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FIA WEC
30.04.2015

Porsche Team erstmals mit drei 919 Hybrid am Start

Das Porsche Team sieht dem ersten Einsatz von drei Porsche 919 Hybrid entgegen. Beim zweiten Lauf zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC 2015 am 2. Mai im belgischen Spa-Francorchamps werden erstmals Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) und seine Partner Earl Bamber (NZ) und Nick Tandy (GB) zum Einsatz kommen.

Als Generalprobe für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Juni steuern sie bei dem 6 Stunden-Rennen in Belgien den LMP1-Prototypen mit der Startnummer 19. Die anderen beiden Hybrid-Rennwagen sind in den Händen der Stammfahrer: Mit der Startnummer 17 treten Timo Bernhard (Bruchmühlbach-Miesau), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AU) an. Am Steuer der Nummer 18 wechseln sich Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (Ludwigsburg) ab.

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Die Startnummern der drei Prototypen sind leicht erklärt: Die Nummer 17 ist eine Hommage an jenen Porsche 917 KH (Kurzheck), der 1970 den ersten von bis heute 16 Gesamtsiegen der Marke in Le Mans holte. Der LMP1 mit der Startnummer 18 symbolisiert die enge technische Verwandtschaft zwischen dem Rennwagen 919 Hybrid und dem ebenfalls hybridisierten Supersportwagen Porsche 918 Spyder. Die Startnummer 19 schlägt die Brücke zum aktuellen Modell, mit dem Porsche im vergangenen Jahr in den Spitzensport zurückkehrte. In Spa treten die 919 Hybrid geschlossen in weiß an, nur in Le Mans werden sie in drei unterschiedlichen Farben starten.

Der Einsatz eines dritten Prototyps ist eine große operative Herausforderung für die junge Mannschaft aus Weissach und unterstreicht das Bekenntnis von Porsche zum anspruchsvollen und zukunftsorientierten Wettbewerb in der WEC. Das seit 2014 bestehende revolutionäre Reglement, das leistungsstarke und innovative Hybridantriebe fordert, war ausschlaggebend für Porsches Rückkehr in die Topliga des Motorsports. Die zweite Generation des Porsche 919 Hybrid ist noch effizienter und stärker geworden. Dank intensiver Weiterentwicklung des dreiteiligen Antriebskonzepts konnte Porsche den Le-Mans-Prototyp erstmals für die höchste Energie-Rückgewinnungsklasse (acht Megajoule) anmelden. Kein Rennwagen setzt so viel Energie um wie der Porsche 919 Hybrid – weder Formel-1-Rennwagen noch Le-Mans-Prototypen anderer Automobilhersteller. Die Ingenieurskunst, Hybridsysteme mit extrem hohem Energieumsatz darstellen zu können, hat höchste Relevanz für elektrifizierte Straßenfahrzeuge wie die Plug-in-Hybrid-Modelle von Porsche.

Stimmen vor dem Rennen:

Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Beim Saisonauftakt in Silverstone überzeugte die zweite Generation des 919 Hybrid auf Anhieb in Sachen Speed. Nicht nur im Qualifying, auch über die Distanz waren Fortschritte zu verzeichnen, sodass wir unsere Doppelführung im Rennen über anderthalb Stunden verteidigen konnten. Der dritte 919 Hybrid in Spa ist ein neu aufgebautes Fahrzeug für Earl, Nick und Nico. Es wird für die Mannschaft um Teamchef Andreas Seidl eine große Aufgabe, drei dieser hoch komplexen Fahrzeuge und neun Fahrer zu handhaben. Alle drei 919 werden mit der gleichen Aerodynamik-Konfiguration starten, mit der wir auch in Silverstone fuhren. Bezüglich der anspruchsvollen Hybrid-Strategie in der Acht-Megajoule-Klasse lernen wir ständig dazu. Generell sollte das Streckenprofil von Spa unserem Auto entgegenkommen.“

Für die Teams mit den Startnummern 17 und 18, die die komplette WEC-Saison bestreiten, steht in Spa eine maximale WM-Punkteausbeute im Vordergrund. Für die Fahrercrew des dritten 919 Hybrid (Startnummer 19) gilt eine andere Aufgabenstellung: Das Einsatzteam muss nach den ausführlichen Testfahrten nochmals alle rennspezifischen Abläufe verinnerlichen. Die Fahrer absolvieren ihre LMP1-Rennpremiere um für den Saisonhöhepunkt in Le Mans gerüstet zu sein.

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 17)

Timo Bernhard (34, Bruchmühlbach-Miesau): „Spa wird aus zwei Gründen ein besonderes Rennen für mich. Es ist nicht weit von meinem Wohnort entfernt und fast wie ein Heimrennen mit vielen deutschen Fans. Zweitens werde ich in Spa mit einem besonderen Helmdesign im Andenken an Stefan Bellof starten, der dort vor 30 Jahren tödlich verunglückt ist. Für mich ist das Ausdruck einer besonderen Wertschätzung, und ich möchte damit an seine herausragenden Leistungen und Qualitäten als Rennfahrer erinnern. Zum Rennen: In Spa steht immer die Strecke im Fokus, diese Naturrennstrecke hat sich über die Jahre im Hinblick auf das Layout wenig verändert. Sie ist sehr viel sicherer geworden, aber ihre einzigartige Charakteristik blieb unangetastet. Dieser schwierige Kurs verlangt eine präzise Abstimmung, man kann dort zusammen mit dem Team den entscheidenden Unterschied erarbeiten.“

Brendon Hartley (25, Neuseeland): „Ich werde nie vergessen, wie beeindruckt ich war, als ich nach Europa kam und zum ersten Mal die Rennstrecke von Spa sah. Jeder Fahrer bekommt leuchtende Augen, wenn es um Spa geht. Kurven wie die Eau Rouge sind einzigartig und fantastisch. Ich kann es nicht abwarten, dort wieder ein Rennen zu fahren.“

Mark Webber (38, Australien): „Spa gehört zu meinen absoluten Lieblingsstrecken, einer der Klassiker im Kalender. Allein die Eau Rouge gilt weltweit als einer der schwierigsten Streckenabschnitte. Die Bergauf-Wechselkurve ist bedeutend steiler als man es im TV wahrnimmt. In Spa zu fahren, ist ein echter Thriller. Die insgesamt sehr harmonische Strecke besitzt hohe Vollgasanteile, hier kannst du dem jetzt noch stärkeren 919 richtig die Sporen geben. Das wechselhafte Wetter spielt jedes Mal eine wichtige Rolle, auf der sieben Kilometer langen Runde kannst du Regen am Start erleben und mittendrin auch trockene Passagen. Nach der für unser Auto am Ende doch enttäuschenden Ausbeute in Silverstone werden wir in Spa für ein deutlich besseres Ergebnis kämpfen.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 18)

Romain Dumas (37, Frankreich): „Wir waren schon im vergangenen Jahr mit dem ersten 919 Hybrid sehr schnell in Spa, und das neue Auto ist auf jeden Fall noch besser. Mit dem Mehr an Abtrieb sollten wir Eau Rouge und Raidillon in diesem Jahr sogar mit Vollgas durchfahren können. Langstreckenrennen haben Tradition in Spa, und normalerweise kommen viele Zuschauer. Eine meiner besten Erinnerungen an Spa ist der Sieg beim 24-Stunden-Rennen 2003 zusammen mit Marc Lieb.“

Neel Jani (31, Schweiz): „Nach dem guten Saisonstart in Silverstone kann ich es kaum erwarten, in Spa anzutreten. Ich wünsche mir noch mehr so spannende Kämpfe an der Spitze wie in England, und der schnelle Kurs in Belgien sollte uns liegen. Im Vorjahr haben wir in Spa die erste Pole für den 919 geholt und am Anfang des Rennens lange geführt. Ziel ist diesmal natürlich, in der Schlussphase zu führen.“

Marc Lieb (34, Ludwigsburg): „Spa ist eine absolute Lieblingsrennstrecke von mir. Die vielen schnellen Kurven dieser Naturrennstrecke bilden einen einzigartigen Fluss. In Spa habe ich 2003 mit dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden zusammen mit Romain Dumas auch das erste Highlight meiner Langstreckenkarriere erlebt. Der erstmalige Einsatz der drei 919 Hybrid wird eine Herausforderung für das gesamte Team. Ich denke, wir sind gut vorbereitet und können uns alle darauf freuen.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 19)

Earl Bamber (24, Neuseeland): „Ich habe schöne Erinnerungen an Spa aus dem Vorjahr, es hat großen Spaß gemacht, das Porsche Mobil 1 Supercup-Rennen von der Poleposition aus zu gewinnen. Ich liebe diese spektakuläre Strecke und freue mich wahnsinnig darauf, mit dem 919 durch Eau Rouge zu fahren. Überhaupt kann ich es kaum abwarten, in dieses Auto zu steigen, wenn es um etwas geht. Als das Silverstone-Rennen lief, habe ich jede Minute am Bildschirm geklebt. Das war eines der besten Rennen, die ich je gesehen habe. Es kam mir vor wie ein Sechsstunden-Supercup-Lauf. Ich habe es sehr genossen, beim Testen mit Nico und Nick zu arbeiten, und jetzt freue ich mich auf den ersten Einsatz unserer Crew.“

Nico Hülkenberg (27, Emmerich): „Ich bin total gespannt auf die nächsten Wochen und das Wochenende in Spa. Den Grand Prix-Kurs kenne ich ja recht gut und bin dort schon viele Rennen gefahren. Der Langstreckensport aber ist für mich ein ganz neues Format – von daher bin ich echt aufgeregt und gespannt, wie das alles sein wird. Ich gehe offenherzig an die neue Herausforderung heran, will Erfahrungen sammeln und natürlich für Porsche und für mich einen guten Job abliefern. Als Power-Strecke mit vielen Geraden sollte Spa unserem 919 Hybrid liegen, es zeichnet sich ja ab, dass dies in diesem Jahr zu unseren Stärken gehört. Trockene Bedingungen wären für den Anfang ganz gut, aber in den Ardennen weiß man nie. Wir müssen auf alles gefasst sein.“

Nick Tandy (30, Großbritannien): „Ich bin viele Rennen in Spa gefahren. Mit Formelfahrzeugen, im Porsche Supercup und 2012, als wir mit Porsche in der GT Open gewonnen haben. Spa ist eine der besten Strecken überhaupt, und ich finde es prickelnd, ausgerechnet dort mein erstes Rennen mit dem 919 zu bestreiten. Ich fühle mich so gut darauf vorbereitet, wie es eben möglich ist. Ich habe keine riesigen Erwartungen an das Rennergebnis. Für uns geht es vor allem darum, konzentriert alle Aufgaben abzuarbeiten, um uns auf Le Mans vorzubereiten.“
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