Rallye Dakar
12.01.2015
De Villiers / von Zitzewitz in Schlagdistanz zur Spitze
Die 781 Kilometer lange Prüfung – eine Neutralisationsstrecke von 274 Kilometern inklusive – entwickelte sich dabei zum Wüstenschach packendster Prägung. Zunächst legten Nasser Al-Attiyah / Matthieu Baumel bis zur vierten Zwischenzeit 1,52 Minuten Vorsprung vor, bis zur nächsten Zeitmessung hatten dagegen Giniel de Villiers / Dirk von Zitzewitz ein 3,03-Minuten-Plus zu ihren Gunsten auf der Haben-Seite.
Nach dem knackigen Schlusssprint von 38 Kilometern zogen Al-Attiyah / Baumel wieder knapp vorbei – dank unvorhersehbaren Pechs von de Villiers / von Zitzewitz. Ein Hubschrauber vernebelte ihnen in einem Fesh-Fesh-Abschnitt die Sicht, sie trafen einen Stein und erlitten einen Plattfuß. Am Ende trennten die Rivalen der Wüste in der Tageswertung als Dritte und Vierte nur 13 Sekunden – und das nach etwa dreieinhalb Stunden Fahrzeit. Bevor die Dakar in die zweite Halbzeit geht, liegen de Villiers / von Zitzewitz mit 8,27 Minuten Rückstand beharrlich in Schlagdistanz zur Spitze auf Rang zwei der Gesamtwertung.
Der Tagessieg ging an Yazeed Al-Rajhi / Timo Gottschalk, die damit den ersten Etappenerfolg des Toyota Hilux „made in South Africa“ seit dem Einstieg 2012 feierten. Al-Rajhi / Gottschalk treten mit einem baugleichen „Bakkie“ wie de Villiers / von Zitzewitz an, der allerdings nicht von Hallspeed direkt, sondern von Overdrive eingesetzt wird.
„Über diesen Tag kann man ein Buch schreiben. Der Beginn verlief großartig, denn wir konnten auf dem 130 Kilometer langen Vollgas-Abschnitt über den Salzsee von Uyuni im Windschatten der Minis bleiben und so mithalten. Kurios, aber richtig gut: Wir haben gemeinsame Sache mit Nasser Al-Atiyah gemacht und durch Windschatten und Anschieben etwa eine halbe Minute auf den Rest der Welt gutgemacht. Das war wie Nascar! Auf dem folgenden Bergab-Stück hatten wir dann keine Bremswirkung an der Vorderachse mehr und hätten eigentlich noch mehr Zeit gutmachen können. Aber sei’s drum: Der erste Teil ging an uns – damit hätten wir nie gerechnet, denn in der Höhe hätten wir mit unserem Sauger auch locker zehn Minuten verlieren können“, so Dirk von Zitzewitz nach Etappe acht.
Und weiter: „Der zweite Teil ging ebenfalls gut los, bevor wir enormes Pech hatten. Nach 15 Kilometern setzte sich ein Hubschrauber der ‚Dakar‘-Organisation neben uns und wirbelte so viel Fesh-Fesh auf, dass wir nichts mehr gesehen haben. Wir haben einen Stein getroffen und mussten danach den Reifen wechseln. Der Wechsel ging dazu noch kräftig schief – dort haben wir sicher zwei Minuten verloren. Dennoch: Ich denke, dass wir die großen Sieger der beiden Marathon-Tage waren. Statt wie befürchtet Zeit zu verlieren haben wir insgesamt welche gutgemacht. Super!“
Das wird der Ruhetag
Das Wort „Ruhetag“ ist bei der Rallye Dakar eigentlich eine glatte Lüge. Die Mechaniker erleben den arbeitsreichsten und stressigsten Tag der gesamten Dakar, speziell nach den beiden Marathon-Tagen. Sie warten die Autos so intensiv und sorgfältig wie an keinem anderen Tag. Immerhin: Ihr wahrer „Ruhetag“ liegt schon zurück. Während der Marathon-Etappe war für sie Zeit zum Ausruhen. Apropos Zeit zum Ausruhen: Die Fahrer und Beifahrer müssen zwar am Ruhetag der Dakar keinen einzigen Meter fahren, haben aber dennoch volles Programm. Gerade für die Top-Piloten steht ein Marathon von Medien-Terminen an.