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Automobilsport
12.03.2014

Capricorn kauft Nürburgring für 100 Mio. Euro

Nach intensiven und konstruktiven Verhandlungen ist das Rennen um den Zuschlag über den Nürburgring entschieden: Die beiden Ringsanierer, Sanierungsgeschäftsführer Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt und Sachwalter Jens Lieser, haben nach einem europaweiten mehrmonatigen Investorenprozess alle Vermögenswerte des traditionsreichen Nürburgrings verkauft.

Erworben hat sie die neugegründete „capricorn Nürburgring GmbH“, deren Geschäftsführer Dr. Robertino Wild und Adam Osieka sind. Die capricorn Group, zu der auch die neue Erwerberin gehört, ist ein mittelständisches Unternehmen, das seine Wurzeln im Motorsport hat und durch die Entwicklung von innovativen Materialien und Technologien an mehreren Standorten in Europa Dienstleistungen erbringt und Produkte in den Bereichen Automotive und Luftfahrt erstellt.

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Der Erwerber wird das operative Geschäft des Nürburgrings mit seinen zahlreichen Rennsportveranstaltungen, Musikevents, Touristen- und Testfahrten sowie den Betrieb der Hotels und des Ferienressorts fortsetzen und weiter betreiben. Die unternehmerische Strategie des Bieters: die capricorn Group wird den Nürburgring konzeptionell zu einem Automobilen Technologie Cluster weiterentwickeln und erweitern. Dieser neue Ansatz geht über den reinen Motorsport hinaus und verspricht weitere Arbeitsplätze in der Region. Bereits seit 2002 ist das mittelständische Unternehmen in unmittelbarer Nähe des Nürburgrings mit einer Produktionsstätte vertreten und hat diese sukzessive ausgebaut. An diesem Erfolg soll auch der weitere Ausbau des Nürburgrings anknüpfen und durch Netzwerkbildung mit Hochschulen und führenden Unternehmen aus dem Automobilbereich hochwertige Arbeitsplätze in der Region entstehen.

„Dem Gläubigerausschuss lagen zwei sehr gute Angebote vor und er hat sich letztlich für das Angebot mit dem höchsten Kaufpreis und einer guten Perspektive für die Region entschieden“, begründet Sachwalter Jens Lieser die Entscheidung und Zustimmung des Gläubigerausschusses für den Bieter capricorn Nürburgring GmbH.

Das Transaktionsvolumen liegt bei über 100 Millionen Euro, wovon bis zu 25 Millionen Euro für Investitionen in den Ausbau des Nürburgrings und seiner Peripherie sowie für die Entstehung eines neuen Automobilen Technologie Clusters vorgesehen sind. „Rund 20 Monate nach dem Insolvenzantrag ist die Zeit der Ungewissheit für den Nürburgring, die Motorsportfans, die Automobilindustrie, Veranstalter, Mitarbeiter und für die Region vorbei. Wir können nach vorne blicken, haben jetzt Klarheit und eine konkrete Perspektive“, sagt Sanierungsgeschäftsführer Schmidt.

Der Erwerber wird die Vermögenswerte der Nürburgring GmbH zum 1. Januar 2015 übernehmen, sodass die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH in der laufenden Saison 2014 das operative Geschäft weiter betreiben wird. Der Erwerber hat ein Rücktrittsrecht für den Fall, dass er bei einem Bescheid der Europäischen Kommission über mögliche Beihilferückforderungen in Anspruch nehmen würde. Die Ringsanierer sind sich sicher, dass die Europäische Kommission bestätigen wird, dass der Investorenprozess ordnungsgemäß durchgeführt wurde und der Erwerber daher nicht für eine Beihilferückforderung haften muss.

„Als begeisterter Motorsportfan ist der Nürburgring schon immer meine Leidenschaft gewesen. Wir haben das enorme Potential dieser einzigartigen Rennstätte erkannt und möchten bestehende Strukturen optimieren, aber vor allem die Vision eines Automobilen Technologie Clusters umsetzen“, sagt Dr. Robertino Wild, geschäftsführender Gesellschafter der capricon Group. Durch dieses Konzept erhält die Region eine nachhaltige Zukunftsperspektive und die Menschen eine Chance auf hochwertige Arbeitsplätze. „Verantwortung für die Menschen vor Ort und die Wahrung der Interessen in der Region sind der Schlüssel für einen nachhaltigen Erfolg. Sie sind der Grundstein für die neue wirtschaftliche Perspektive am Nürburgring. Geht es dem Nürburgring gut, dann geht es auch den Menschen in der Region gut“, fasst Adam Osieka als Geschäftsführer zusammen.

Die bestehenden Kontakte zu Hochschulen und führenden Unternehmen aus den Bereichen Automobil und Automotive sollen sukzessive für den Ausbau des Technologiezentrums genutzt werden. Zur Erreichung der Ziele wird der Erwerber deutliche strukturelle Veränderungen am Nürburgring durchführen müssen. So wird nach ersten Planungen der ring°racer stillgelegt. Das Eifeldorf ,Grüne Hölle' wird durch das vorgesehene Automobile Technologie Cluster ersetzt. Neben einer erforderlichen Überarbeitung der Organisationsstrukturen soll auch die ring°card abgeschafft werden.

Derweil verspricht die Saison 2014 ein voller Erfolg für den Nürburgring zu werden. Alle Veranstaltungen werden wie geplant durchgeführt. Der Rennsportkalender für dieses Jahr ist bereits voll ausgebucht und es werden eine Reihe höchst attraktiver Publikumsveranstaltungen stattfinden.