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24h Le Mans
11.06.2014

Harte Konkurrenz im Kreis der Hybrid-Sportwagen

Audi tritt seit 1999 in Le Mans an, um mit technologischen Innovationen sportliche Erfolge zu erzielen. Noch nie war ein LMP1-Rennwagen mit den vier Ringen so leicht, so sparsam und so effizient wie der aktuelle Audi R18 e-tron quattro. Wie vom Reglement gefordert, muss sein Kraftstoff-Verbrauch auf 100 km um bis zu 30 Prozent niedriger ausfallen als bei den Vorgängermodellen.

Unter diesen harten Rahmenbedingungen versucht Audi, am 14. und 15. Juni 2014, dennoch um seinen 13. Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans zu kämpfen. Audi setzt mit seiner ultra-Technologie bei der Effizienz Maßstäbe: Die Benzin-Direkteinspritzung TFSI half seit 2001, den Kraftstoffverbrauch in Le Mans und später auch in den Serienautomobilen von Audi maßgeblich zu verringern.

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Seit 2006 sorgte Audi mit dem TDI-Antrieb und fünf Siegen in Le Mans für Furore. Seit 2012 ist der Diesel-Hybridantrieb des R18 e-tron quattro an der Sarthe ungeschlagen. Der nächste große Schritt ergibt sich 2014 aus dem Effizienz-Reglement. Grundlegend neue Regeln schreiben vor, dass Audi und seine Gegner im Kampf um den Gesamtsieg mit dem Kraftstoff haushalten müssen – bis zu 30 Prozent weniger steht in diesem Jahr zur Verfügung, je nach Konzept und Einstufung. Und dies erfordert einen hocheffizienten Rennwagen. Audi hat für das Jahr 2014 einen grundlegend neuen Sportprototyp entwickelt. Zu den führenden Innovationen zählt das Audi-Laserlicht. Die wegweisende Technologie verbessert die aktive Sicherheit weiter und hält zeitgleich auch im Audi R8 LMX Einzug.

Antriebsseitig hat Audi im 25. Jahr des TDI-Motors ein neues 4,0-Liter-V6-Aggregat für Le Mans entwickelt. Es ist konsequent auf Effizienz ausgelegt und hilft zusammen mit vielen weiteren Optimierungen des Rennwagens, etwa bei der Aerodynamik, Energie zu sparen. Im Vergleich zum Audi R10 TDI von 2006, dem ersten TDI in Le Mans mit einem 5,5-Liter-V12, verbraucht der aktuelle Rennwagen rund 40 Prozent weniger Kraftstoff – bei vergleichbaren Rundenzeiten.

Konkret stehen dem neuen R18 e-tron quattro pro Runde in Le Mans 138,7 Megajoule Kraftstoffenergie zur Verfügung. Das sind 6,16 Liter weniger pro 100 Kilometer, als die Otto-Motoren der Herausforderer Toyota und Porsche verbrauchen dürfen. Wenn die besten Teams wie zuletzt in der Saison 2012, als es nur kurze Safety-Car-Phasen gab, im Rennen 378 Runden weit kämen, dann stünden dem TDI-Hochleistungsmotor von Audi im Verlauf von 24 Stunden 317,52 Liter Kraftstoff weniger zur Verfügung als den Benzinern. So entsteht eine gut verständliche Vergleichssituation, die jeder Kunde aus dem Straßenverkehr kennt: Wie effizient ist ein Diesel und wie effizient ein Otto-Antrieb?

Verschärft wird die Situation in Le Mans durch die Summe aller Einstufungen. Ein komplexes Regelwerk bewertet die unterschiedlichen technischen Konzepte. Durch Energiezuteilungen und Kraftstoff-Durchflussmengen, aber auch durch die aus Verbrauch und Tankvolumen resultierenden Boxenstopp-Intervalle zielt das Reglement darauf ab, eine „Equivalence of Technology“ (Gleichwertigkeit der Technologie) zu erreichen.

„Wohl noch nie hat Audi in Le Mans vor einer so schwierigen Aufgabe gestanden wie in diesem Jahr“, sagt Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hackenberg, Mitglied des Vorstands der Audi AG für Technische Entwicklung. „Die aktuelle Einstufung bedeutet, dass die Prinzip-bedingten Effizienzvorteile des TDI-Motors nicht mehr ausreichen, um sich daraus auch einen Vorteil über die Renndistanz zu verschaffen. Dennoch stellen wir uns dieser Herausforderung, um unsere technologische Kompetenz zu beweisen. Mehr denn je kommt es in Le Mans auch auf die perfekte Darbietung einer geschlossenen Mannschaft an.“

Die Vorjahressieger Loïc Duval und Tom Kristensen, der mit neun Erfolgen Rekordhalter in Le Mans ist, teilen sich den R18 e-tron quattro mit der Startnummer 1 mit Lucas di Grassi. Die Nummer 2 wird von Marcel Fässler / André Lotterer / Benoît Tréluyer gesteuert, die den Langstrecken-Klassiker 2011 und 2012 für sich entschieden haben. In der Nummer 3 startet Le-Mans-Novize Filipe Albuquerque. Er teilt sich das Cockpit mit Marco Bonanomi und Oliver Jarvis, die bei dem 24-Stunden-Rennen bereits auf dem Podium standen.

Damit verfügt Audi über eine leistungsstarke, ausgeglichene Mannschaft, die in Summe 16 Le-Mans-Siege auf sich vereinen. Auf ihre Fahrer können sich Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich und Chris Reinke, Leiter LMP bei Audi, ebenso verlassen wie auf das Audi Sport Team Joest. Dennoch wird der 16. Einsatz in Le Mans anspruchsvoller als je zuvor. Beim Testtag in Le Mans hat Audi am 1. Juni seine Vorbereitungsphase erfolgreich abgeschlossen. Wenn die 82. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans am 14. Juni um 15:00 Uhr beginnt, benötigt Audi neben allem Können auch das nötige Rennglück. Eurosport überträgt das Rennen in voller Länge.

Stimmen der Verantwortlichen

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): „Das Niveau der Veranstaltung ist mit nunmehr drei Marken in der LMP1H-Spitzenklasse noch einmal deutlich gestiegen. Dadurch wird keines der vergangenen Rennen abgewertet, weil in jedem Jahr besondere Anforderungen entstehen und zwar nicht immer nur durch die Konkurrenz, sondern auch durch das Rennen selbst. Es gab schon Jahre in Le Mans, in denen wir erfolgreich waren, auch wenn unser Auto nicht das schnellste war. Erst im Rennen erkennen wir das wahre Bild. Wir wollen perfekt sein und mit Speed und Zuverlässigkeit um den Sieg kämpfen.“

Chris Reinke (Leiter LMP): „Die Vorbereitungszeit war sehr lang, wenn man bedenkt, dass das neue Reglement über Jahre hinweg entstanden ist und dass nach der Konzeptions- und Aufbauphase eine lange Erprobungsphase und die beiden ersten Rennen der Saison folgten. Das war eine sehr komplexe Aufgabe. Ich bin überzeugt davon, dass wir einen guten Rennwagen entwickelt haben. Jetzt freuen wir uns auf den direkten Vergleich aller Hersteller im Rennen.“

Ralf Jüttner (Teamdirektor Audi Sport Team Joest): „Le Mans 2014 wird eines der Rennen, bei dem wir uns keinen Fehler erlauben dürfen. Das Reglement will keinen Rennwagen, der der Konkurrenz beispielsweise bei den Rundenzeiten überlegen ist. Aber darum geht es nicht alleine. Unser Ziel ist es, den Fahrern ein Auto zu geben, mit dem sie drei oder vier Stunden am Stück möglichst nahe am Limit fahren können, ohne zu ermüden. Dieser Aspekt entscheidet das Rennen. Also müssen wir im Team eine gute Abstimmung erarbeiten. Wir waren bereits früher in vergleichbaren Situationen und uns ist schon damals der Null-Fehler-Job geglückt. Das wollen wir erneut versuchen.“