Gary, du bist an den Rennwochenenden oft weit weg von zuhause. Wie schwer ist es, Freundschaften zu pflegen?
Gary Paffett: „Das ist schon schwierig. Andererseits habe ich den Großteil meiner Freunde über den Motorsport kennengelernt. Ich spreche eigentlich mit niemandem mehr, mit dem ich zusammen zur Schule gegangen bin. Hin und wieder schreibe ich mit ein paar Leuten von damals auf Facebook. Aber richtigen Kontakt habe ich zu diesen Leuten nicht mehr. All meine Freunde kommen aus dem Motorsport. Andererseits habe ich ohnehin keinen riesengroßen Freundeskreis, den ich jede Woche zum Abendessen sehe. Es gibt ein paar Leute, die wir über Schulfreunde unserer Kinder kennengelernt haben sowie natürlich die Leute aus dem Rennsport. Das ist letztendlich mein Freundeskreis.“
Kannst du dich an das erste Mal erinnern, als du um ein Autogramm gebeten wurdest?
Gary Paffett: „Nein, das kann ich nicht. Ich kann mich aber an die Zeit erinnern, als ich meine Unterschrift geübt habe. Wenn du das erste Mal ein Autogramm geben musst, wirst du meistens kalt erwischt. Ich habe es unterschrieben, wie ich sonst alles unterschrieben habe. Das habe ich dann ein paar Mal gemacht und mir gedacht: das dauert viel zu lange, daran muss ich etwas ändern. Und dann ging ich durch den ganzen Prozess in dem ich entschied, wie mein Autogramm aussehen sollte.“
Kannst du dich noch an das erste Mal erinnern, als du in der Öffentlichkeit erkannt wurdest?
Gary Paffett: „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es das erste Mal war. Zunächst passiert es dir als Rennfahrer sowieso nicht so häufig, da du keine unglaubliche Berühmtheit bist. Aber als ich einmal in Deutschland am Flughafen angekommen bin, ging ich durch die Passkontrolle und der Typ sah mich an, schaute auf den Pass, drehte sich zu seinem Kollegen um und zeigte ihm den Pass. An diesem Punkt machte ich mir etwas Sorgen, dass sie mich mitnehmen würden. Aber dann sagte er: „Oh, Gary Paffett, viel Glück am Wochenende!“ Und ich sagte: „Oh, vielen Dank.“ Das war wohl das erste Mal, dass mich jemand abseits der Rennstrecke erkannt hat. Das passiert mit der Zeit mehr und mehr. Je länger du dabei bist, desto mehr Leute kennen dich. Es ist auch in England schon ein paar Mal passiert, wo ich lebe. Es ist immer etwas seltsam, wenn du abseits der Rennstrecke erkannt wirst.“
Würde es dir gefallen, wenn du mehr im Rampenlicht stehen würdest, dich mehr Leute erkennen würden und du irgendwo in den Boulevardzeitungen auftauchen würdest?
Gary Paffett: „Nein, nicht wirklich. Ich mache diesen Job nicht, um berühmt zu sein. Ich tue es, weil ich das Racing, die Arbeit mit all den Leuten und das Reisen liebe. Aber nicht, weil ich berühmt sein will. Das ist nur ein Nebeneffekt von dem, was wir tun. Ich liebe die Fans und die Unterstützung, die ich von ihnen erhalte. Aber das ist natürlich nicht der Hauptgrund. Es gehört einfach zu dem, was wir tun, dazu.“
Welche Person hat dein Leben am meisten beeinflusst?
Gary Paffett: „Da gibt es viele Menschen, die mein Leben beeinflusst haben. Ursprünglich war es natürlich mein Vater, der mich an den Sport herangeführt hat. Meine Mutter und mein Vater haben mich großgezogen und damit logischerweise den Großteil der Arbeit erledigt und mich auf den Weg gebracht, auf dem ich heute bin. Die zweite Person war Martin Hines, dem das Kart-Team gehört, für das ich die meiste Zeit in meiner Karriere gefahren bin. Er hat mich entdeckt und finanziell bei allem unterstützt, was ich damals gemacht habe. Er war eine große Nummer in der Welt des Kartsports, er wusste alles darüber. Aber er wusste nicht so viel über Automobilrennsport und wie es dort weitergeht. Martin wurde zunächst mein Manager, aber das hat nicht gut funktioniert. Nichtsdestotrotz war er die Person, die mehr an mich geglaubt hat als jede andere. Er hatte nie den geringsten Zweifel an meinen Fähigkeiten. Und es gibt andere Menschen oder Manager, die zwar an dich glauben, aber es gleichzeitig Momente gibt, in denen du denkst, dass sie sich nicht wirklich sicher dabei sind. Er stand aber zu 100% hinter mir und versuchte, mit seinem Enthusiasmus und der Überzeugung, wie gut ich war, mich bei anderen Leuten bekannt zu machen. Das hat mir dabei geholfen, dorthin zu gelangen, wo ich jetzt bin. Ab dem Alter von zehn Jahren bis zu meiner Formel-3-Zeit in Deutschland war er die Person, die alles ermöglicht hat. Ohne ihn wäre es nicht möglich gewesen.
Eine weitere wichtige Person ist natürlich Lisa. Wir sind zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten und manchmal brauche ich sie, um mir einen kleinen Reality-Check zu geben. Ich bin ein ziemlicher Optimist und sehe immer in allem und jedem das Gute. Sie muss mir manchmal klarmachen, dass die Dinge doch nicht ganz so gut sind, wie ich denke. Und sie hat meistens Recht, was ziemlich nervt. Aber sie hat ganz einfach oft Recht. Nicht jeder ist so gut, wie ich denke. Das ist manchmal sehr schade. Aber Lisa ist ohne Frage diese gegensätzliche Persönlichkeit zu mir. Das hilft sehr und wir funktionieren zusammen sehr gut. Sie hat mich zweifelsohne als Mensch sehr verändert, von dem Tag an, als wir uns kennengelernt haben.“