VLN
15.10.2013
Podestplatz nach verhageltem Training
Ein schwerer Unfall überschattete das freie Training des Teams Race&Event am Freitag vor dem Rennen. Patrik Kaiser, der nach etlichen Rennen auf dem Ferrari F458GT Corse wieder auf dem Audi TTRS startete, drehte unter unwirklichen Bedingungen einige Runden, um sich wieder an das Fahrzeug zu gewöhnen. Starkregen, Dunst, meterhohe Gischt und Temperaturen im unteren einstelligen Bereich machten aus dem Training eine Fahrt auf Messers Schneide.
„In den ersten Runden lief alles glatt. Ich hielt mich zurück, passte meine Fahrweise dem Wetter an und war bestrebt, den Wagen heil in die Box zu bringen“, erklärt der erfahrene Rennfahrer Kaiser. Auf der Döttinger Höhe jedoch habe es einen Schlag getan, der Wagen sei plötzlich ausgebrochen ohne einzuschlagen, ergänzt Kaiser. Er vermutet, so beschreibt er nach dem Training, dass ein Teil der hinteren Radaufhängung gebrochen sei, auf Aquaplaning sei das Fahrzeugverhalten definitiv nicht zurückzuführen. In der folgenden Runde nahm er weiter Geschwindigkeit raus, da sich der Wagen „komisch anfühlte“, kurz vorm Streckenabschnitt Fuchsröhre ließ er sogar zwei deutlich langsamere Fahrzeuge passieren und rollte mit weniger als 130km/h durch die Fuchsröhre, die normalerweise im letzten Gang mit Vollgas durchfahren wird.
Erneut ohne Vorankündigung brach der Wagen mit dem Heck aus – diesmal hatte der Liechtensteiner Rennfahrer weniger Glück: Rückwärts schlug er ungebremst in die Leitplanke ein, beschädigte den Wagen schwer, Kaiser selbst blieb unverletzt. „Ich meldete mich sofort bei der Crew, die mir sagte, dass vor 18 Uhr kein Abtransport möglich sei. So lange wollte ich an der gefährlichen Stelle nicht warten. Überdies war es sehr kalt. Also versuchte ich mit dem Auto die Boxengasse zu erreichen, was mir in langsamer Fahrt auch gelang“, schildert Kaiser die Geschehnisse nach seinem Unfall. In der Box zeigte sich das gesamte Ausmaß seines Unfalls: Der komplette Heckbereich inklusive Hinterachse und Fahrwerkstechnik war so beschädigt, dass ein Austausch unumgänglich war.
„Bis Mitternacht arbeiteten die Mechaniker unter Hochdruck und haben den Wagen wieder fahrbereit bekommen. Mein Respekt vor dieser Leistung.“ Patrik Kaiser litt noch den ganzen Abend und den folgenden Tag unter Verspannungen und Kopfschmerzen: „Eine Lappalie im Vergleich zum Schaden am Auto. Das hätte auch anders ausgehen können.“
Abseits ohne Verschulden – Platz drei als Versöhnung
Das Training am Samstagmorgen wurde aufgrund einer dichten Nebelbank immer weiter nach hinten verschoben. Um 10:30Uhr – statt um 08:30 Uhr – gab die Rennleitung das Training frei. Als Patrik Kaiser hinterm Volant sitzend mit der Box Funkkontakt aufnehmen wollte, fiel zunächst die Verbindung und dann auch noch das ABS aus. „Vermutlich eine Folge des Unfalls, was aber am Ende nicht bestätigt wurde. Ohne ABS auf einer kalten, extrem nassen Strecke eine gute Startposition rauszufahren, dazu noch den Unfall vom Vortag im Gedächtnis und die Schmerzen in Nacken und Kopf. Unmöglich. Hinzu kamen extrem viele Unfallstellen, die nur mit 60km/h passiert werden durften. Auf der Döttinger Höhe musste ich sogar anhalten, weil Berge- und Rettungskräfte die Strecke blockierten“, so Kaisers Eindrücke vom Training. Er überließ es am Ende seinen Kollegen Thomas Schmid und „C-Tiger“ (Pseudonym) sich um den Startplatz zu kümmern. Startplatz fünf der Klasse und 57 der Gesamtwertung stand nach dem Training auf der Habenseite.
Mit fast 1,5 Stunden Verspätung gingen die rund 170 Teilnehmer unterteilt in drei Gruppen ins Rennen. Kaiser saß als erster hinterm Lenkrad und hatte sich eine kluge Strategie für den fliegenden Start zurecht gelegt: „Ich ließ einigen Abstand zum Vordermann, um bei Rennfreigabe mit viel Schwung auf die Start-Ziel-Gerade fahren zu können. Auf diese Weise habe ich gleich zu Beginn Plätze gut gemacht. In der ersten Kurve erhielt ich einen Schlag aufs Heck, der mir einen Schrecken einjagte, aber ohne Folgen blieb. Bis zur Einfahrt Nordschleife konnte ich weitere Gegner überholen. Dann jedoch erhielt ich erneut einen Rammstoß, der nicht so glimpflich ausging wie der erste: Ich schlug zwar nicht ein, drehte mich aber und musste das gesamte Feld vorbei lassen“, so Kaiser nach dem Rennen mit entsprechend grimmiger Miene. Er hat eine Aufholjagd gestartet, sei aber nicht aggressiv und auf allerletzter Rille durchs Feld gefahren.
„Es war extrem schwer zu überholen“, erklärt er weiter, „überall bildeten sich kleine Kampfgruppen, die intern um jeden Meter Strecke kämpften. Die Fahrer langsamerer Fahrzeuge waren derart mit sich und ihren Gegnern beschäftigt, dass sie keinen Blick für die schnellen Fahrzeuge hatten, die von hinten kamen. Mehr als einmal habe ich zurückgesteckt, um keinen Unfall zu provozieren.“ In Runde neun übergibt Patrik Kaiser den Wagen an Thomas Schmid, der in Runde 18 den Fahrerplatz für C-Tiger räumt. Das Trio kämpft sich Runde um Runde nach vorne, belegt am Ende den dritten Rang in der Klasse und Platz 29 in der Gesamtwertung. Nur 115 von fast 170 gestarteten Fahrzeugen kamen nach 4 Stunden Renndistanz ins Ziel.
Kaiser abschließend: „Es war ein anstrengendes Rennen, geprägt von vielen Un- und Ausfällen. Wir hatten viel Glück unbeschadet durchgekommen zu sein. Ich danke der Mechaniker-Crew für die hervorragende Arbeit, die sie geleistet hat. Den schwer beschädigten Wagen zum Rennen wieder flott zu machen, zeugt von einer erstklassigen Mannschaft, die ihr Handwerk versteht.“ Übrigens: Kaiser drehte im Team trotz aller Widrigkeiten die schnellste Rennrunde. Das nächste Rennen findet am 26. Oktober statt, die Renndistanz beträgt vier Stunden.