Dienstag, 26. November 2024
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Automobilsport
16.08.2016

Festival der Rennsportklassiker auf dem Nüburgring

Der AvD-Oldtimer-Grand-Prix bot an diesem Wochenende ein Festival der Motorsport-Historie auf dem Nürburgring. Gut 500 Rennwagen aus sieben Jahrzehnten gingen in den 20 Rennen und Gleichmäßigkeitsprüfungen an den Start. Die 51.500 begeisterten Zuschauer sahen auch in den Ausstellungen und Demonstrationsfahrten auf der Strecke viele Automobile mit großer Historie und einzigartige Rennwagen. Darunter waren zum ersten Mal auch Rallyefahrzeuge, die ein Schlaglicht vor allem auf die legendäre Gruppe-B-Ära warfen.

Ein neuer Trackday sorgte zudem für einen stimmungsvollen Auftakt am Freitag, als sich parallel zu den Trainingssitzungen auf dem Grand-Prix-Kurs rund 120 klassische und moderne Sportwagen auf der Nordschleife trafen. Unter den Rennen war es das prall gefüllte Feld der Vorkriegsrennwagen, aber auch die Le-Mans-Sportwagen der 50er und frühen 60er die Höhepunkte. Als Publikumsmagneten erwiesen sich außerdem die beiden Läufe zur Historischen Formel-1-Meisterschaft der FIA sowie das einstündige Rennen der Historischen FIA-Sportwagen-Meisterschaft. In die jüngere Rennsport-Geschichte entführten die stark besetzten Läufe für Formel-3-Monoposti bis 1984 sowie die DRM- und DTM-Revivals.

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Die Organisatoren konnten nach dem AvD-Oldtimer-Grand-Prix ein zufriedenes Fazit ziehen. „Das Wochenende war ein echter Genuss mit tollem Motorsport, begeisterten Zuschauern und dem richtigen Wetter dazu“, fasst Ludwig Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Präsident des Automobilclubs von Deutschland (AvD) zusammen. Gemeinsam mit dem AvD sorgten der Club Historischer Renn- und Sportfahrzeuge Nürburgring (C.H.R.S.N.), die Histomobil GmbH sowie der Hesse Motor Sports Club (HMSC) erneut für ein Wochenende mit neuen Highlights. „Wir sind mit dieser Veranstaltung auf dem richtigen Weg“, so der AvD-Präsident. „Eine neue Fahrergeneration löst nach und nach die bisherigen Starter ab, und mit ihr rücken auch andere Fahrzeugklassen in den Fokus. Diese sukzessive Verschiebung betrifft aber auch unsere Zuschauer, bei denen sich das Interesse zum Beispiel auch auf die Fahrzeuge der 80er Jahre richtet.“ Und diese Ära bildete einen Schwerpunkt im Programm. So gab es etwa die Demonstrationsläufe mit Gruppe-B-Rallyeboliden, die DTM-Fahrzeuge im Tourenwagen-Revival oder die Formel-3-Fahrzeuge bis 1984.

Automobillegenden auf der Rennstrecke Ein stimmungsvoller Höhepunkt war das Rennen der zweisitzigen Rennwagen und GT bis 1960/61. Das Feld der 38 Sportwagen begeisterte am Samstagabend nicht nur die Zuschauer mit einem einstündigen Lauf, der in die Dämmerung hineinführte. „Dieses Rennen zu fahren, ist einfach das Schönste, was man machen kann“, schwärmte etwa Felix Haas, der einen Lola Mk I pilotierte. „Die Stimmung, der Sonnenuntergang, die vielen schönen Autos – da fühlt man sich ein bisschen wie in Le Mans.“ Einer der bekanntesten Teilnehmer war Ex-Formel-1-Pilot Jochen Mass, der einen Mercedes-Benz 300 SL von 1955 fuhr. „Ein wunderbares, gut abgestimmtes Auto, das HK Engineering da aufgebaut hat“, schwärmte er, um lächelnd hinzuzufügen: „Im Feld dieser leichtfüßigen Fahrzeuge hatte er es allerdings etwas schwer. In erster Linie treten wir hier aber nicht an, um gute Platzierungen herauszufahren, sondern aus Freude, diese Autos zu bewegen.“ Ein weiterer Höhepunkt war das Feld der über 40 Vorkriegsrennwagen.

Gemeinsam mit den Organisatoren war es der Allgemeine Schnauferl Club (ASC), der viele Teilnehmer mit ihren Originalfahrzeugen mit an den „Ring“ brachte. Darunter war auch der Mercedes-Benz 680 S Rennsport, in dem Rudolf Caracciola 1927 das Eröffnungsrennen des Nürburgrings gewann. „Es ist nach wie vor etwas Besonderes, dieses Auto zu fahren“, sagte Fahrer Peterheinz Kern. „Mit seiner besonderen Geschichte erfüllt es mich mit Stolz und Freude, es zu bewegen.“ Auch sonst waren einige Fahrzeuge zu bewundern, die Wendepunkte der Rennsportgeschichte markierten. So startete im Feld der Formel-3-Fahrzeuge bis 1984 etwa der Brite Mark Martin mit dem ersten Formel- 3-Wagen des unvergessenen Ayrton Senna, einem Ralt RT 3/82 Toyota. Im Jaguar Village im Fahrerlager konnten die Besucher den XJ13 von 1966 bewundern: Der mittlerweile 96jährige ehemalige Cheftester und Entwickler Norman Dewis, der am Nürburgring zu Gast war, hatte den bildschönen Sportwagen einst für Le Mans entwickelt, wo er jedoch nie eingesetzt wurde.

Ein ähnliches Schicksal erlebte knapp 20 Jahre später John Wheeler: Der Ford-Ingenieur entwickelte einen Ford RS 200 Gruppe S für die Rallye-WM, der nicht zum Einsatz kam: Beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix führte er das von ihm in Privatregie zu Ende gebaute Fahrzeug auf dem Grand-Prix-Kurs und der Nordschleife aus. Opel zeigte mit dem legendären „Cliff“-Calibra das Siegerfahrzeug der Internationalen Tourenwagen-Meisterschaft ITC von 1996 auf der Strecke. Am Steuer saß mit Joachim „Jockel“ Winkelhock ein Publikumsliebling. „Es war das erste Mal, dass ich ein Fahrzeug dieser Generation gefahren habe“, schilderte der beeindruckte Schwabe anschließend. „Ich fuhr damals in der englischen Tourenwagen-Meisterschaft und habe die ITC verfolgt. Natürlich war ich immer neugierig und wollte solch ein Auto einmal fahren. Nun hat es endlich mal geklappt – das hat mich riesig gefreut.“

Viele prominente Gäste

Auf der Rennstrecke und im Fahrerlager konnten die Besucher viele bekannte Gesichter entdecken. So hatte Porsche etwa den fünffachen Le-Mans-Sieger Derek Bell in die Eifel eingeladen. Der Brite war nicht nur gefeierter Star von Interview- und Autogrammstunden im beeindruckenden Porsche-Areal in der Mercedes-Arena. Er führte im Porsche 924 GTP auch die Parade von rund 80 Fahrzeugen zum Jubiläum der Transaxle-Modelle der Zuffenhausener an. Auch in den Renncockpits gab es höchst bekannte Piloten. So startete WEC-Pilot Stefan Mücke in einem Ford Capri RS 3100 im Revivallauf Deutsche Rennsport-Meisterschaft. „Es ist etwas ganz Besonderes, mal wieder in einem alten DRMAuto an den Start zu gehen“, freut er sich. „Der Klang ist einfach unbeschreiblich! Die brachiale Kraft so eines Autos, das kompromisslos gebaut wurde, macht viel Spaß. Da es keine Servolenkung gibt, braucht man auch ordentlich Oberarme. Es ist ein ganz anderes Fahren und man hat ein breites Grinsen im Gesicht.“ In der AvD-Tourenwagen- und GT-Trophäe startete mit Matthias Kahle der siebenfache Deutsche Rallyemeister. Er trat im Tourenwagen-Feld unter anderem im Škoda 130RS sowie im Škoda 200 RS im Feld der Rallyefahrzeuge an. Im liebevoll dekorierten Fahrerlager konnte man aber auch Ex-Formel-1-Pilot Christian Danner begegnen, der in dem für alle Besucher offenen Jaguar Village etwa den neuen Formel E-Rennwagen der Raubkatzenmarke präsentierte.

Erfolgreicher Trackday zum Auftakt

Den Start in das Veranstaltungswochenende markierte der neu eingeführte Trackday für Fahrer von klassischen und modernen Sportwagen. Die Palette der rund 120 Fahrzeuge reichte vom Porsche 911 2.8 RSR aus dem Jahr 1962 und dem Porsche 911 Carrera, sowie Jaguar E-Type Roadster (beide Baujahr 1965) bis hin zu einer großen Gruppe exklusiver Sportwagen, die erst in diesem Jahr aus der Fabrik fuhren. „Wir haben versucht, diejenigen zu erreichen, die mit ihren Fahrzeugen kein Rennen fahren wollen, denen das reine Zuschauen aber zu langweilig ist“, erklärt Organisator Jörge Bratke von Bergen. AvD-Vizepräsident für „Sport, Jugend“, Volker Strycek, machte sich ein Bild vom Geschehen und zeigte sich anschließend zufrieden: „Es war ein sehr bunt gemischtes Feld, die Fahrer waren sehr diszipliniert und die Stimmung gut: Meiner Meinung nach sollten wir an der Veranstaltung festhalten, das ist eine Erfolgsgeschichte.“

Zufriedene Partner

Dass die 44. Auflage des AvD-Oldtimer-Grand-Prix eine Erfolgsgeschichte war, dazu trugen auch die Partner bei. So bereicherten namhafte Automobilunternehmen mit ihren historischen Fahrzeugen und tollen Gästen das Programm. Der TÜV Rheinland informierte in hochinteressanten Fachvorträgen alle interessierten Klassikliebhaber. Neu im Kreis der Unterstützter war die Uhrenfabrik Junghans. So konnten sich die Sieger der Läufe der FIA Masters Historic Formula 1 über eine Uhr freuen, die Matthias Stotz, Geschäftsführer der Uhrenfabrik Junghans überreichte. Er war begeistert über „eine schöne, gut besuchte Veranstaltung, die den Besuchern eine große Bandbreite bietet.“ Als Official Timekeeper unterstützte Junghans das Event. Matthias Stotz freute sich: Die Zuschauer sind sehr nahe am Geschehen, das trägt zu der tollen Atmosphäre bei.“ Die Partnerschaft mit dem Motorsportevent passt dabei gut zum Unternehmen. „Junghans hat traditionell viele Verbindungen zum Thema Automobil“, schildert Stotz. „Schon Arthur Junghans, der Sohn des Gründers, hatte ein Autofaible. Diese Veranstaltung passt aber auch zu uns, weil sich hier Leidenschaft, Tradition und Technik verbinden.“