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24h Paul Ricard
20.07.2016

PoLe Racing Team übernimmt Führung in der Teamwertung

Beim 24 Stunden-Rennen in Paul Ricard, dem vierten von sechs Läufen zur internationalen 24h-Series, kam das PoLe Racing Team mit dem Audi R8 LMS nach einer großartigen und vor allem kämpferischen Leistung auf den fünften Gesamtrang im Feld der 51 Starter und Platz zwei in der Klasse.

Bis rund 100 Minuten vor dem Ende kämpften Johannes Kirchhoff (Iserlohn), Elmar Grimm (Münster), Ingo Vogler (Schalksmühle), Gustav Edelhoff und Max Edelhoff (beide Hemer) sogar mit um einen Podiumsrang im Gesamtklassement, ehe ein technischer Defekt für Probleme sorgte.

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Das Quintett umrundete den 5,842 Kilometer langen Kurs in Südfrankreich 570 Mal, welches einer Distanz von 3.329,94 Kilometern entspricht und war im Ziel bestplatzierter Audi R8. In der Teamwertung für A6-Fahrzeuge hat das PoLe Racing Team jetzt die Führung übernommen, zusätzlich auch Max Edelhoff in der Rookiewertung. In der Meisterschaftswertung aller GT-Fahrzeuge verbesserte sich das Sauerländer Team auf den fünften Rang.

Rund 1.40 Stunde Fahrzeit stand noch auf dem Programm, als Johannes Kirchhoff die Boxen ansteuerte. Die Mechaniker diagnostizierten eine defekte Lenkhilfpumpe, deren Instandsetzung mindestens zwei Stunden dauern würde. Einen ähnlichen Defekt hatte das Schwesterfahrzeug bereits in den Abendstunden erlitten. Aber sollte das das Ende aller Träume sein? Nach über 22 Stunden Fahrzeit, die das Sauerländer Team bis auf den zweiten Gesamtrang und Platz eins in der Klasse geführt hatten? Klare Entscheidung: Nein!

Der großgewachsene und durchtrainierte Elmar Grimm kletterte ins Audi-Cockpit und nahm das Rennen wieder auf. Ohne Servolenkung, was bei einem über 500 PS-starken GT3-Boliden mit breiten Slickreifen eigentlich unmöglich ist. Vor allem für annähernd zwei Stunden Fahrzeit! Die Kommentatoren verpassten im Rahmen der TV-Liveübertragung dem 59-Jährigen die Spitznamen „Ironman“ oder „Popeye“. Als Grimm in der Folge konstant unter 2.20 Minuten und somit nur sechs Sekunden langsamer als die Spitze fuhr, kamen die Kommentatoren von Motors TV aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dieser schier unglaubliche Kraftakt wurde schließlich noch mit dem guten Ergebnis belohnt.

Dabei begann das Rennen absolut planmäßig. Vom 15. Startplatz aus, absolvierte Ingo Vogler einen taktisch klugen Stint. Grimm übernahm planmäßig, beschädigte bei der Kollision mit einem Mercedes aber leicht die Audi-Front, was sieben Minuten Standzeit zur Folge hatte. Der PoLe-Audi rutschte von Platz acht auf 20 ab. Von da an lief alles nach Plan und alle fünf Piloten spulten schnell und fehlerfrei ihre Runden ab. Bei Einbruch der Dunkelheit war das Quintett schon wieder Zehnter, nach Sonnenaufgang Siebter. Im letzten Renndrittel war sogar das Podium erreichbar, denn die Ergebnismonitore führten den Audi R8 zweitweise sogar auf dem zweiten Gesamtrang!

„Ich hatte mir gedacht: Versuche es mal, vielleicht schaffe ich es“, schilderte Elmar Grimm. „Vor 20 oder 30 Jahren hatten Rennwagen nicht so gute Servolenkungen wie heute, und es hat auch funktioniert. Eineinhalb Stunden waren ganz schön lang, aber der Wille war stärker. Zumal ich ja am Samstagnachmittag für eine kleine Standzeit verantwortlich war. Ich bin froh, dass wir noch als Zweiter in der Klasse und Fünfter im Gesamt angekommen sind.

„In dem hochkarätig besetzten Feld konnten wir uns vom Start weg im vorderen Feld etablieren. Dank unserer Entscheidung in der Klasse A6-AM zu starten, konnten wir bis zu 120 Liter nachtanken, was uns taktisch half“, sagte Johannes Kirchhoff. „Trotz der kleinen Standzeit in der Anfangsphase hatten wir 1,5 Stunden vor dem Ziel sogar noch Siegchancen in der Klasse AM. In meinem letzten Stint begannen bereits die Lenkungsprobleme und ich hoffte, es würde reichen, ein bisschen Öl nachzugießen. Dem war leider nicht so. Kämpfen lohnt sich im Motorsport, das haben wir hier bewiesen!“

Gustav Edelhoff: „Paul Ricard ist eine tolle Strecke mit vielen schnellen Passagen und großen Auslaufzonen, die Fehler verzeihen, ohne gleich die Leitplanken zu berühren. Ein Riesenkompliment gilt Elmar, der noch Stunden nach dem Rennen Krämpfe in den Unterarmen hatte. Hut ab vor dieser Leistung!“

„Es war ein richtig geniales Rennen und megaspannend“, sagte Ingo Vogler, der während des Rennens keine Minute schlief. „Ab der fünften Rennstunde kam es mir wie ein Sprintrennen vor. Es ging um jede Runde, um jede Sekunde. Mein persönliches Highlight war die Anfangsphase, denn erstmals bin ich in der 24h-Serie den Start gefahren. Ich konnte allen Rempeleien aus dem Weg gehen und einige Positionen gutmachen.“

„Vom ersten Training an waren wir in der AM-Klasse konkurrenzfähig“, freute sich Max Edelhoff. „Aufgrund des größeren Tankinhaltes konnten wir bis zu sieben Runden länger fahren als die Profiteams, was uns im Gesamtklassement natürlich geholfen hat. Dafür durften die Rundenzeiten nicht schneller als 2.13 Minuten sein. Ich war nachts mehrfach schneller, aber zum Glück durften wir ja bis zu zehn Joker verbrauchen.“

Vom 2. bis 4. September geht es für das PoLe Racing Team weiter: Dann steht das 24 Stunden-Rennen in Barcelona auf dem Programm.
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