DTM
04.05.2014
Wittmann gewinnt furiosen Saisonauftakt
Die 23 Piloten müssen nur noch einen Pflichtstopp pro Rennen absolvieren und dürfen mit dem weichen Option-Reifen nur noch maximal 50 Prozent der Renndauer fahren. Von diesen Änderungen erhofften sich die Macher der Serie spannendere Rennen und nach dem ersten Lauf der Saison kann man ganz klar sagen: Das hat funktioniert. Während es der DTM in den letzten Jahren an Zweikämpfen mangelte, so gab es beim Saisonauftakt in Hockenheim keinen Moment, in dem sich nicht zwei Piloten duellierten. Die unterschiedlichen Reifen-Strategien sorgten dafür, dass zu keinem Moment im Rennen klar war, wer auf welchem Platz liegend über die Ziellinie fahren würde.
Nach dem Qualifying gab es insbesondere bei Mercedes tiefe Sorgenfalten im Gesicht: Gary Paffett beendete die Qualifikation als bester Mercedes auf Rang 15, Pascal Wehrlein wurde 16ter. Die restlichen fünf Mercedes schieden allesamt im ersten Qualifying-Segment aus. Somit deutete im Rennen alles auf einen Zweikampf zwischen Audi und BMW. Der Überraschungs-Pole-Setter Adrien Tambay (Audi) konnte beim Start seine Führung gegenüber BMW-Youngster Marco Wittmann behaupten, während sich dieser hart mit dem auf Position drei liegendem Markenkollegen Bruno Spengler duellierte.Auch hinter der Top-3 ging es beim Spart heiß her: Edoardo Mortara und Timo Scheider lieferten sich einen heftigen Audi-internen Zweikampf, der nicht ohne leichte Berührungen über die Bühne ging. Besonders beeindruckte BMW-Pilot Timo Glock: In seinem gelben BMW arbeitete er sich auf Position vier nach vorne und begeisterte mit seinen mutigen Überholmanövern die Zuschauer.
In der zweiten Runde übernahm Wittmann die Führung und verwies Tambay auf Platz zwei. Auch für einen weiteren Audi lief es alles andere als gut: Jamie Green setzte seine wenig erfolgreiche Audi-Historie fort und musste seinen Boliden nach nur drei Runden in der Box abstellen. Der Brite gab die Schuld an seinem Ausfall dem BMW-Piloten Augusto Farfus. Die Aufzeichnungen zeigten allerdings, dass Green etwas zu energisch zu Werke ging und Farfus schudlos an der Berührung war. Dementsprechend gab es auch keine Strafe gegen den Brasilianer.
In der vierten Runde bahnte sich ein hartes Duell zwischen Glock und Scheider an, welches Scheider nach einigen Überholversuchen für sich entscheiden konnte. Der Audi-Pilot nahm im Anschluss die Verfolgung auf den DTM-Rookie Antonio Felix da Costa auf, der ihm das Leben alles andere als leicht machte. Bis Runde 18 konnte der junge Portugiese den Altmeister hinter sich halten. Beim zeitgleichen Boxenstopp musste da Costa dann eine weitere Position an Timo Glock abgeben, der durch seinen frühen Boxenstopps Zeit auf da Costa und Scheider gutmachen konnte.
Mit seiner starken Leistung konnte sich da Costa direkt als bester Neuling im Feld etablieren, denn bei den anderen DTM-Rookies lief es alles andere als rund. Audi-Rookie Nico Müller verlor in den ersten beiden Runde ganze acht Positionen und war deshalb am Ende des Feldes unterwegs. Nicht anders ging es dem Mercedes-Neuling Vitaly Petrov, der nach einer Rückversetzung von Miguel Molina (Audi) als Vorletzter ins Rennen ging. Nach einigen Startschwierigkeiten profitierte der Russe dann von diversen Zwischenfällen vor ihm und war daher auf Platz 17 unterwegs. Wenig erfolgreich verlief der Saisonauftakt auch für den zweiten BMW-Neuling Maxime Martin: Nach einem Fehler seines Teams beim Boxenstopps kollidierte er zunächst mit Mercedes-Piloten Daniel Juncadella, musste daher zurück zum Team geschoben werden und durfte zusätzlich noch eine Durchfahrtsstrafe absolvieren. Dementsprechend fuhr der Belgier dem Feld hinterher.
Doch auch Wiederkehrer Paul di Resta hatte mit seinem Boliden zu kämpfen und war im zweiten Renndrittel Letzter und suchte Anschluss an die Piloten vor ihm. Ein Mercedes, für den es ganz überraschend gut lief war der Kanadier Robert Wickens. Bereits in der letzten Saison konnte der junge Mercedes-Pilot überzeugen und etablierte sich beim Saisonauftakt 2014 wieder direkt als einer der besten Mercedes-Piloten. Mit ihm mithalten konnte bis zur Rennmitte nur Christian Vietoris. Bis Ende des Rennens änderte sich das Kräfteverhältnis der Stuttgarter allerdings noch einmal und Wehrlein beendete das Rennen als bester Mercedes-Pilot auf Rang elf.
Nachdem alle Piloten ihre Reifen gewechselt hatten, wurde es wieder richtig turbulent: Alle auf harten Reifen gestarteten Piloten waren jetzt auf den wesentlich schnelleren Option-Reifen unterwegs und machten Runde um Runde Boden auf die Führenden gut. Insbesondere Mattias Ekström und Edoardo Mortara schickten sich an, Wittmann noch den Sieg abzuknüpfen. Sowohl der BMW-Pilot, als auch Tambay, Glock und da Costa hatten auf einmal große Probleme mit den Reifen und wurden mit jeder Runde langsamer. Für Mortara war die Aufholjagd allerdings jäh vorbei, als er in der Spitzkehre mit einem Reifenschaden ausfiel. Nach einer starken Rennperformance zeigte sich der Italiener extrem enttäuscht.
Während der durch Mortara ausgelösten Gelb-Phase versuchte der bis dahin so beeindruckende Rookie da Costa Scheider zu überholen und kollidierte dabei mit dem Audi-Piloten. Für da Costa bedeutete dies nur kurze Zeit später das Rennaus und für Scheider ging es einige Positionen zurück. Ekström kämpfte sich in der Zwischenzeit an Teamkollegen Tambay auf P2 heran, doch beim Überholmanöver kam es zur Berührung zwischen den beiden und Ekström verspielte damit alle Chancen auf den Sieg.
Für großen Spaß sorgte letzten Endes das dreifach BMW-Überholmanöver gegen Timo Scheider. Mit seinem von der Kollision demolierten Audi konnte er zunächst Farfus nichts entgegensetzen und drängte ihm im Versuch seine Position zu verteidigen von der Strecke, wobei Spengler und Martin Tomczyk an den beiden vorbeizogen und auch Farfus Scheider letzten Endes hinter sich ließ. Wenige Sekunden später sicherte sich Marco Wittmann mit einem fehlerlosen Rennen seinen wohlverdienten ersten DTM-Sieg vor einem ganz starken Mattias Ekström und Adrien Tambay.
Text: Antonia Grzelak – motorsport-xl.de