FIA WTCC
12.05.2015
Das Rennen, bei dem jeder gewinnen will
Bei Testeinsätzen etwa im Rahmen der RCN aber auch beim offiziellen WTCC-Testtag haben sich die WM-Piloten ein Bild davon gemacht, was auf sie zukommt. Mit einem eindeutigen Ergebnis: Die meisten von ihnen haben ein breites Grinsen im Gesicht bei der Aussicht, die längste, schwierigste und legendärste Rennstrecke der Welt unter die Räder zu nehmen. „Das ist der ultimative, wirklich ultimative Traum für WTCC-Piloten“, freut sich etwa Chevrolet-Pilot Tom Coronel. „Man muss schnell sein, aber gleichzeitig wissen, wie viel Risiko man eingehen darf.“
Am Dienstag vor dem WTCC-Lauf in Ungarn (1. bis 3. Mai) traf sich das Startfeld der Tourenwagen-WM zum ersten und einzigen gemeinsamen Testtag vor dem Saisonhighlight auf der Nordschleife. Einige Fahrer kannten die über 25 Kilometer lange Strecke noch nicht oder nur kaum. „Ich habe während der Testfahrten jede Runde geliebt“, so der aktuelle Tabellenführer in Citroën-Diensten, José María López. „Jetzt verstehe ich besser, warum jeder über diesen legendären Ort spricht.“
In Straßenfahrzeugen und im Simulator hatte er wie die meisten anderen Piloten zuvor erste Eindrücke gesammelt, die er nun im offiziellen Rennwagen umsetzte und dabei versuchte, ein passendes Setup finden. „Vielleicht war ich in einem früheren Leben schon mal als Rennfahrer auf dieser Strecke unterwegs“, meint López weiter. „Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt, obwohl ich zuvor nur zehn Runden ein einem Straßenfahrzeug absolviert hatte.“
Anspruchsvolle Abstimmungsarbeit
Auf alle Beteiligten kommen völlig neue Herausforderungen zu. Zum Beispiel ist die Döttinger Höhe mit Abstand die längste Gerade im Rennkalender. Hier müssen die Motoren so lange wie sonst nie unter Volllast fahren. „Im Gegensatz zu den samtig weichen Rennstrecken, auf denen wir meistens unterwegs sind, ist die Nordschleife ein holpriger und welliger Kurs“, fasst Lada-Pilot Rob Huff, der neben den WTCC-Rennen auch das ADAC Zurich 24h-Rennen bestreiten wird, die Situation zusammen. „Die Setups werden sich deutlich unterscheiden, und die richtige Balance zu finden, gestaltet sich schwierig.“ Zudem muss man die 25 Kilometer mit ihren 150 Kurven in Erinnerung behalten. Gabriele Tarquini hat da so seine Zweifel. „Als Fahrer ist es die Strecke, auf der man auf jeden Fall fahren will. Ich bin mittlerweile allerdings zu alt, um mir alle Kurven merken zu können. Das wird ein Alptraum für mich“, schmunzelt der Italiener.
Loeb: „Ich habe noch nie so etwas schwieriges gesehen“ Doch das Rennen rückt immer näher und in weniger als drei Wochen ist es soweit. Am Veranstaltungswochenende gehen die Piloten am Donnertag zu einer ersten Test- Session auf die Strecke. „Ich kenne die Strecke durch meine Teilnahme am 24h-Rennen 2001 und meine Arbeit am Simulator inzwischen in- und auswendig“, erzählt Sébastien Loeb. „Aber sie ist anders als jeder andere Kurs. Ich habe noch nie so etwas Schwieriges gesehen – noch nicht einmal in Le Mans.“ Am Freitag folgen zwei weitere freie Trainings, bevor noch am selben Tag um 18:20 Uhr das einstündige Qualifying ausgetragen wird. Der Samstagvormittag steht dann ganz im Zeichen der WTCC. Geweckt werden die Fans, die entlang der Nordschleife campieren, bereits um kurz nach 8:00 Uhr, wenn das Feld ins Warm-up startet. Die beiden Rennen gehen jeweils über drei Runden und werden direkt hintereinander ausgetragen. Fehler im ersten Lauf können also gleich doppelt bestraft werden.
Lokalmatadorin: Sabine Schmitz im Chevrolet-Cockpit
Mit von der Partie ist auch Sabine Schmitz, gebürtige Adenauerin. Sie wird in einem Chevrolet Cruze des Münnich-Teams sitzen. Allerdings war der Testtag für sie durch einen technischen Defekt schon nach zehn Runden vorbei und auch im Vorfeld fuhr sie noch kein Rennen in einem WTCC-Boliden. Dafür kennt keiner der Piloten die Nordschleife so gut wie sie – der Vergleich der Nordschleifen-Kennerin mit den Tourenwagen-Assen aus aller Welt wird dem Rennen seine besondere Würze verleihen.