Sportwagen Allgemein
15.11.2016
VdeV-LMP3-Title für Inter-Europol-Competition
Die VdeV Endurance GT Touring & LMP3-Series ist eine französisch basierte Serie, welche die VdeV-Organisation an ihren Rennwochenenden ausrichtet. Sie besteht aus sieben Meetings auf südeuropäischen Kursen und erlaubt die Teilnahme von Sport- und Tourenwagen mehrerer Klassen an Rennen von vier bis sechs Stunden Dauer. So starten LMP3-Wagen, wobei in dieser Saison ausschliesslich Ligiers am Start waren, ein Cup von Ginetta-G57-Prototypen, sowie mehrere Klassen von GT- und Tourenwagen (Z.B GT3, Cup-Autos, Shiluetten-Tourenwagen) in der Serie. Inter Europol-Competition entschied sich am Anfang der Saison für eine Teilnahme an der Serie, da das Rennformat dem der als Hauptprogramm anvisierten Europäischen Le Mans Serie ähnelte und man sich so eine intensivere Vorbereitung mit dem neuen LMP3-Fahrzeug versprach.
Schon zu Beginn der Saison stellt sich dann schnell heraus das das Team mit der Kombination aus dem polnischen Formelpilot Jakub Smiechowski und dem ehemaligen Essener Formelpilot und Renningineur Martin Hippe die Messlatte für die Konkurrenten in der LMP3-Klasse war. Die Saison startete vielversprechend mit einem zweiten Klassen- und Gesamtrang bei den 4 Stunden von Barcelona hinter dem Siegerteam von Duqueine Engineering – ebenfalls einem LMP3-Konkurrenten aus der ELMS. Doch dies war nur der Auftakt einer Serie von fünf Klassensiegen in Folge bei den folgenden 4h von Le Mans, den 4h von Le Castellet, den 4h von Aragon, den 6h von Mugello und den 4h von Magny Cours. In Le Castellet und Mugello errang man sogar den Gesamtsieg im Rennen trotz zunehmender Konkurrenz durch die über 100 PS stärkeren PFV-Ginetta G57 die mit ihrer überarbeiteten Aerodynamik den LMP3 leistungsmässig überlegen sind. Den Sieg in Mugello verbuchte das Team als Highlight, als man mit einem dominanten Vorsprung von sieben Runden auf die nächsten Gegner die Zielflagge entgegen nahm, auch wenn nicht verschwiegen werden sollte, dass das Rennpech der Konkurrenten auf dem Kurs in der Toscana dieses deutliche Resultat begünstigte. Die Siegesserie war am Ende so dominant, das selbst ein vergleichsweise bescheidenes Resultat der Saison in Estoril („nur“ Klassenvierter und „nur“ der siebte Gesamtrang) den Titelambitionen keinen Abbruch tat.
Jakub Smiechowski war nach dem zweiten Rennen in Portugal in Folge (das ELMS-Finale fand zwei Wochen zuvor an selber Stelle statt) überglücklich: „Das war wieder nicht einfach. Zu Rennbeginn hatten wir starken Regen und während des Rennens trocknete es dann ab. Wieder mal waren die Safety-Car-Phasen nicht zu unserem Vorteil und wir hatten an der Vier-Minuten Strafe doch mächtig zu knabbern. Aber wir haben die Schwierigkeiten gemeistert und am Ende gleich in unserer ersten Sportwagensaison einen Titel eingefahren. Wir sind dieses Jahr erst von der Formel- in die Sportwagenszene aufgestiegen und hatten am Anfang der Saison daher überhaupt nicht mit einem Titel gerechnet. Das wir es dennoch geschafft haben, zeigt das die ganze Crew, die Chefmechaniker und das Team-Management über die Saison viel dazu gelernt und dabei einen guten Job gemacht haben. Das ist eine gute Basis für das kommende Jahr. Wir wollen dort unser ELMS-Engagement ausbauen und Ich würde natürlich auch gerne wieder unseren VdeV-Titel in dieser Serie hier 2017 verteidigen.“
Für Smiechowskis Kopilot Martin Hippe war es der erste automobile Motorsport-Titel in seiner Karriere. Der ehemalige Formelpilot, der dem Team in der ELMS auch als Renningenieur zur Seite steht, feierte in diesem Jahr nach einer zehnjährigen Pause sein Comeback als Sportwagenpilot. Der gebürtige Essener musste als kritischen Moment eine Vier-Minuten-Strafe im Rennen wegen einer Fahrzeitüberschreitung überstehen. „Bei so was macht es im Rennen keinen Sinn jemandem einen Vorwurf zu machen. Die Mannschaft ist immer noch neu im Langstreckensport und hatte an diesem Wochenende zusätzlichen Stress mit dem erstmaligen Einsatz eines zweiten Autos. Ich wusste das wir angesichts unseres Vorsprungs den Wagen lediglich nur ins Ziel bringen mussten. Das war am Ende schwierig genug, wegen der immer eingeschränkteren Sicht aufgrund des Finishs in der Dunkelheit. Natürlich hätten wir am Ende am liebsten wieder stilgerecht mit einem Klassensieg gewonnen aber Prio eins war die Meisterschaft und das wir es geschafft haben war wichtig!“
In Estoril brachte Inter Europol Competition zum ersten Mal einen zweiten Ligier JS P3 LMP3 an den Start. Das erst zwei Wochen zuvor gekaufte Auto war mit dem französischen Pilot Phillipe Haezebrouck und dem schweizer Formel-4-Talent Moritz Müller-Crepon besetzt. Trotz einer starken Vorstellung im Rennen, die das Duo eigentlich als Klassenfünfte hätte abschliessen müssen, wurde den beiden Piloten ein Finish verwehrt, als der Wagen 20 Minuten vor dem Rennende bei einsetzender Dunkelheit seinen Lauf im Kies der letzten Kurve vorzeitig beendete. Speziell der 18-jährige Müller-Crepon, der in der deutschen Formel 4 mit Van Ammersfoort Racing startet, zeigte eine richtig starke Vorstellung als er bei seinem ersten Sportwagenauftritt im LMP die schnellsten Zeiten des Teams im Training, im Qualifying und im Rennen erzielte. „Ich kannte die Jungs von Inter-Europol von vergangenen Formel Renault-Auftritten und bin an diesem Wochenende ganz kurzfristig zu meinem Drive gekommen. Mein erster Eindruck im LMP gegenüber der Formelautos ist das du dort weniger frischen Wind und eine eingeschränktere Sicht hast. Es fühlt sich ein wenig an als wenn du in dich in eine rasende Mikrowelle zwängst. Aber nach drei Runden hatte ich mich an das Feeling gewöhnt und entdeckt wieviel Spass so ein LMP3 machen kann. Der LMP3 ist ein perfekter Schritt für junge Formelfahrer wie mich um in die Sportwagenszene einzusteigen. Es war eine sehr interessante Erfahrung und ich würde gerne mit dem Team auch 2017 weiter machen.“
Sein Copilot Phillipe Haezebrouck, ausgestattet mit Rennerfahrung bei den 24 Stunden Rennen von Le Mans und am Nürburgring bestritt ebenfalls sein ersters LMP3-Rennen. „Ich hatte bereits einen Ttest mit dem Ligier zu Saisonbeginn in Magny Cours, hatte mich aber dort im Regen nicht sonderlich wohl in dem Auto gefühlt. Obwohl die Wetterverhältnisse auch hier schwierig waren kam ich dieses mal deutlich besser mit dem Wagen zurecht. Meine guten Bekannten von Inter Europol haben saubere Arbeit bei der perfekten Abstimmung des Autos geleistet. Obwohl das Chassis brandneu ist waren wir von Anfang an mit vorne dabei.“
Team-Manager Michael Keese hatte in den letzten Wochen viel Arbeit in das Debüt des zweiten Autos gesteckt. „Der Ausbau unseres LMP3-Programms ist die logische Folge aus den positiven Erfahrungen, die wir diese Saison gesammelt haben. Der Titel in der VdeV ist ein hart erarbeitetes und verdientes Resultat aller Teammitglieder die daran beteiligt waren. Martin und Jakub haben auf der Strecke dieses Jahr eine exzellente Arbeit abgeliefert. Auch das Team hat sich gut ins neue Auto eingearbeitet geht damit richtig professionell um. Unser Chef-Mechaniker Martin Ververka und RenningenieurJörg Kanfelder haben einen hervorragenden Job abgeliefert den Ligier auf einem hohen Level vorzubereiten, was sich auch in der ELMS in immer besser werdenden Resultaten niedergeschlagen hat. Mit nun zwei Autos stehen uns im nächsten Jahr alle Optionen für eine Erweiterung des Programms offen.“
Derzeit prüft das Team die möglichen Programme für das kommende Sportwagenjahr 2017 und sucht dafür weitere Fahrer. In Erwägung stehen Engagements in der Europäischen Le Mans Serie, dem ebenfalls vom ACO ausgerichteten Michelin Le Mans Cup, der neuen Creventic Prototype Series und eine Wiederholung des VdeV-Engagements in dem die polnische Mannschaft den Titel gerne verteidigen würde.