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DMV TCC
12.07.2013

Vivien Volk steigt nach 10 Jahren Motorsport aus

Seit zehn Jahren betreibt die heute 23-jährige Vivien Volk Motorsport – ihr Jubiläum feierte sie mit Team, Sponsoren und Freunden im Rahmen des vierten Laufs der DMV TCC am Hockenheimring. Zwischen die Freudentränen über die vielen Gratulanten mischten sich auch Tränen der Trauer: Die talentierte Rennfahrerin hängte nach dem Rennen ihren Helm an den berühmten „Nagel“.

„Wow, was ein spannendes und tolles Rennsportwochenende“, freut sich Vivien Volk nach beiden Rennen des vierten Laufs zur DMV TCC. Zwar habe sie den anvisierten Podiumsplatz nicht erhaschen, dafür aber ihre Rundenzeiten drastisch senken können. „Die in unserer Klasse startenden Autos reizen ihr Leistungspotential bis an die Grenze aus und sind uns um Längen voraus. Die eigentlichen Gegner, die ebenfalls auf einem Seat Leon Supercopa starten, haben die Klasse gewechselt, um so ihre Sieg-Chancen und die Punkteausbeute zu erhöhen. Der Klassen-Wechsel ist jedoch mit technischem und finanziellem Aufwand verbunden, sodass wir uns für den Verbleib in der Klasse 3 entschieden haben."

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Das Erste von zwei Rennen verlief für Vivien relativ unspektakulär. Von Gesamtstartplatz 34 ging sie in das Rennen und kämpfte sich Runde um Runde nach vorne. Am Ende landete sie auf einem guten 23. Gesamtrang und dem fünften Rang der Klasse. Beim zweiten Rennen an diesem Wochenende stand die Erzieherin auf Startplatz 31, was dann folgte, hatte die Rennamazone so noch nicht erlebt: „In der Einführungsrunde, in der Motor, Reifen und Fahrer auf Temperatur gebracht werden sollen, gab es prompt zwei heftige Unfälle, in deren Folge es eine Unterbrechung gab. Es folgte eine weitere Einführungsrunde, in der ein weiterer Unfall passierte – diesmal wurde kein Abbruch ausgerufen, sondern das Safety Car auf die Strecke geschickt. Der Start erfolgte hinter dem Sicherungsfahrzeug, wobei ich von der Rennfreigabe mehr oder weniger überrascht wurde.“

Dennoch kämpfte Vivien mit dem Messer zwischen den Zähnen, gewann Position um Position und konnte problemlos mit den Seat-Markenkollegen mithalten. Am Ende sprang der 23. Platz der Gesamtwertung und der vierte Platz der Klasse heraus. Mit Überqueren der Ziellinie ließ Vivien ihren Gefühlen freien Lauf: „Ich weinte hemmungslos weil mir klar wurde, dass ich soeben zum letzten Mal ein Rennen im eigenen Auto beendet habe.“ Die Entscheidung, die „Rennerei“ aufzugeben, sei lange im Familienzirkel diskutiert worden.

Rainer Volk, Vater, Manager und Mentor von Vivien: „Uns sind in diesem Jahr einige große Sponsoren abgesprungen, die zu Saisonbeginn mit großartigen Versprechen lockten. Uns fehlt einfach das Geld für eine vernünftige Basis; wenn man gezwungen wird, am Material zu sparen, ist es Zeit aufzuhören.“ Überdies, ergänzt Rainer Volk, habe er nach dem Umzug von Vivien nach Stuttgart die gesamte Organisation aus Speyer zu erledigen gehabt.

Die Führung des eigenen Unternehmens, ein Karosseriebaubetrieb in Speyer, nehme viel Zeit in Anspruch – Zeit, die ihm bei der Rennsport-Organisation fehle. Aber auch die berufliche Karriere seiner Tochter habe die Entscheidung den Rennsport zu beenden beschleunigt. „Vivien“, so erklärt er, „hat zwischenzeitlich die Leitung einer privaten Kindertagesstätte inne – eine Aufgabe, die viel Zeit fordert. Überdies hat sie das Angebot, schon bald ein Studium zu belegen, das nun die Wochenenden in Beschlag nehmen wird. Vivien hat richtigerweise an ihre berufliche Aussicht gedacht und sich daher gegen Motorsport entschieden.“

Beide blicken auf zehn Jahre erfolgreichen Motorsport zurück, auf schöne, anstrengende und manchmal nicht ganz ungefährliche Momente. Beide sind froh, dass Vivien diese zehn Jahre ohne Verletzungen und katastrophale Unfälle überstanden hat. „Ich habe viel erlebt und viel gelernt – auch fürs Leben. In erster Linie hat mir mein Vater die zehn tollen Jahre ermöglicht, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Er war stets an meiner Seite; hat mich aufgebaut, wenn ich ein schlechtes Rennen hatte; hat sich mit mir gefreut beim Sieg. Aber auch der Rest der Familie, meine Mutter und meine Geschwister standen mir stets zur Seite“, so Vivien Volk zum Ende ihrer Rennsportlaufbahn.

Reiner Volk richtet seinen Dank ebenfalls in erster Linie an die Familie: „Meine Frau und meine beiden anderen Kinder haben oft auf mich verzichten müssen, wenn ich mit Vivien an der Rennstrecke unterwegs war, sie haben viel Zeit geopfert und sind somit die größten Sponsoren. Es gibt aber auch einige Unternehmen, die uns von Anfang bis Ende zur Seite standen. Dazu gehören Lehr Gestaltung, die unsere Werbemittel kostenlos gestaltet haben, das Steuerbüro Schulze, Reifendienst Toni Ventura, der sich um sämtliche Reifenprobleme kümmerte, Klaus Reschka Anlagenbau, der uns finanziell zur Seite stand sowie die Firma Koentra, die das gesamte Marketing und den Internetauftritt übernommen hatten.“

Dass es Vivien und Reiner Volk mit ihrem Entschluss ernst meinen, belegt die Tatsache, dass der Rennwagen schon wenige Tage nach dem letzten Rennen zum Verkauf im Internet angeboten wurde. Es bringe nichts, so die beiden einstimmig, den Wagen zu behalten, auf bessere Zeiten zu hoffen, um dann nach Jahren festzustellen, dass man doch nicht mehr fahren werde. Bietet sich der jungen Rennfahrerin die Gelegenheit ins Volant eines Rennautos zu greifen, werde sie diese selbstverständlich annehmen. „Doch jetzt ist erst einmal Schluss. Ich werde wohl einige Zeit brauchen, um den Abschied vom Motorsport zu verschmerzen. Und bis dahin will ich nicht mehr fahren“, so Vivien Volk zum Abschied.
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