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ROTAX MAX Challenge
03.10.2016

Packendes Finale der ROTAX MAX Challenge Germany

Es ist vollbracht: Nach fünf Veranstaltungen mit 15 Wertungsläufen ist die ROTAX MAX Challenge Germany 2016 entschieden. Insgesamt 210 Teilnehmer kämpften über die Saison verteilt um Punkte und Pokale in der beliebten Single-Brand-Serie, die durchschnittlich 130 Fahrer bei jedem Rennen begrüßen konnte.

Nach Stationen in Genk (BE), Hahn, Wittgenborn und Kerpen fand am 1. und 2. Oktober im Prokart Raceland von Wackersdorf das langersehnte Finale statt. Da noch in allen Klassen die Titelentscheidung ausstand, war für Spannung gesorgt. Wettergott Pterus meinte es zum Abschluss vergleichsweise gut mit der ROTAX-Gemeinde: Nach einem sonnigen wurde es am Sonntag herbstlich. Immerhin blieb es fast trocken, denn nur die drei Finalläufe der Junioren, Senioren und DD2 wurden vom Regen erwischt.

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Micro: Sieg für Förderer – Titel für Tarillion

Die Nachwuchsklasse der RMC war mit 18 Piloten wieder gut gefüllt und präsentierte sich extrem ausgeglichen. Ein klarer Favorit war zu keiner Zeit des Wochenendes auszumachen. Nichtsdestotrotz stach zu Beginn Dominik Reuters (M-Tec Praga Racing) heraus. Der Herzogenrather fuhr die Trainingsbestzeit und verwandelte seine Pole-Position im ersten Wertungslauf mit einer kämpferischen Vorstellung in einen Sieg. Dahinter kreuzte Titelanwärter Maximilian Tarillion (TBkart) vor Marcel Reisenberger (VPDR) als Zweiter den Zielstrich.

Im zweiten Lauf schlug Tarillion dann zu. Diesmal holte sich der Wiener den Sieg vor Moritz Schmeiss (Beule Kart Racing Team) und Enrico Förderer (M-Tec Praga Racing Team), der das Feld nach Problemen im Zeittraining von hinten aufrollen musste.

Seine Aufholjagd setzte Förderer im Finale fort. Nach einem atemberaubenden Dreikampf bugsierte sich der Leuteroder zum Tagessieg. Zudem schob er sich noch auf den dritten Rang in der Meisterschaft. Jubeln durfte auch Maximilian Tarillion, der als Zweiter den Zielstrich kreuzte und mit diesem Ergebnis den Meistertitel der Micros eroberte. Auch der Drittplatzierte Dominik Reuters konnte sich freuen, holte sich der Youngster doch zum Abschluss seinen ersten Podestplatz. Jonas Teichmann (MSC Wittgenborn e.V.) kam an diesem Wochenende nicht richtig in Fahrt, konnte sich zum Schluss aber den Vizetitel sichern.

Mini: Erster Saisonsieg für Andrisani – Ben Dörr neuer Meister

Ein schweres Los hatte an diesem Wochenende Tabellenführer Finn Gehrsitz (Solgat Motorsport) gezogen. Der Titelfavorit haderte mit der Abstimmung seines Karts und fand sich nur im Mittelfeld wieder. Als er dann auch noch im ersten Lauf in eine Kollision verwickelt wurde, war der Traum vom Gesamtsieg ausgeträumt. Am Ende musste sich der vierfache Saisonsieger mit dem Vizetitel begnügen.

Gleichzeitig präsentierte sich Ben Dörr (CRG Performance) in bestechender Form: Er holte sich zwei souveräne Siege und komplettierte das Wochenende mit Rang zwei im Finale. Diese stolze Punkte-Ausbeute brachte ihm den Meistertitel der Minis ein. Zugleich ist er der erste Mini-Pilot überhaupt, der Deutschland bei den ROTAX MAX Grand Finals vertreten wird, feiert die Kategorie doch ihre Weltfinal-Premiere in Sarno.

Neben Dörr gab es in Wackersdorf noch einen weiteren Gewinner: Gianni Andrisani (RS Competition) war eher mäßig in das Wochenende gestartet, steigerte sich aber stetig und war der Mann des Finales. Am Ende holte sich der Tony-Kart-Pilot seinen ersten Saisonsieg. Komplettiert wurde das Podium der Tageswertung von Luca Thiel (B&W Kartteam), der sich knapp gegen den Trainingsschnellsten Lennart Wolf (Kremer Kartteam) behaupten konnte. Letztgenannter belegte am Ende den dritten Platz im der Meisterschaft.

Junioren: Phil Dörr gewinnt packendes Titelduell

Drei Namen prägten das Saisonfinale der Junioren: Sebastian Estner (RS Competition) sowie die beiden Titelrivalen Phil Dörr (CRG Performance) und Dirk-Larenc Seifreid (RS Competition). Dieses Trio machte die Rennen in Wackersdorf unter sich aus. Nachdem Estner im Qualifying die Nase vorn hatte, sicherte ich Dörr im ersten Rennen den Sieg vor dem Pole-Setter. Seifried sah als Dritter die Zielflagge und ließ vielleicht entscheidende Punkte für die Meisterschaft liegen.

Im zweiten Durchgang erkämpfte sich Estner den Sieg, während die beiden Meisterschaftskonkurrenten auf den Ehrenplätzen einliefen. Diesmal hatte Seifried als Zweiter die Oberhand und Dörr musste sich mit Rang drei begnügen. Gleichzeitig fiel im Verfolgerfeld eine Vorentscheidung bezüglich der Meisterschaft, denn Tamino Bergmeier (Team TKP), der als heißer Titelanwärter gehandelt wurde, schied nach einer unfreiwilligen Kollision aus dem Rennen und dem Kreis der Meisterschaftskandidaten aus.

Zum großen Finale konzentrierte sich die Entscheidung auf Dörr und Seifried, die zu allem Überfluss auch noch punktgleich lagen. Diesmal überließ Estner den beiden Hauptdarstellern die Bühne, da er auf Platz vier zurückfiel. Dafür mischte sich der am Ende Drittplatzierte Andre Walter (Team Scheider) zu Rennbeginn ein und trennte die beiden Titelrivalen. Zur zweiten Rennhälfte fand sich das Duo Dörr/ Seifried zum großen Showdown an der Spitze zusammen, wobei Seifried die Rolle des Jägers übernahm. Als wenn das noch nicht genug Dramatik gewesen wäre, setzte schließlich noch Regen ein und überraschte das slickbereifte Feld. Fingerspitzengefühl war angesagt und Dörr musste Nervenstärke beweisen, um die Spitze zu behaupten. Am Ende sah sich die Rennleitung gezwungen, den Lauf aufgrund der widrigen Bedingungen kurz vor Schluss vorzeitig abzubrechen. Damit feierte Phil Dörr nicht nur den Sieg, sondern auch den Meistertitel. Seifried kreuzte den Zielstrich als Zweiter, womit er den Meistertitel nur um einen Punkt verpasste. Einen engeren Ausgang hätte man wohl in keinem Drehbuch verfassen können.

Senioren: Schöll dominiert, Wissel siegt, Dreyspring triumphiert

Im vollbesetzten Feld der Senioren führte kein Weg am diesjährigen Euro-Challenge-Champion Nicolas Schöll (RS Competition) vorbei. Der Österreicher fuhr die Trainingsbestzeit und dominierte im ersten und zweiten Wertungslauf spielerisch das Geschehen. Zur Wachablösung kam es im Finale, denn im abschließenden Regenrennen lief Max Wissel (Nees Racing) zur Höchstform auf. Der RMC-Open-Sieger war eine Klasse für sich und holte den Sieg vor Kevin Kemmling (Kartschmie.de) und Robert Kindervater (Woik Motorsport).

Mit dem Finalsieg katapultierte sich Wissel zudem zum Vizetitel. Der Gesamtsieg ging an Christopher Dreyspring (VPDR / TAD Racing). Der Nürnberger ließ es in Wackersdorf ruhig angehen, hielt sich aus dem Getümmel an der Spitze heraus und machte den Sack schon im ersten Wertungslauf zu. Damit verteidigte Dreyspring nicht nur seine Krone aus dem Vorjahr, sondern erweiterte sein Portfolio um den mittlerweile vierten RMC-Titel. Einen erfolgreichen Saisonabschluss feierte auch Daniel Woik (Woik Motorsport), der die Rennen als Vierter, Dritter und Zehnter beendete. Damit verpasste der Bergheimer zwar den anvisierten Vizetitel, komplettierte als Dritter aber das Podium der hartumkämpften Meisterschaft.

DD2 Masters: Piert feiert zweiten RMC-Titel

Thomas Piert (Praga) ließ beim Saisonfinale nichts anbrennen. Der Sankt Augustiner markierte schon im Zeittraining die Bestzeit und verwandelte diesen Vorteil in den folgenden zwei Rennläufen in einen Sieg. Damit sicherte er sich bereits vor dem Finallauf seinen zweiten RMC-Meistertitel und das ersehnte Ticket für das ROTAX-Weltfinale. Daran konnten auch Thomas Schumacher (Kartsport-Klimm), Placido Andrisani (RS Competition) und Patrick Henke (Beule Kart Racing Team) nichts ändern. Das Trio belegte in den ersten zwei Läufen jeweils die Positionen zwei bis vier.

Im Finale hatte dann der entthronte Champion seinen großen Auftritt: Tommy Helfinger (M-Tec Praga Racing Team) hatte in den vorangegangenen Läufen eine Zeitstrafe und einen technisch bedingten Ausfall zu verkraften. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch blies er im letzten Rennen des Jahres zur großen Aufholjagd. Fulminant pflügte er durch das Feld, profitierte auch von einer kurzen Slow-Phase, bevor er sich an die Spitze kämpfte und den Tagessieg eroberte. Die Ehrenplätze holten sich wiederum Thomas Schumacher und Placido Andrisani, während Champion Piert als Vierter einlief.

Patrick Henke musste das Finale mit technischen Problemen vorzeitig beenden. Dennoch holte er sich die Vizemeisterschaft, was ihm neben Thomas Piert ein Ticket zum Weltfinale verschaffte. Da er aber in den kommenden Wochen Nachwuchs erwartet, überließ er sein Ticket dem Meisterschaftsdritten Thomas Schumacher, der damit bereits zum dritten Mal zu den ROTAX Grand Finals reisen wird.

DD2: Luka Kamali verteidigt Meistertitel

Ausgeglichen gestaltete sich das Finalwochenende der Königsklasse, wobei Luka Kamali (CRG Performance) von Beginn an seine Ambitionen untermauerte. Der Titelverteidiger fuhr die Trainingsbestzeit und begnügte sich im ersten Rennen mit Rang zwei hinter Rückkehrer Marcel Schirmer (RS Competition), der als Gaststarter keine Punkte erhielt. Kamalis Meisterschaftskonkurrent Pascal Marschall (Beule Kart Racing Team) sah als Fünfter die Ziellinie und musste fortan alles geben, um seine Chancen auf den Gesamtsieg aufrechtzuhalten.

Und das tat der Nürnberger dann auch im zweiten Durchgang. Hier bugsierte sich der Sodi-Pilot zu seinem fünften Saisonsieg. Doch Kamali folgte gleich dahinter mit einem taktischen zweiten Platz, wohlwissend, dass ihm dieses Ergebnis zum erneuten Titelgewinn ausreichen sollte. Unter Berücksichtigung der Streichergebnisse war die Meisterschaft entschieden: Kamali lag uneinholbar in Front und auch der Vizetitel für Marschall war in trocken Tücher.

Entsprechend frei vom Meisterschaftsdruck konnten die designierten Weltfinalteilnehmer dann ins Finale starten, das letztlich im Regen ausgetragen wurde. Die Nässe forderte ihren Tribut, denn Marschall musste schon in der Einführungsrunde einen schnellen Boxenstopp wegen Motoraussetzern einlegen und dem Feld hinterhereilen. Am Ende reichte es trotzdem noch zu Platz sieben.

Vorne trumpfte dafür Maximilian Fleischmann (VPDR) mächtig auf. Nachdem er schon die ersten beiden Läufen als guter Dritter beendet hatte, war er im verregneten Finale eine Klasse für sich und holte sich seinen langersehnten ersten Saisonsieg. Als Zweiter wurde Luka Kamali abgewinkt, während der Niederländer Jordi van Moorsel (Kartschmie.de) das Podium als Dritter komplettierte.

Mit dem Fallen der Zielflagge zog RMC-Initiator Andreas Matis ein positives Fazit: „Ich bin äußerst zufrieden mit der Saison 2016. Wir haben nicht nur gestiegene Teilnehmerzahlen, sondern auch einen sehr stabilen Zulauf. Besonders die kostenreduzierenden Maßnahmen in unseren Nachwuchsklassen haben Früchte getragen. Aber auch der modifizierte Austragungsmodus und der Live-Stream sind auf große Resonanz gestoßen. Wir arbeiten nun mit Hochdruck an den Planungen für 2017. Das Konzept wird sich in den Grundzügen aber nicht verändern, sondern hier und da einen Feinschliff erhalten.”

Während die ROTAX MAX Challenge Germany nun in die Winterpause geht, steht für sieben Teilnehmer noch der Jahreshöhepunkt auf dem Programm. Vom 16. bis 22. Oktober 2016 finden im italienischen Sarno die ROTAX MAX Grand Finals statt. Dort werden Ben Dörr (Mini), Phil Dörr (Junior), Christopher Dreyspring (Senior), Luka Kamali, Pascal Marschall (beide DD2), Thomas Piert und Thomas Schumacher (beide DD2 Masters) sich als deutsche Delegation gegen die internationale ROTAX-Weltelite behaupten.
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