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GTC
03.06.2015

9 Stunden-Rennen von Oppenrod: Enger geht es nicht

Im Vorfeld des zweiten Laufes zur GTC 2015 in Oppenrod wurde viel diskutiert: Die seit langem bekannten Zusatzgewichte „machen es doch unmöglich, noch vorne mitzufahren – geschweige denn Spaß zu haben.“ Ein weiteres Argument: „Mit 190 Kilogramm Gesamtgewicht setzt unser Rahmen auf!“ Zu der seit diesem Jahr in Kraft getretenen Regel, dass die fünf langsamsten Teams aus dem letzten Lauf zehn Kilogramm auspacken dürfen: „Die wird dafür sorgen, dass diese Teams auf und davon fahren – das geht doch nicht.“

GTC-Chef Frank Jelinski wurde gedrängt, diese Regeln zu überdenken, blieb aber, trotz oder gerade wegen mancher „hanebüchenen“ Argumente, standhaft – zumal sich noch nicht ein Rad gedreht hatte. „Zwischen den Rennen können wir doch nicht einfach das Reglement kippen“, sagt Jelinski und deswegen ging es dann an den Start, wie es im Reglement ausgeschrieben wurde.

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Die Zehn Gebote (mit zehn Kilogramm Zusatzgewicht) feuerten ihre #79 mit 35 Tausendstel Sekunden Rückstand in die erste Startreihe auf Position zwei. Das beste Leichtgewicht (abzüglich zehn Kilogramm), WDW Racing, nutze die Gunst der Stunde und fuhr den neunten Startplatz heraus – mit einem Rückstand von 0,5 Sekunden. Das war aber noch gar nichts, gemessen an dem, was in der Folge im Rennen passierte.

41 der 44 Teams lagen innerhalb von einer Sekunde! Bei neun Stunden Renndistanz gab es sage und schreibe 41 Führungswechsel, bei denen 13 verschiedene Teams Führungsluft schnuppern durften. Angesichts dieser gigantischen Leistungsdichte konnte man leicht den Überblick verlieren. „Normalerweise richtet man seine Taktik auf die direkten Konkurrenten aus und muss so maximal zwei bis vier Teams im Auge behalten.“ In Oppenrod waren auch die besten Strategen überfordert. Selbst die Spaßtruppe von MBS Racing Racing aus Köln (Durchschnittsalter der Fahrer 52 Jahre!) musste man plötzlich im Auge behalten. Die Kölner lieferten ein wahres Feuerwerk ab und lagen zwischenzeitlich auf dem achten Gesamtrang.

Via Facebook entschuldigte sich ein Teamchef bei seiner Mannschaft, weil er zu viele Fehler gemacht hätte, da er mit den Gedanken (verständlicherweise) bei seiner Tochter war, die im Krankenhaus lag. Honda Spirit nutzte die erste Gelbphase für einen Fahrerwechsel, der so gut klappte, dass man einen Tankstopp folgen ließ. Auch dies ging ohne Rundenverlust gut. Derart beflügelt steuerte man erneut die Box an, um einen weiteren, von insgesamt neun geforderten Fahrerwechseln, zu absolvieren. Anschließend schaffte man es jedoch nicht mehr, vor dem Pace-Kart die Strecke zu entern und lag nun eine Runde zurück. Von Platz eins auf Platz 35 innerhalb einer Pace-Kart-Phase.

Die Auftaktsieger, die Zehn Gebote, gingen munter das Tempo an der Spitze mit, bis sie bei der Reparatur des gebrochenen Heckauffahrschutzes eine Runde verloren. Das gleiches Missgeschick passierte den Jungs von Messebau-Racing. Alles kein Drama, aber Bremsdefekte wie beim HTP Kart Team, Format Racing und dem MSC Osnabrück gaben einem dann schon zu denken.

Springen wir in die letzten Stunden. Jedes Team musste noch einmal die Box ansteuern – zum Tanken oder für einen Fahrerwechsel. Schnitzelalm Racing führt vor dem MSC O Junior Team und H&R Pergande Racing. Auch Honda Spirit (Platz fünf) und die Zehn Gebote (Platz sechs) hatten wieder Anschluss gefunden. Ebenfalls in der gleichen Rennrunde waren die Teams von BPR Racing, WGKC und PixelX Racing. Neun Mannschaften kämpfen um den Sieg. Die Simulationsprogramme in den Hirnwindungen der Strategen liefen auf Hochtouren. 30 Minuten später war man etwas schlauer. Schnitzelalm Racing und H&R absolvierten ihre letzten Pflichtwechsel unter „grün“ und verloren eine Runde. Die MSC O Junioren lagen wieder in Führung, aber Uli Buss von Honda Spirit rechnete nach: „Wir müssen noch einmal tanken, alle anderen müssen ebenfalls noch mal die Box ansteuern. Danach sollten wir 15 Sekunden Rückstand auf die Spitze haben. Da geht noch was.“ 45 Minuten vor Schluss steuerte die #22 dann die Box an. Es gab keinen Stau an der Waage und auch das Nachtanken klappte ohne Zeitverlust.

Gerade als Honda Spirit wieder auf der Strecke war, strandete das CartTeam.de mit gerissener Kette in der Box und löste die letzte Pace-Kart-Phase aus. Entsetzen in den Gesichtern der Honda Spirit-Mannschaft. Nun nutzten alle die Gelbphase zum finalen Boxenstopp und schafften diesen ohne eine Runde zu verlieren. Anstatt in den verbleibenden 45 Minuten zum Angriff auf den Führenden aufzurüsten, musste sich Honda Spirit auf dem sechsten Rang liegend, mit einer Runde Rückstand gegen die Aufmüpfigen Verfolger wehren.

An der Spitze hatte sich dadurch die #34 gemütlich eingenistet. Ohne Meisterschaftsdruck (den Saisonauftakt ließ man aus) kutschierten Nico Bastian, Tommy Helfinger und Felix Müller das MSC O Junior Team zum Sieg, der am Ende leichter aussah als er war. Obwohl sie die meisten Führungsrunden absolvierten (312 von 530), mussten die Flookies genauso kämpfen wie die zwölf anderen Teams, die für einen Sieg in Frage kamen. Der Fight um den zweiten Platz wurde in der Schlussphase von zwei Trophy-Teams bestimmt. PixelX (Braunschweig) versuchte alles und musste sich am Ende um zwei Sekunden geschlagen geben. BPR Racing (Osterburken) sicherte sich nach der Pole auch den Trophy-Sieg sowie den erstklassigen zweiten Gesamtrang.

Der amtierende Meister und Auftaktsieger, die Zehn Gebote, lief auf Position vier ins Ziel und geht nun auch als Tabellenführer zum 12h Rennen von Templin. Nur zwei Sekunden dahinter gelang es dem WGKC aus Stuttgart, den letzten Pokalrang zu ergattern. Hinter den unglücklichen Jungs von Honda Spirit fuhr die Scuderia Nove Rosso auf Platz sieben, vor der Mannschaft von H&R Pergande Racing (Siegen). Platz neun ging dann an das Allgäuer Team der Schnitzelalm, das sich aber über 27 Führungsrunden freuen durfte. Die Hausexperten.de aus Wiesbaden sicherten sich die letzte Top-Ten-Platzierung.

Passend zu diesem enorm engen Rennen passte, dass die beiden schnellsten Teams auf der Strecke knapp die Top-Ten verpassten. Joshua Paul Schweizer aus dem Team der MSC O Slalomracer zauberte die schnellste Rennrunde in den Oppenröder Asphalt. Mit 57,259 war er um sechs Hundertstel Sekunden schneller als das HTP Kart Team aus Limburg.