GTC
11.09.2014
„Tour der Reparatur“ beim GTC Bavarian 24h
Vom reinen Speed her müsste man noch zehn weitere Teams dazuzählen, doch traute man den teilweise überraschend schnellen Newcomern nicht zu, fehlerfrei über die Distanz zu kommen. Das Rennen hatte auch kaum begonnen, da läutete das Team Kartbuchverlag.com die erste Pace-Kart-Phase ein, als man mit einem verlorenen Hinterrad strandete.
Kurze Zeit später stach der erste Sieganwärter unplanmäßig in die Box. Bei einem der vier Karts des MSC Oberflockenbach brach ein Bolzen des Bremsgestänges. Das Sicherungsseil verhinderte einen Abflug, aber nicht die extra Standzeit zur Reparatur. Obwohl diese schnell erledigt werden konnte, war eine Runde beim Teufel. Währenddessen tobte das Feld in geschlossener Formation um die Strecke. Das Tempo war extrem hoch, die Fahrweise der Piloten aber einem 24-Stunden-Rennen angepasst. Kein Vergleich zum Vorjahr, als die Anfangsphase einem Rodeo glich. Trotzdem häuften sich ungewohnt viele Schäden. Nach 3,5 Stunden ein Rahmenbruch im Achsschenkel-Bereich beim Team Euroracing 1. Die Schweißarbeiten ließen das Team weit zurückfallen.
Nach sechs gefahrenen Stunden führte der Titelverteidiger Messebau Racing das Feld an. Im Schlepptau das Team „Die Zehn Gebote aus Hagen“, die von üblen Geräuschen aus ihrer Kupplung beunruhigt waren und dem Team Cool Runnings aus Pforzheim. Deren CGR-Chassis präsentierte sich in Bestform. Der Meisterschaftsführende, Honda Spirit (Rodenbach), hatte bereits fünf Runden Rückstand auf die Spitze und kreiste nur um die 20. Position. Dann, ziemlich unverhofft, strauchelten einige der Top-Favoriten. Beim Team Shark Endurance riss die Kette, ATW Racing steuerten mit Bremsproblemen die Box an, genau wie der WGKC aus Stuttgart.
Und so ging es munter weiter: Motorschaden bei WDW Racing, Rahmenbruch bei der Kartbahn Bad Rappenau, Lenksäulentausch nach einem Unfall bei den Hausexperten.de II und eine defekte Drosselklappen-Feder bei BPR. War das hohe Tempo schuld, dass nach neun Stunden eine Menge der Top-Teams hoffnungslos ins Hintertreffen geraten sind? In Führung waren nun die Messebauer mit 35 Sekunden Vorsprung vor den Zehn Geboten. Dahinter mittlerweile die MSC O Junioren die nach den Anfangsproblemen langsam wieder aufschließen konnten. Die Serie der Zwischenfälle hingegen setzte sich fort. Nun erwischte es den Spitzenreiter. Motorschaden bei den Messebauern und kurze Zeit später Achsschenkel-Defekt bei Shark Endurance Racing.
Es war wirklich nicht das Rennen des Gesamtsiegers aus dem Jahr 2012. Bis zur Halbzeit verendete die Kupplung der Zehn Gebote vollends. Man entschied sich gegen einen Wechsel und fuhr nur mit „starren Durchtrieb“ weiter. Eigentlich kein Problem, wenn man sich nicht dreht: Aber die Boxenstopps! Hier musste nun alle 65 Minuten ein „Bergetrupp“ bereitstehen, der das Kart auf den Kartwagen wuchten musste und so dann weiter zum Tanken und zur Box. Nach dem Fahrerwechsel wurde das Kart dann jeweils angeschoben. Zehn Sekunden verlor man so pro Boxenstopp auf die Gegner, konnte den zweiten Rang hinter dem MSC O Junior Team aber (noch) halten. Halbzeitdritter war er MSC Oberflockenbach mit einer Runde Vorsprung vor H&R HBDL by ATB, den Cool Runinngs, Pixel X (Braunschweig), Born 4 Racing und der Scuderia Kempten. Die Teams WGKC und Honda Spirit vervollständigten die Top-Ten.
Die zweite Halbzeit begann zwar etwas ruhiger, als die Sonne aufging, setzten sich die Defekte aber fort. Motorschaden beim zweiten Messebau-Team, Bremsen-Defekt bei BPR Racing und bei Honda Spirit zerbrach der Rahmen in zwei Teile. Auch bei Shark Endurance Racing verendet ein Triebwerk und wiederholte Bremsenprobleme bei der Scuderia Nove Rosso. Da ist dann ja ein defektes Kettenblatt beim Team Shark Endurance Racing II „Kinderkram“.
Erneut musste das Team Kartion Racing den Rahmen schweißen, bei Born 4 Racing ging die Bremse fest und das Team von Motorsportanlage.de überstand einen bösen Abflug nach einem Bremsendefekt zum Glück unbeschadet (bis auf einen krummen Rahmen). Den Schlusspunkt setzte dann wieder das Team Kartbuchverlag.com. Die Jungs aus Hannover sorgten für die erste und letzte Pace-Kart-Phase des Rennens – nun mit gebrochener Hinterachse. Das extrem hohe Tempo forderte seinen Tribut. Kaum eine Mannschaft schob ihr Kart für eine kleine „Inspektion“ oder eine Ölkontrolle ins Boxenzelt. Nur von den Teams WGKC und H&R HBDL by ATB aus Siegen ist überliefert worden, dass man seinem Einsatzgerät den Luxus einer kleinen Inspektion bei der Halbzeit gönnte.
Knapp in die Top-Ten konnte sich der Vorjahressieger (Messebau Racing) trotz Motorwechsel retten. Der neunte Rang (gleichzeitig Sieg in der BEBA Cup-Klasse) ging an hochzufriedene Allgäuer von der MSC Scuderia Kempten. Auch das Team Born 4 Racing (Berlin) war mit Rang acht nicht unzufrieden. Die Newcomer waren rundengleich mit den Siebtplatzierten Cool Runnings aus Pforzheim. Der Kampf um die fünfte Position war äußerst knapp. Gleichzeitig ging es dabei um den Trophy-Sieg. Mit nur einer Sekunde Vorsprung schaffte das Team H&R HBDL den Sieg in der Trophy und kam auf den fünften Gesamtrang. Knapp geschlagen das Team von Pixel X Racing aus Braunschweig. Den sechsten Rang im Gesamtklassement hätte man den Braunschweigern im Vorfeld nicht zugetraut. Großartiger Vierter wurde das Team WGKC aus Stuttgart.
Und die ersten Drei? Es blieb fast alles beim Alten: nur die Zehn Gebote schafften fast das Unmögliche: 15 Stunden mit einer defekten Kupplung und über zwölf Stunden Höchstleistung bei jeder Boxendurchfahrt – Rang drei war dann der Lohn. Das Zweitplatzierte Team vom MSC Oberflockenbach konnte man aber so nicht halten. Die „Floockies“ hatten am Ende eine Runde mehr absolviert. Nochmals 60 Sekunden schneller war das Schwesterteam des MSC Oberflockenbach. Das MSC O Junior Team brachte das Ding knapp, aber dennoch souverän nach Hause und feiert damit den bereits vierten Gesamtsieg beim Bavarian 24h in Wackersdorf. Ein wahrlich denkwürdiges Rennen zweimal rund um die Uhr.