb kurz vorm Ziel ausblieb, wissen wir noch nicht, werden es aber rausfinden. Eine tolle Leistung von Fahrern und Mechanikern! Ich bin wirklich begeistert.“

Porsche ohne Antrieb

Der komplett in italienischer Hand startende Porsche 997 GT3 Cup wird von HRT vorbereitet, eingesetzt und betreut – im Kundenauftrag. Mit der Routine von Profis drehten Sergio Negroni, Alessandro Cremascoli, Massimo Colnago und Andrea Sapinoihre Runden und ließen sich selbst vom Unwetter der Nacht nicht beeinflussen. Auch der unter extremen Regenfällen erfolgte Re-Start warf die Vier nicht aus der Bahn.

Erst die Technik brachte sie ins Straucheln: Etwa zwei Stunden vor Rennende erhielt die Boxencrew die Info, dass der Wagen mit defektem Differentialgetriebe im Bereich der Steilstrecke steht. Der vor Ort geeilte Reparatur-Trupp bestätigte die Aussage des Fahrers und verwarf eine Reparatur. Michael Budde: „Die Jungs haben funktioniert wie ein Uhrwerk und sich keine Fehler geleistet. Nach 19 Stunden wurden sie auf Platz 53 geführt – da wäre noch was nach vorne gegangen. Schade für die Fahrer, aber das Rennpech kennt keine Gnade.“

Rückblickend ist Michael Budde nicht wirklich zufrieden: „Wir sind mit anderen Erwartungen angereist, entsprechend groß ist die Enttäuschung beim gesamten Team. Wirkliche Fehler haben wir uns nicht geleistet, wir hatten nur nicht das nötige Glück auf unserer Seite. Das Rennen ist schon jetzt Geschichte und wir blicken nach vorne. Unsere Konzentration gilt der restlichen Saison der Langstreckenmeisterschaft und schon jetzt planen wir für das 24h-Rennen 2014. Danke an alle Helfer, Fahrer, Beteiligte und Sponsoren. Trotz allen Unzulänglichkeiten hatten wir doch reichlich Spaß und das ist mindestens genauso wichtig wie der Erfolg.“