Dienstag, 26. November 2024
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Rallye WM
29.09.2016

Volkswagen, Ogier und Ingrassia auf Titeljagd

Eine „wilde Schönheit“ zähmen und historisches erreichen: Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (FR/FR) könnten sich bereits bei ihrem Heimspiel in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) mit Volkswagen frühzeitig zum vierten Mal in Folge zu Weltmeistern küren. Bei der Rallye Frankreich auf Korsika (29.09.–02.10.2016) wäre dafür ein Sieg Pflicht, um mit den Rallye-Legenden Juha Kankkunen (FI) und Tommi Mäkinen (FI) in Sachen Titelgewinne gleichzuziehen.

Gleichzeitig müsste aber die versammelte Konkurrenz Schützenhilfe leisten. Denn noch haben insgesamt sieben Fahrer/Beifahrer-Duos rechnerisch die Chance auf die WM-Titel, darunter alle drei Crews im Cockpit eines Polo R WRC. Ein Blick auf die Rallye Frankreich auf Korsika, die man auch die „Rallye der 10.000 Kurven“ nennt, lohnt sich also – nicht nur wegen der zehn Wertungsprüfungen auf rauem, teils brüchigem Asphalt und ihre spektakulären 390,92 Kilometer gegen die Uhr.

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Gefühlte 10.000 Mal die sportlichste Linie zwischen A und B – eine Kurve

Man sagt, wenn man bei der „Recce“ – der Besichtigungsfahrt vor jeder Rallye – eine Gerade länger als 150 Meter findet, ist man auf der falschen Insel. Denn bei der Rallye Frankreich auf Korsika folgt nach jeder Kurve sogleich die nächste. Korsika, auch „wilde Schönheit“ genannt, bildet aber nicht nur landschaftlich einen ganz eigenen Charakter. Mit Ausnahme der abschließenden Powerstage beträgt die Distanz jeder Wertungsprüfung mindestens rund 30 Kilometer – eine physische Belastungsprobe für die Fahrer, eine mentale für die Beifahrer, die perfekt getimt den Aufschrieb verlesen müssen.

Verglichen mit der 2015er-Ausgabe der Rallye Frankreich auf Korsika stehen 70 Prozent der Route neu auf dem Programm. Den Auftakt bildet die Prüfung „Acqua Doria–Albitreccia“, deren 49,72 Kilometer gegen die Uhr ausnahmslos Neuland sind. Die zweite Prüfung des Rallye-Freitags bildet „Plage du Liamone–Saroll Carcopino“, die bereits 2015 auf der Agenda stand. Der Samstag bietet mit „La Porta–Valle di Rostino“ sowie „Novella–Pietralba“ legendäre Streckenabschnitte, die den Ruhm der Rallye Frankreich auf Korsika mitbegründet haben und als Klassiker in der Rallye-WM gelten. Der Sonntag wird neben der längsten WP der Rallye „Antisanti–Poggio di Nazza“ mit 53,78 Kilometern von der abschließenden Powerstage „Porto-Vecchio–Palombaggia“ geprägt.

Ein Duo, das Weltmeister werden könnte ...

… Sébastien Ogier/Julien Ingrassia. Was könnte es schöneres geben, als sein Heimspiel in der Rallye-WM zu gewinnen? Ganz klar: Mit einem Sieg dort Weltmeister zu werden. Genau der ist Pflicht für Ogier/Ingrassia, wenn sie zum vierten Mal in Folge frühzeitig als Titelträger in Fahrer- und Beifahrerwertung feststehen wollen, Rang zwei ist nicht genug. Gleichzeitig müssten ihre Gegner – immerhin sechs Duos an der Zahl – weitgehend leer ausgehen.

Zwei Duos, die die Titelentscheidung vertagen könnten ...

... Andreas Mikkelsen/Anders Jæger und Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila. Die beiden teaminternen Duos könnten unter unterschiedlichen Voraussetzungen das Titelrennen offenhalten. Sollte das Volkswagen Duo Mikkelsen/Jæger, derzeit Zweite der WM, trotz voller Punktausbeute von Ogier/Ingrassia Achte oder besser werden oder bei einem Sieg der Franzosen wenigstens die abschließende Powerstage gewinnen, würde die Titelentscheidung frühestens beim elften Saisonlauf in Spanien fallen.

Hayden Paddon und John Kennard (NZ/NZ, Hyundai) sowie Thierry Neuville und Nicolas Gilsoul (B/B, Hyundai) müssten als punktgleiche Dritt- und Viertplatzierter der Gesamtwertung auf Korsika wenigstens Zweite werden und gleichzeitig auch Zweite in der Powerstage, um die frühzeitige Titelvergabe an Ogier/Ingrassia zu verhindern – für den Fall, dass diese gleichzeitig die volle Punktausbeute schaffen. Für alle anderen Fahrer/Beifahrer-Duos – allen voran Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila aus dem Volkswagen Team – gehört es zur Pflichtaufgabe, so wenig wie möglich Punkte auf die WM-Führenden zur verlieren, besser sogar aufzuholen, um die WM offenzuhalten. Schneiden Latvala/Anttila nur um drei Zähler schlechter ab als Ogier und Ingrassia, verbleiben sie im Titelrennen.

Fünf Wochen, drei Rallyes – es geht Schlag auf Schlag in der Rallye-WM

Knapp 1.000 Stunden – exakt 956 und 50 Minuten – zwischen dem Start der letzten zurückliegenden Wertungsprüfung bei der Rallye Deutschland und dem Beginn der ersten bei der Rallye Frankreich – nach einer längeren Pause geht es in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) nun wieder voll zur Sache. Nachdem die Rallye China kurzfristig abgesagt werden musste und damit den Fahrern, Beifahrern und Teams eine ungewohnte Verschnaufpause von rund fünf Wochen bescherte, stehen im Oktober mit Frankreich, Spanien und Großbritannien drei Rallyes in unmittelbarer Folge auf dem Programm. Oder, um im Bild zu bleiben, 51 Wertungsprüfungen in 30 Tagen.