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24h Spa
01.08.2017

Fakten zum vierten Audi-Sieg in Spa

Am 30. Juli hat Audi zum vierten Mal die 24 Stunden in Spa gewonnen. Hintergründe und Fakten zum Sieg in den Ardennen.

Nach drei Erfolgen in den Jahren 2011, 2012 und 2014 hat der Audi R8 LMS nun seinen vierten Gesamtsieg bei den 24 Stunden in Spa eingefahren.

Der Audi R8 LMS ist der Gewinner, hat die Chassisnummer AS4SAFGT201700072 und war bereits bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring im Einsatz. Das Audi Sport Team Land brachte den Rennwagen damals mit der Nummer 28 an den Start.

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Audi hat 98 von 546 Führungsrunden verbucht. Das Audi Sport Team WRT lag mit der Nummer 1 insgesamt 22 Runden vorn, die Nummer 2 kam auf 30 Runden und die Nummer 5 auf eine Runde. Das Audi Sport Team Saintéloc hat mit der Nummer 25 das Feld 45 Runden lang angeführt. 

Insgesamt prägten 58 Führungswechsel das Rennen – mehr als doppelt so viel wie bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring im Mai. Das Feld war extrem ausgeglichen.

Nach 546 Rennrunden hat der siegreiche Audi R8 LMS genau 3.824,184 km zurückgelegt. Damit kamen die Gewinner weiter als in den vergangenen drei Jahren. Nach insgesamt 24:00.51,980 Stunden entspricht das einem Mittelwert von 159,245 km/h inklusive aller Boxenstopps.

Hätte der Audi R8 LMS wie sein straßenzugelassenes Pendant einen Kilometerzähler, so wäre der Stand beim Auto mit der Nummer 25 in der letzten Juli-Woche um 4.216,408 Kilometer gestiegen. 602 Runden haben die Piloten vom ersten Freien Training am Donnerstag bis ins Ziel am Sonntag abgespult. Das entspricht 6,4 Mal der Distanz vom Sitz von Audi Sport customer racing in Neuburg an der Donau bis zur Rennstrecke in Spa-Francorchamps.

Das siegreiche Fahrertrio verbindet ganz unterschiedliche Erfahrungen mit dem Rennen in Spa: Für Jules Gounon war es der erste Einsatz für einen Automobilhersteller und zugleich sein erster 24-Stunden-Rennsieg. Christopher Haase hat mit Audi bereits die 24 Stunden auf dem Nürburgring gewonnen, allerdings noch nie zuvor in Spa. Markus Winkelhock hat beide Langstreckenklassiker bereits mit Audi gewonnen. 2017 hat er sogar beide Rennen in einer Saison für sich entschieden – wie bereits 2014.

Nicht nur Markus Winkelhock ist in diesem Fahrertrio ein Pilot, dessen Vater bereits Rennfahrer war. Auch der Vater von Jules Gounon – Jean-Marc Gounon – war international am Start. Unter anderem pilotierte er 2005 bei den 24 Stunden von Le Mans einen Audi R8 LMP-Sportwagen des Teams Oreca und erreichte den vierten Platz.

Zum ersten Mal hat das Audi Sport Team Saintéloc ein 24-Stunden-Rennen mit Audi gewonnen. Das Team aus Saint-Étienne hat zuvor noch nie einen Marathon zwei Mal rund um die Uhr für sich entschieden. Das Team zählt zu den Kunden der ersten Stunde und setzt den Audi R8 LMS seit 2010 ein.

Während die meisten Teams nach ihren Eigentümern benannt sind oder Abkürzungen dieser Namen aufweisen, ist es beim Audi Sport TeamSaintéloc ein wenig anders. Die Mannschaft ist im ostfranzösischen Saint-Étienne zu Hause. In den siebziger Jahren gab es dort einen erfolgreichen Fußballclub, dessen Fans stets „Sainté“ skandierten. Dieses Kürzel übernahm Teamchef Sébastien Chetail 2004 bei der Benennung seines Rennteams. Die Endung „loc“ wiederum deutet auf „location de voitures de course“ hin, also die im Kundensport übliche Vermietung von Rennwagen.

Die Startnummer 25 sah zu Rennbeginn keineswegs wie der große Favorit aus. Für Startfahrer Markus Winkelhock begann das Rennen auf Platz 19. In Runde 166 hat der spätere Sieger erstmals geführt. In der Nacht handelte sich die Nummer 25 sogar eine Runde Rückstand ein. Erst am Sonntagmorgen hatte sich das Fahrertrio ab Runde 359 dauerhaft zurückgerundet und gewann schließlich. 

Markus Winkelhock drehte die schnellste Rennrunde. In Runde 362 umrundete er den Kurs in den Ardennen in einer Zeit von 2.19,756 Minuten mit einem mittleren Tempo von 180,4 km/h.

Der Altersdurchschnitt der diesjährigen Gewinner betrug 29,3 Jahre. Jules Gounon ist mit 22 Jahren der Jüngste. Christopher Haase ist 29 Jahre alt, Markus Winkelhock 37.

Auf dem Weg zum Sieg hat Jules Gounon sieben Stints absolviert. Christopher Haase und Markus Winkelhock saßen je zehn Mal im Auto. Die Gesamtstandzeit des Rennwagens in den Boxen für Nachtanken, Reifen- und Fahrerwechsel sowie ein regulärer Service an den Bremsen betrug 1:00,41 Stunden. Der einzige außerplanmäßige Service war auf ein nicht richtig festgezogenes Rad zurückzuführen, das einen weiteren Stopp erforderte.

In einer regulären Runde betätigen die Piloten das Sechsgang-Getriebe des Audi R8 LMS auf dem 7,004 Kilometer langen Kurs von Spa 39 Mal. Daraus ergeben sich 21.294 Schaltvorgänge über die gesamte Renndistanz.

In den einzelnen Rennabschnitten zog das Team 26 Sätze Slicks und nachts einen Satz Regenreifen von Pirelli auf. Die Entscheidungen fällten Nicolas Drouelle und Nicolas Chomat gemeinsam – die beiden Renningenieure arbeiteten für die Startnummer 25 als Duo.

Der Audi R8 LMS hat nun bereits elf Gesamtsiege bei 24-Stunden-Rennen gefeiert. Je vier Mal hat der GT3-Rennwagen die Wettbewerbe auf dem Nürburgring und in Spa für sich entschieden. Hinzu kommen zwei Siege bei den 24 Stunden von Zolder und einer bei den 24 Stunden von Dubai.

Die Zahl 69 hatte für Jules Gounon schon immer eine besondere Bedeutung. In seiner Go-Kart-Zeit war es seine bevorzugte Startnummer. 69 Tage vor dem Start bestätigte ihm Audi seinen Einsatz bei der 69. Ausgabe der 24 Stunden von Spa. Der geplante Flug wäre sein 69. in diesem Jahr gewesen, doch er fiel aus. So fuhr der Nachwuchspilot in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch 800 Kilometer von Südfrankreich nach Belgien, um am Mittwoch pünktlich die ersten Termine wahrnehmen zu können.

Eigentlich lehnt Markus Winkelhock jeglichen Aberglauben ab. Als er vom Rennwochenende im ADAC GT Masters in Zandvoort in den Niederlanden direkt nach Spa gereist ist, buchte er für eine Nacht eine unter Rennfahrern beliebte Lodge. Der rennsportbegeisterte Inhaber benannte die Zimmer nach bekannten Piloten. So gibt es auch einen Raum mit dem Namen „Markus Winkelhock“. Ausgerechnet den aber wies das Personal nicht dem Audi-Piloten zu. Stattdessen nächtigte er im Raum „Eric van de Poele“. Der Belgier ist mit fünf Siegen bei den 24 Stunden von Spa Rekordhalter. Immer wenn er im Gemach mit seinem Namen übernachtete, gewann er das Rennen. Als er einmal in einem anderen Zimmer schlief, verlor er es. Der Hotelinhaber wollte, dass Winkelhock gewinnt, und wies ihm deshalb explizit dieses Zimmer zu. Ihn besuchte Markus Winkelhock am Montag nach dem Sieg noch einmal und bedankte sich sehr herzlich.

Bei der Autogrammstunde am Mittwoch in der Innenstadt von Spa entschieden die drei Fahrer spontan, den Heckflügel ihres Rennwagens zu signieren. Anschließend überzeugten sie auch die Mechaniker von dieser Idee. „Ich habe so etwas noch nie zuvor getan“, sagte Christopher Haase. „Die Idee verkörperte den guten Teamgeist, der auch am Wochenende geherrscht hat.“