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24h Nürburgring
29.05.2017

HTP Motorsport: Schlechter Lohn für eine starke Leistung

Vor einer Rekordkulisse von 205.000 Zuschauern rund um die legendäre Nordschleife ist das Mercedes-AMG Team HTP Motorsport beim 45. ADAC Zurich 24h-Rennen Nürburgring für eine großartige Mannschaftsleistung schlecht belohnt worden. Obwohl sich bereits im Training abgezeichnet hatte, dass die Mercedes-AMG GT3 unter den gegebenen Umständen das Tempo der absoluten Spitze nicht ganz würden mitgehen können, tauchte der von Startplatz 15 aus ins Rennen gegangene Wagen mit der Startnummer 50 schon nach dem ersten Boxenstopp in den Top-Acht des mit 34 GT3-Fahrzeugen exzellent besetzten Startfelds auf.

Und dort blieb der vom schweizerisch-italienischen Doppelbürger Edoardo Mortara (30), dem Schweden Edward Sandström (38), dem Österreicher Dominik Baumann (24) und dem Deutschen Maximilian Buhk (24, Reinbek) pilotierte Sportwagen auch – bis 20 Minuten vor der Zielflagge. Dann schlugen der Wettergott und die berühmt-berüchtigte Nordschleife zu. 

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Eine gute halbe Stunde vor Schluss gingen die ersten Regentropfen über der Eifel nieder, allerdings nur lokal und zunächst mengenmäßig begrenzt. Die Frage der richtigen Reifenwahl für die Schlussphase wurde zum Glücksspiel. Die HTP-Mannschaft entschied sich dazu, keinen Extra-Stopp einzulegen und die profillosen Slicks aufgezogen zu lassen. Und in der Regenlotterie zogen die Mannen aus Altendiez damit letztlich eine Niete. Nicht nur, dass man die erhoffte Chance verpasste, vielleicht doch noch in den Kampf um die Podestplätze eingreifen zu können. Nach einem unglücklichen Ausrutscher von Schlussfahrer Buhk im mittlerweile starken Regen stand man am Ende sogar ganz mit leeren Händen da. Und das auf Rang 6 liegend in seiner 156. und damit planmäßig vorletzten Rennrunde. 

Auch wenn ihm alle Teamkollegen den Rücken stärkten, war der Norddeutsche am Boden zerstört: „Ich fuhr aus der Fuchsröhre heraus ziemlich vorsichtig den Anstieg hoch, weil die Strecke schon recht nass war. Doch beim Anbremsen der Linkskurve am Adenauer Forst rutschte das Auto mit eingeschlagenen Vorderrädern einfach geradeaus – Aquaplaning. Nach dem Einschlag war der Wagen arg krumm. Ich habe noch versucht, irgendwie zurück an die Box zu kommen, merkte aber schnell, dass dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt war. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie enttäuscht ich bin. Das gesamte Team hat so fantastische Arbeit geleistet und mehr als 23 Stunden lang das absolute Maximum aus unserem Paket herausgeholt. Und dann unterläuft mir so ein blöder Fehler.“ Weil er nicht, wie vom Reglement gefordert, die Zielflagge sah, wurde der silberne Mercedes-AMG GT3 aus der Wertung genommen. 

Teamkollege Mortara nahm den jungen Deutschen in Schutz. „Mit Slicks im Regen zu fahren, ist unglaublich schwierig. Das hätte jedem von uns passieren können. Natürlich sind wir alle enttäuscht. Aber für mich persönlich war es auch ein tolles Wochenende. Obwohl wir nicht ganz die Pace der Spitze mitgehen konnten, haben wir es geschafft, um die Top-Fünf
 mitzufahren. Ich habe die Arbeit mit meinen Fahrerkollegen und dem gesamten HTP-Team sehr genossen“, lobte der Mercedes-AMG DTM-Pilot. 

Für das Schwesterfahrzeug mit der Startnummer 47 war das Rennen bereits beendet, bevor es richtig in Fahrt gekommen war. Grund war eine unglückliches Auffahr-Kollision in der 25. Rennrunde am frühen Samstagabend. HTP-Pilot Stefan Mücke berichtet: „Ich fuhr ganz dicht im Windschatten eines GT3-BMW durch den Streckenabschnitt Kesselchen, als dieser vor der ‚Mutkurve' abrupt verlangsamte. Wegen eines Unfalls waren Code-60-Schilder herausgehalten worden, die ich wegen des geringen Abstands nicht sehen konnte. So hatte ich keine Chance, rechtzeitig zu reagieren, und bin dem BMW hintendrauf gefahren.“ 

Die HTP-Mechaniker gaben ihr Bestes, mussten aber nach fast zweistündigem Reparaturversuch einsehen, dass die Schäden am gelben Mercedes-AMG GT3 zu gravierend waren, um sie vor Ort beheben zu können. Damit war das Rennen für den 35-jährigen Berliner Mücke und seine Teamkollegen Christian Hohenadel (40, Quierschied), Sebastian Asch (30, Ammerbuch) sowie den auf beiden Fahrzeugen gemeldeten Baumann beendet. „Es ist ein Jammer, denn wir waren gut vorbereitet und hatten ein starkes Paket. Aber so ist der Langstreckensport eben“, kommentierte Asch, der so im Rennen gar nicht zum Einsatz kam. Dennoch richtete der Schwabe keinerlei Vorwurf an den Fahrerkollegen: „Das hätte jedem von uns genauso passieren können. Stefan konnte nichts dafür.“ 

So war es am Ende der dritte, unter der Bewerbung des MANN-FILTER Team HTP Motorsport startende Mercedes-AMG GT3, der für die Mannschaft um Teamchef Norbert Brückner die Kohlen aus dem Feuer holte. Der Bolide im markanten gelb-grünen Design in den Händen von Kenneth Heyer (37, Wegberg), Patrick Assenheimer (25, Heilbronn), dem Niederländer Indy Dontje (24) und DTM-Rekordchampion Bernd Schneider (52, Bottighofen/CH) fuhr die 24 Stunden problemlos durch und wurde am Ende mit dem 14. Rang belohnt. „Wir haben im Großen und Ganzen das Maximum herausgeholt“, konstatierte der zweimalige 24-h-Nürburgring-Gesamtsieger Schneider. „Wir sind fehlerfrei durchgekommen, das Auto hat keinen Kratzer, und die Boxenmannschaft hat exzellente Arbeit geleistet. Natürlich sind wir vor diesem Hintergrund mit der Platzierung nicht ganz zufrieden. Aber unser Paket war hier leider nicht siegfähig.“ 

Auch Teamchef Norbert Brückner kommentierte den Ausgang des Rennens mit gemischten Gefühlen: „Einerseits bin ich unheimlich stolz auf meine ganze Mannschaft, die über das gesamte Wochenende hinweg großartige Arbeit geleistet und einen fantastischen Teamgeist an den Tag gelegt hat. Andererseits bin ich natürlich extrem enttäuscht. So kurz vor Schluss ein mögliches Top-Fünf-Ergebnis aus der Hand geben zu müssen, ist unglaublich bitter. Und dabei mache ich Maxi überhaupt keinen Vorwurf. Die Bedingungen waren extrem, so etwas kann nun einmal passieren. Alle elf Fahrer haben einen sehr guten Job gemacht. Schade, dass nicht mehr dabei herausgekommen ist. Das Team hätte es verdient gehabt. Aber wer uns kennt, der weiß: Rückschläge stacheln uns nur umso mehr an, es beim nächsten Mal noch besser zu machen ...“