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24h Nürburgring
07.05.2013

Patrik Kaiser wechselt aufs Pferd statt Ringe

Nach etlichen Testrunden am „Drive Resort Bilster Berg“ ist es beschlossene Sache: Der Schellenberger Rennfahrer Patrik Kaiser startet beim internationalen ADAC Zurich 24h-Rennen auf einem Ferrari 458 GT Corse. Zwei Ausfälle in der noch jungen Saison mit dem Audi TT RS haben ihn bewogen, den Ringen den Rücken zu kehren und sich dem Pferd zuzuwenden.

Dass es ihm in der Seele schmerzt, keinen Audi mehr zu fahren, unterstreicht Patrik Kaiser (Schellenberg / Liechtenstein) mit Nachdruck: „Aber es führte kein Weg am Fahrzeugwechsel vorbei. Der einst stabile Audi TT RS hat uns in den ersten beiden Rennen der Langstreckenmeisterschaft im Stich gelassen – stets war das Getriebe der Ausfallgrund. Da ich jedoch beim 24h-Rennen in diesem Jahr endlich das Ziel sehen will, musste ich mich kurzfristig nach einer neuen Heimat umschauen.“

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Kaiser betont weiterhin, dass trotz schonender Fahrweise das Getriebe noch vor Halbzeit des auf vier Stunden angesetzten Rennens in die Knie gegangen sei. „Für mich standen die Zweifel der Haltbarkeit außer Frage: Wie soll ein Getriebe einem 24h-Rennen plus etlicher Trainingsrunden standhalten, wenn es nicht einmal zwei Stunden am Stück schafft.“ Eine neue Heimat hat er am ersten Mai gefunden: Kaiser drehte im Ferrari F458 GT des Team GT Corse etliche Runden auf der neuen Rennstrecke „Bilster Berg“.

Mit der gezeigten Leistung konnte er sich nicht nur selbst, sondern auch das Team samt Instruktoren begeistern. „An meiner Seite saß Maximilian Götz, der Sieger der ADAC GT Masters 2012. Er gab mir wichtige Tipps, wie der Wagen zu fahren ist, wo ich Meter und Sekunden gut machen kann. Schon nach wenigen Metern im Ferrari war mir klar: das ist mein Auto für das 24h-Rennen.“

Deutliche Unterschiede zum Audi

Das Team GT Corse setzt bei seinem Einsatz im Rahmen des internationalen ADAC Zurich 24h-Rennen auf dem Nürburgring und der Nordschleife auf einen gesunden „Profi-Amateur“-Mix: „Mit Maximilian Götz und Alexander Matschull sind zwei echte Profis am Werk. Christian Kohlhaas und ich sind, trotz reichlich Erfahrung und etlicher Erfolge, die Amateure im Team.“ Den Ferrari testete Patrik Kaiser bereits 2012 ausgiebig: Auf dem Hockenheim- und dem Nürburgring drehte er etliche, gute Runden und erweckte damit die Aufmerksamkeit des Teamchefs Danny Pfeil. „Danny kam bereits nach dem ersten VLN-Rennen 2013 auf mich zu und bot mir an, künftig auf dem Ferrari zu starten. Zu dieser Zeit hatte ich die Audi-Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben und somit keine Zusage getroffen. Das änderte sich nach dem zweiten Ausfall des Audi TT RS schlagartig.“

Beim Training am Bilster Berg habe es einen weiteren Wettbewerber gegeben, der um Sekunden und den letzten Platz im „Profi-Cockpit“ gekämpft habe. „Pro Runde“, so Kaiser mit berechtigtem Stolz, „habe ich ihm knapp acht Sekunden aufgebrummt. Da fiel dem Teamchef die Personalentscheidung doch recht leicht.“ Einem größeren Druck als auf dem Audi sieht er sich trotz prominenter Mitstreiter nicht ausgesetzt. Im Gegenteil: „Auf dem Audi war immer ich es, der die Kohlen aus dem Feuer holen musste. Der gesamte Druck des Erfolges lastete auf meinen Schultern. Trotz meiner guten Rundenzeiten am Bilster Berg stellt keiner extrem hohe Ansprüche – die werden an die Profis gestellt“, gibt er freimütig zu Protokoll.

Was außer dem Namen unterscheidet die beiden Rennautos voneinander? „Zum einen ist es die Leistung: Gegen die maximal 400 Audi-PS stehen rund 550 Ferrari-Pferde, seine Kraft schöpft der Audi aus knapp 2,5 Litern Hubraum, während der Ferrari 4,5 Liter Hubraum zur Verfügung stellt. In Sachen Gewicht hat der Audi mit 1.100 kg die Nase nur knapp vorne – denn lediglich 1.260 kg bringt der Maranello-Renner auf die Waage.“ Und weiter? „Im Wesentlichen sind es die Antriebskonzepte, die beide Autos deutlich unterscheiden und einen jeweils anderen Fahrstil erfordern. Während man den Audi mit Gas durch die Kurve fährt, lässt man den Ferrari bis zum Scheitelpunkt der Kurve „rollen“, um dann kräftig zu beschleunigen. Gasfuß und „Popo-Meter“ müssen allerdings entsprechend geschult und sensibel sein, sonst endet jede Kurvenfahrt in einem Dreher.“ In Sachen Bremsen will der Ferrari härter rangenommen werden als der Audi: Erst wenn der Frontspoiler heftig über den Boden kratze, sei man auf der Bremse gut, so Kaiser abschließend zu den Unterschieden.

Auf das in 14 Tagen startende Rennen freut sich Kaiser besonders, denn schließlich gilt das 24h-Rennen am Nürburgring als das härteste Langstreckenrennen der Welt. Rund 200 Fahrzeuge sind für das Mega-Event in der Eifel eingeschrieben, das macht in der Summe gut 800 Fahrer, die darauf brennen, sich ihre Eifel-Lorbeeren zu verdienen. Erwartet werden auch heuer wieder über 200.000 Zaungäste, die das Spektakel mit dem kurzweiligen Rahmenprogramm verfolgen. Ein Highlight, neben dem eigentlichen Rennen, dürfte wohl die Demo-Runde von Michael Schumacher im Mercedes AMG Petronas sein.

„Ein Wahnsinns Event, das noch alle Motorsportfans in seinen Bann gezogen hat. Ich hoffe auf gutes Wetter, faire Kämpfe und für alle ein spannendes Rennen. Was ich erwarte? Oberstes Gebot ist durchkommen – 24 Stunden sind lang, die Rennstrecke extrem hart. Allerdings gehen wir fest von einem Klassensieg aus“, so Kaiser mit leuchtenden Augen und Blick auf den Kalender, in dem das Pfingstwochenende auffällig markiert ist.

Patrik Kaiser wird den Ferrari mit der Startnummer 76 pilotieren und in der Klasse SP8 starten. Der Fernsehsender „Sport 1“ berichtet ausführlich über das Geschehen am Nürburgring.