Rallye WM
07.02.2015
Volkswagen mit Rückenwind zur Rallye Schweden
Die drei Volkswagen Duos, die beim Saisonauftakt in Monte Carlo für einen historischen Dreifachsieg des Polo R WRC gesorgt hatten, eröffnen in der frisch verschneiten Gastgeber-Region Värmland die Route als Erste, Zweite und Dritte der Gesamtwertung.
Alle drei blicken auf eine stolze Bilanz bei der Rallye Schweden zurück: Ogier / Ingrassia sind neben den Rekordchampions Sébastien Loeb / Daniel Elena die einzigen Mitteleuropäer, die je in Schweden gewonnen haben – 2013 mit dem Polo R WRC. Gleichzeitig der erste Triumph für Volkswagen in der WRC. Für Latvala / Anttila ist Schweden das einzige WM-Land, in dem sie bereits dreimal siegreich waren – 2008 bei ihrem allerersten Erfolg in der Rallye-WM, 2012 und zuletzt 2014 mit Volkswagen. Andreas Mikkelsen feierte 2014 zudem mit Rang zwei bei der Rallye Schweden sein erstes Podiumsresultat in der Königsklasse des Rallye-Sports.
„Wir haben nur die besten Erinnerungen an die Rallye Schweden und reisen jedes Jahr mit viel Vorfreude an“, so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. „Die Rallye, bei der man als Team den allerersten Sieg gefeiert hat, vergisst man nie. 2013 war das eines unserer Highlights in der Rallye-WM mit dem Polo R WRC. Vergangenes Jahr haben wir packende Zweikämpfe um den Sieg innerhalb von Volkswagen erlebt und es war das erste Mal, dass sich unsere drei Fahrer als ebenbürtig und allesamt siegfähig präsentiert haben – inklusive unseres ‚Juniors’ Andreas Mikkelsen, der sich gegen Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala behauptet hat. Aber all das ist Geschichte und wir werden wieder alles geben, um auch 2015 erfolgreich zu sein. Wir sind bei der Rallye Schweden ungeschlagen. Und würden es gern bleiben.“
Mit Power und Slides – Traumbedingungen in den Wäldern von Värmland
Welcome to Winter Thunderland: Kaum eine Rallye ist bei den Volkswagen Fahrern so beliebt wie die Rallye Schweden. Die speziellen Schweden-Spikes an den schmalen Michelin-Wettbewerbsreifen sorgen für mehr Haftung auf Eis und Schnee, als es die Crews auf Schotter gewohnt sind. Reifenlotterie wie bei der Rallye Monte Carlo? Fehlanzeige. Denn zur Wahl steht genau dieser eine Reifentyp. Die äußeren Bedingungen präsentieren sich zudem meistens besonders konstant und vermitteln den Fahrern viel Grundvertrauen in das Haftungsniveau. Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen sind zudem auf diesem Terrain zu Hause. Die besten Nachrichten vor der kommenden Rallye Schweden bringt darüber hinaus der Wetterbericht. Kurz vor der Rallye Schweden sorgten ergiebige Schneeschauer für Traumbedingungen in den Wäldern von Värmland.
6,5 Millimeter für den maximalen Grip: die Schweden-Spikes sind Drifters Liebling
Sie sind das Bindeglied zwischen World Rally Car und der verschneit-vereisten Rallye-Piste: die neuen Michelin X-Ice North 3, die ausschließlich in Schweden zum Einsatz kommen. Kurz: die Schweden-Spikes, die frisch für 2015 weiterentwickelt wurden. Sie sind schmaler als ihre Asphalt- und Schotter-Pendants. Das Allerwichtigste ragt aber um 6,5 Millimeter aus den Profilblöcken heraus – die insgesamt 380 Spikes, die sich in Schnee und Eis sprichwörtlich festkrallen. Sie halten nicht nur Temperaturen von bis zu minus 25 Grad Celsius, sondern auch extrem hohen Geschwindigkeiten stand. Die Rallye Schweden zählt zu den WM-Läufen, deren Durchschnittstempo jenseits der 100-Kilometer-pro-Stunde-Marke liegt. 2014 bildete die WP „Rämmen“ mit 117,69 km / h Schnitt die schnellste Prüfung der Rallye. Sie wird 2015 am Samstag als zwölfte und 16. Wertungsprüfung erneut ausgetragen.
Ausflug nach Norwegen, Heimspiel für Andreas Mikkelsen
Die Rallye Schweden 2014 war sein endgültiger Durchbruch in der Rallye-WM: Andreas Mikkelsen geht mit großen Ambitionen sein Heimspiel an – frenetische Anfeuerungen durch seine Fans inklusive. Die Route führt aus der Region Värmland am Freitag bereits im Rallye-Tempo über die Grenze nach Norwegen – dem Heimatland des 25-Jährigen. Hier stellen sich die Rallye-WM-Asse vornehmlich Neuland: Die WP „Röjden“, die die Teilnehmer nach Norwegen nehmen, wurde zuletzt im Jahr 2011 in umgekehrter Richtung gefahren und stellt deshalb für die Fahrer und Beifahrer ein Novum da. Auch die Sonderprüfung „Finnskogen“ wird als neu bewertet – sie gleicht nur teilweise jener WP gleichen Namens aus dem Vorjahr und wird ebenfalls in umgekehrter Richtung absolviert. Allein „Kirkenær“, ebenfalls jenseits der Grenze ausgetragen und die mit seinen aufgetürmten Schneewällen und Tausenden von Zuschauern größte Fan-Arena der Rallye-WM, ist nahezu mit der Ausgabe des Vorjahres identisch.
Auf Bewährtes dagegen treffen die Fahrer in Schweden: Die Prüfungen am Samstag und Sonntag werden nahezu unverändert zum Vorjahr ausgetragen. Und das ist gut so: „Fredriksberg“, „Rämmen“, der „Hagfors Sprint“, „Lesjöfors“ und „Värmullsåsen“ sind wahre Klassiker und bilden das Rückgrat der Rallye Schweden. Eine Wertungsprüfung sticht jedoch stets hervor und ohne sie ist die Rallye Schweden undenkbar: „Vargåsen“ mit der berühmt-berüchtigten Sprungkuppe „Colin’s Crest“. Hier werden die besten Flugeinlagen mit dem „Colin’s Crest Award“ belohnt – benannt ist die Trophäe nach dem stets wagemutigen Colin McRae. Rekordhalter seit 2014: Weltmeister Sébastien Ogier mit 41 Metern.
Stimmen vor der Rallye Schweden
Sébastien Ogier: „Für die Rallye Schweden gilt natürlich auch wieder, dass am Ende derjenige gewinnen wird, der am schnellsten ist und dabei am wenigsten Fehler macht. Trotzdem ist es immer etwas ganz Besonderes für mich, in Schweden zu fahren. Keine andere Rallye wird komplett auf Eis und Schnee ausgetragen und das liebe ich. In diesem Jahr sieht es ganz danach aus, dass wir sehr gute Bedingungen haben. In Schweden liegt sehr viel Schnee und die Kälte in Skandinavien hat viele Streckenabschnitte in Eisbahnen verwandelt. Ich freue mich darauf und auf eine schnelle Rallye. Das Einzige, was mir ein bisschen den Spaß verderben könnte, wäre Neuschnee. Für die ersten Fahrer auf der Strecke wäre frischer Schnee ein kleiner Nachteil. Trotzdem fahre ich voller Optimismus nach Schweden, weil mich der Sieg bei der Rallye Monte Carlo zusätzlich motiviert hat. Im Vergleich zur ‚Monte' kann man jedoch sagen, dass die Bedingungen bei der Rallye Schweden deutlich berechenbarer sind und für uns Fahrer längst nicht so fordernd sein werden.“
Jari-Matti Latvala: „Ich habe auf Schnee und Eis das Rallye-Fahren gelernt. Schon als Kind bin ich auf zugefrorenen Seen gedriftet und deshalb fühle ich mich auch bei der Rallye Schweden so wohl. Zu Beginn meiner Karriere war die Rallye Schweden sogar meine Lieblingsrallye, aber jetzt fühle ich mich auf allen Untergründen wohl. Mit dem alten Polo R WRC hatte ich auf Schnee immer leichtes Untersteuern. Die Tests haben jedoch gezeigt, dass sich unser neuer Polo R WRC auch in diesem Punkt verbessert hat. Besonders freue ich mich in Schweden auf die beiden Wertungsprüfungen ‚Frederiksberg' und ‚Vargåsen', weil man dort einen guten Rhythmus bekommt und es auf diesen Wertungsprüfungen große Sprünge gibt. Positiv stimmt mich zudem auch mein zweiter Platz bei der Rallye Monte Carlo. Das war mehr, als ich erwartet habe. Sollte es in Schweden mit dem Sieg klappen, würde das meinen Anspruch auf den Fahrertitel untermauern. Trotzdem ist mir bewusst, dass neben Sébastien auch Andreas oder Konkurrenten wie Mads Østberg um den Sieg mitfahren werden. Mit diesen Jungs ist in hier immer zu rechnen.“
Andreas Mikkelsen: „Ich verbinde mit der Rallye Schweden viel Positives. Im vergangenen Jahr bin ich dort zum ersten Mal aufs Podium gefahren. Die Rallye Schweden zeichnet sich vor allem durch schnelle Wertungsprüfungen mit Schneebänken an den Straßenrändern aus. Findet man die richtigen Schneebänke, an die man sich anlehnen kann, gewinnt man eine Menge Zeit und fährt vorn mit. Klappt das nicht und man erwischt eine zu weiche Schneebank, kann es genauso schnell aus sein. Ich starte an den ersten beiden Tagen jeweils als Dritter und wenn auf der Strecke viel Schnee liegt, haben die ersten Fahrer ganz klar einen Nachteil. Deswegen hoffe ich, dass die Straßen eher vereist sind. Ist das nicht der Fall, nehme ich mir ein Ergebnis unter den Top Fünf vor. Viele Leute fragen mich im Moment, ob ich mit dem Polo R WRC aus dem vergangenen Jahr überhaupt siegfähig bin. Davon bin ich überzeugt und mit den richtigen Bedingungen ist mein erster Sieg durchaus realistisch.“
Drei Fragen an Renningenieur Richard Browne
Die Rallye Schweden gilt als der WM-Lauf, bei dem Andreas Mikkelsen die größten Chancen eingeräumt werden, seine erste Rallye zu gewinnen. Sie sind sein Renningenieur. Wie haben Sie beide sich auf das große Ziel vorbereitet?
Richard Browne: „Ich bin sicher, dass viele denken, dass es für Andreas und Ola die große Rallye werden könnte. Aber zuallererst dürfen wir nicht vergessen, dass der dritte Platz bei der ‚Monte' auch bedeutet, dass sie als Dritte auf die Strecke gehen – und die frühe Startposition kann angesichts des vielen Schneefalls in den letzten Wochen in Värmland ein Vorteil für alle Nachfolgenden sein. Es wird alles, nur kein Selbstläufer. Was die Vorbereitung selbst angeht, so war das eher ‚Business as usual'. Direkt nach der Rallye Monte Carlo haben wir die ersten Abstimmungsvarianten für den Test vor der Rallye Schweden diskutiert. Und wir haben die Rallye Schweden 2014 sorgfältig analysiert und uns noch mal vor Augen geführt.“
Was macht Andreas Mikkelsen bei der Rallye Schweden aus Ingenieurssicht so stark?
Richard Browne: „Weil er aus Norwegen kommt, ist das Fahren für Andreas auf Eis und Schnee etwas völlig Natürliches. Du kannst ihn jederzeit in ein World Rally Car mit Eis-und-Schnee-Konfiguration setzen und er ist einfach von der ersten Sekunde an schnell. Aber er ist mittlerweile ein Allrounder. Vergangenes Jahr hat Andreas fünf Podiumsplatzierungen gefeiert und hat sich dabei jeweils gegen Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala und andere behauptet. Drei seiner Podiumsränge waren zweite Plätze – je einer auf Schotter, Eis und Schnee sowie auf Asphalt. Also, er ist schnell auf jedem Untergrund.“
Die eigenen Erwartungen und die von Fans und Freunden sind immens. Was können Sie als Ingenieur tun, gemeinsam mit dem Fahrer diese Erwartungshaltung richtig zu handhaben?
Richard Browne: „Seit Mitte letzten Jahres war Andreas regelmäßig an der Spitze zu finden und er hat sich gut auf den Druck und die Erwartungen eingestellt, die damit einhergehen. Er ist bei Volkswagen Motorsport in den vergangenen zwei Jahren zu einem selbstbewussten und entschlossenen Fahrer gereift. Während der Rallye denken wir nach einer Stage stets direkt an die nächste, arbeiten am Reifenplan und den nötigen Änderungen bei der Fahrzeug-Abstimmung. Wir schauen immer nach vorn. Es gibt nur einen kleinen Unterschied: Wir erledigen unsere Analyse während der Verbindungsetappen bereits per Telefon. Denn wenn Andreas einmal in der Mediazone angekommen ist, ist er bei der Rallye Schweden bei den Medien deutlich mehr gefragt als anderenorts.“
Die Zahl zur Rallye Schweden: 33,2 Prozent
Insgesamt stellen bei der Rallye Schweden 102,38 von insgesamt 308,00 Wertungsprüfungskilometern eine neue Routenführung dar – ziemlich genau ein Drittel (33,2 Prozent). Sie alle werden am Rallye-Freitag ausgetragen. In Norwegen ist die Stadion-WP „Kirkenær“ die einzige Sonderprüfung, die 2014 bereits befahren wurde, in Schweden sind 11,7 Kilometer der WP „Torsby“ neu, 3,06 Kilometer dagegen aus dem Vorjahr bekannt. Alle anderen WPs blieben in ihrer Route identisch – vor allem die am Samstag und Sonntag.