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Rallye WM
31.05.2014

Ogier vs. Latvala – VW vor Rallye Italien

Das Duell um die Führung in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) ist beim sechsten WM-Lauf auch ein Duell Polo R WRC gegen Polo R WRC. Sébastien Ogier / Julien Ingrassia und Jari-Matti Latvala / Miikka Anttila starten bei der Rallye Italien vom 5. bis 8. Juni 2014 jeweils mit dem Ziel, ihre Position in der Weltmeisterschaft zu verbessern.

Die einen wollen ihre Führung ausbauen, die anderen wollen sie erobern. Die Chancen sind also groß, dass auf Sardinien das Volkswagen interne Duell Weltmeister gegen Herausforderer – oder Tabellenführer gegen WM-Zweiten – so spannend wird wie zuletzt in Argentinien. 24 Zähler beträgt der Vorsprung Ogiers auf Latvala. Ihr dichtester Verfolger: Volkswagen-Teamkollege Andreas Mikkelsen, der erstmals in der Rallye-Königsklasse mit seinem früheren Beifahrer Ola Fløene antritt. Mikkelsen hat weitere 40 Zähler Rückstand.

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„Volkswagen befindet sich in der Rallye-WM derzeit in einer privilegierten Situation“, so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. „Das gesamte Team arbeitet konzentriert und hart für den Erfolg und stellt unseren drei Fahrern stets Top-Material bereit. Sébastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen zahlen es mit herausragenden Leistungen und erstklassigen Ergebnissen zurück. Die Plätze eins, zwei und drei in der Fahrer-WM sowie Platz eins in der Hersteller-WM beweisen das eindrucksvoll. Die Fans in Italien sowie die Rallye-WM-Anhänger zu Hause können sich wieder auf fairen und hochklassigen Motorsport freuen. Ich kann nur sagen: Wer die Action auf Sardinien nicht verfolgt, dürfte etwas verpassen.“

Typisch Volkswagen: Im WM-Kampf ist Stallregie tabu

Der Bessere soll gewinnen: Die beiden 315 PS starken Volkswagen Polo R WRC von Ogier und Latvala gehen technisch identisch an den Start. Auf der Strecke haben die beiden Volkswagen Fahrer die Freigabe, das teaminterne Duell um WM-Punkte, Podestplätze und womöglich Laufsiege unter sich auszumachen. Obwohl der Zweikampf um die WM-Führung teamintern geführt wird, ist das Rennen um den Laufsieg bei der Rallye Italien weit offen: Neben den drei Volkswagen Polo R WRC steht ein ganzes Dutzend weiterer World Rally Cars am Start der Rallye Italien – von den Herstellern Citroën, Ford und Hyundai. Zusätzliche Würze erfährt der WM-Kampf durch die Herausforderungen, die die Rallye Italien selbst den Teilnehmern bietet.

Drift ist Gift – Präzision und kluge Reifenstrategie gefragt

Die Rallye Italien ist die vierte Schotter-Rallye in Folge und zeichnet sich durch schmale Passagen mit einer losen, feinen Sandschicht aus. In weiten Teilen sind die Routen zudem von Felsbrocken gesäumt, die dicht am Wegesrand stehen. Wer zu exzessiven Drifts neigt, droht sich die Aufhängung zu zerstören. Neben sauberem Fahrstil ist zudem das kluge Haushalten mit den Reifen gefragt. Für die Fahrer der Top-Kategorie WRC stehen maximal 25 Reifen zur Verfügung – plus jene vier, die sie im Shakedown einsetzen. Auch die Wärme könnte einen weiteren Faktor bei der Rallye Italien darstellen: Im Juni herrschen auf Sardinien bereits sommerliche Temperaturen, die gerade auf den langen Prüfungen für Hitze im Cockpit sorgen können.

Von Olbia nach Alghero: neues Rallye-Zentrum, gleicher Charakter

Das erste Mal seit 2004, als die Rallye Italien erstmals auf Sardinien ausgetragen wurde, bildet Alghero das Rallye-Zentrum. Die 40.000-Einwohner-Stadt im Westen der Insel, auch „Klein Barcelona“ genannt, löst Olbia ab. Der Start geht in Cagliari über die Bühne. Was bleibt, ist der grundsätzliche Charakter der Rallye Italien. Nur 74,65 der insgesamt 364,92 Kilometer auf Zeit sind verglichen mit dem vergangenen Jahr neu. Zwei Wertungsprüfungen wurden zur neuen WP „Monte Lerno“ vereint, die mit 59,13 Kilometern die bisher längste des Rallye-WM-Kalenders 2014 bildet. Insgesamt stehen 17 Wertungsprüfungen auf dem Programm. Die abschließende „Cala Flumini“ bildet die sogenannte Powerstage, bei der Zusatzpunkte für die besten drei Duos in Fahrer- und Beifahrer-Wertung vergeben werden. Die am Rallye-Sonntag ab 12:08 Uhr ausgetragene WP wird live im Fernsehen übertragen.

Nacht über Cagliari, Abheben am Monte Lerno – die Highlights

Mit der Wertungsprüfung „Citta’ Di Cagliari“ verläuft der Auftakt der Rallye Italien 2014 spektakulär. Am Donnerstag um 21:13 Uhr, 27 Minuten nach Sonnenuntergang, gehen die World Rally Cars auf die nur 1,30 Kilometer lange Hatz durch den Hafenbezirk in der Nähe des Stadtzentrums – die einzige WP auf Asphalt. Das wahre Highlight der Rallye Italien bildet allerdings „Micky’s Jump“ am Monte Lerno. Der legendäre Sprung, der sich im Anschluss an eine Rechtskurve entwickelt und bei dem nach dem Abheben der Rallye-Fahrzeuge der Boden nach unten abfällt, wurde 2013 zum „FIA Motorsport-Moment des Jahres“ gekürt – als der Polo R WRC von Sébastien Ogier sich perfekt in die Tiefe stürzte.

Man spricht Norwegisch: vertrauter „Neuling“ Ola Fløene

Eine Premiere im Polo R WRC feiert die neue, alte Paarung Andreas Mikkelsen / Ola Fløene (N / N). Mit dem sympathischen Ola Fløene kehrt Mikkelsens erster Beifahrer seiner Rallye-Karriere zu ihm zurück: Die beiden starteten schon zwischen 2006 und 2012 miteinander und gewannen 2011 und 2012 zweimal in Folge den Fahrer- und Beifahrertitel in der Intercontinental Rally Challenge (IRC), der heutigen Rallye-Europameisterschaft. 2012 traten sie außerdem im Rallye-WM-Lehrjahr von Volkswagen Motorsport an, das Team und Fahrer im Fabia Super 2000 der Konzernmarke Škoda bestritten. Andreas Mikkelsen und sein bisheriger Beifahrer Mikko Markkula trennten sich im gegenseitigen Einvernehmen. Für Mikkelsen ändert sich die „Amtssprache“ im Cockpit damit wieder zurück zu Norwegisch, während das weiterentwickelte System des Aufschriebs unverändert bleibt.

Stimmen vor der Rallye Italien

Sébastien Ogier: „Nach den extrem rauen und schlammigen Prüfungen in Argentinien freue ich mich wirklich sehr auf die Rallye in Sardinien. Die schnellen Schotterpisten dort kommen meinem Fahrstil deutlich mehr entgegen. Zwar ist es auf dem losen Sand für Julien und mich besonders schwierig, am Freitag als Erste auf die Strecke zu gehen, aber trotzdem rechne ich mir gute Chancen auf den Sieg aus. Ich habe mich auf Sardinien immer wohlgefühlt und habe hier immer ordentliche Ergebnisse eingefahren. Mein härtester Rivale wird wie zuletzt mein Teamkollege Jari-Matti Latvala sein. Und ich kann Jari-Matti und den Fans versprechen: Der Zweikampf wird sicher spektakulär und spannend.“

Jari-Matti Latvala: „Es gibt ein paar Rallyes im WM-Kalender, auf die ich mich besonders freue – und die Rallye Italien ist eine davon. Die Streckenbeschaffenheit erinnert ein bisschen an die Rallye Portugal, wenngleich die Kurven in Italien besser einzusehen sind. Im Vergleich zu Portugal ist die Fahrbahn dafür rutschiger, weil die Oberfläche sehr sandig ist. Wenn die Straße jedoch nach einigen Fahrzeugen ‚gereinigt‘ ist, gibt es auch mehr Grip. Die Fahrbahn ist zwar ziemlich eng und die Bäume und Felsen können sehr nahe kommen, trotzdem findet man bei den Wertungsprüfungen schnell einen guten Rhythmus. Zum Driften ist wenig Platz, wir müssen also aufpassen und dürfen am Anfang nicht zu viel Druck machen. Im vergangenen Jahr waren wir mit dem Polo R WRC in der Qualifikation die Schnellsten, dann hatten wir auf der ersten Wertungsprüfung leider einen Reifenschaden. Miikka und ich haben uns aber auf Platz drei zurückgekämpft. Nach dem Sieg in Argentinien reise ich natürlich mit viel Selbstbewusstsein an und möchte wieder um den Sieg kämpfen. Mein Ziel ist eine Platzierung in den Top-Drei.“

Andreas Mikkelsen: „Es ist super, Ola wieder zurück im Cockpit zu haben. Wir konnten zwar vor der Rallye Italien keine Testfahrten mehr zusammen absolvieren, allerdings denke ich nicht, dass das ein Problem sein wird. Wir beide kennen uns schon so lange und hatten zuletzt nur eine kleine Pause voneinander. Wir werden am Aufschrieb selbst auch nichts verändern – außer natürlich, dass er jetzt wieder in Norwegisch anstelle von Englisch sein wird. Das Ziel wird auf jeden Fall sein, eine saubere, fehlerfreie Rallye zu absolvieren und ein Ergebnis in den Top-Fünf wäre am Ende großartig. Wenn man die vergangenen Jahre bei der Rallye Sardinien analysiert, dann sieht man, dass viele Fahrer Reifenschäden oder Ausfälle zu beklagen hatten. Maßgabe Nummer eins wird es also sein, sich keine Dummheiten zu leisten und gut auf das Material zu achten. Ich freue mich besonders auf die WP ‚Monte Lerno‘ mit Mickey’s Jump, die jedes Jahr ein wahres Highlight ist. Sie ist mit knapp 60 Kilometern die längste des bisherigen Rallye-Jahres. Mir macht es wenig aus, ob eine WP lang oder kurz ist, denn ich denke, dass ich in guter körperlicher Verfassung bin. Aber die Abwechslung zwischen kurzen Sprints und langen WPs ist für Fahrer, Beifahrer und Zuschauer eine gute Sache. Und genau das bietet die Rallye Italien.“

Drei Fragen an … Ola Fløene

Du bist zurück an der Seite von Andreas Mikkelsen und startest mit ihm erstmals im Polo R WRC bei der Rallye Italien. Wie fühlt sich das an?
Fløene: „So richtig angekommen ist die Realität noch nicht bei mir. Vor etwa einer Woche habe ich den Teamsitz von Volkswagen Motorsport in Hannover zum ersten Mal seit über einem Jahr besucht. Das war ein bisschen unwirklich. Das Erste, was ich gemacht habe, war, in der Werkstatt ‚Guten Tag‘ zu sagen. Es gab ein großes Hallo, viele Schulterklopfer von den Mechanikern und Ingenieuren. Das war ein emotionaler Moment.“

In der vergangenen Saison hast du mit Pontus Tidemand den WM-Titel in der Junior-Wertung der Rallye-WM und damit den dritten großen Titel deiner Karriere geholt. Was hat das Jahr für dich persönlich darüber hinaus eingebracht?
Fløene: „In der JWRC als Beifahrer zu starten, war im vergangenen Jahr eine großartige Erfahrung und hat mir ein neues Leben, einen neuen Sportsgeist und die wiedergewonnene Liebe zur Rallye beschert. Um im Vergleich mit den jungen Athleten meine Fitness zu beweisen, habe ich bis zu 16 Stunden am Tag trainiert – und das über 18 Monate lang. Ich bin also nicht nur topmotiviert, sondern auch in der körperlichen Verfassung meines Lebens.“

Was wird sich für Andreas in Sachen Aufschrieb ändern?
Fløene: „Zu erst einmal: Es wird im Auto wieder Norwegisch gesprochen. Darüber hinaus gibt es wenig Grund, am grundlegenden Aufschrieb etwas zu ändern. Mein Vorgänger Mikko Markkula hat gute Dinge in das System eingeführt, von denen wir jetzt profitieren werden. Früher haben wir zwei, drei Wörter benötigt, um eine Situation zu beschreiben. Mikko hat das auf eines reduziert. Damit ist der Aufschrieb präziser und vor allem schneller geworden. Wenn man so will, hat Mikko mir das Leben einfacher gemacht.“

Die Zahl zur Rallye Italien: 18

18 Starts mit dem Polo R WRC, 18 Mal in den Punkterängen – Sébastien Ogier / Julien Ingrassia halten diese makellose Bilanz vor der Rallye Italien. Seit der Rallye Monte Carlo im Januar 2013 landete das Volkswagen Duo also immer in den Punkten. Die Serie der aufeinanderfolgenden Punkteresultate ist auch bei ihren Teamkollegen und WM-Gegnern Jari-Matti Latvala / Miikka Anttila beeindruckend: Seit der Rallye Schweden 2013 punkteten sie bereits 17 Mal in Folge. Beide haben ein Ziel: eines Tages den Allzeit-Rekord von Rekord-Weltmeister Sébastien Loeb (Citroën) mit 28 Punkteresultaten in Folge zu schlagen.